Firmen der Region: Mibe Arzneimittel Firmen der Region: Mibe Arzneimittel: Frischzellen-Therapie für alte Marken
Brehna/MZ. - Produktionsverlagerungen ins Ausland, still gelegte Werke, in die Arbeitslosigkeit entlassene Mitarbeiter - Hiobsbotschaften, die immer häufiger die Wirtschaftsnachrichten trüben. Die Dermapharm AG (Grünwald bei München) zeigt, dass es auch anders geht. Das Unternehmen hat einen Standort in der Schweiz zugunsten eines neuen Werkes in Brehna bei Bitterfeld aufgegeben.
Eigens für das Engagement in Mitteldeutschland gründete der Investor die 100-prozentige Tochter Mibe Arzneimittel GmbH Brehna. "Wir haben dieses Vorhaben realisiert, um ein Bekenntnis zum Standort Deutschland abzugeben", sagt Mibe-Geschäftsführer Wolfgang Müller. Dass auch die lukrativen Fördersätze in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Motiv für die Ansiedlung in Brehna waren, will der Manager dabei gar nicht verhehlen.
Die grundlegende Entscheidung für den Neubau sei aufgrund der Markterfolge von Dermapharm gefallen. "Die Kapazitäten in der Schweiz reichten einfach nicht mehr aus, um dem neuen Anspruch, Aufbau eines kompletten Arzneimittelprogramms - und zwar ohne Lohnfertigung bei Fremdfirmen - gerecht zu werden", erläutert Hans-Georg Feldmeier, ebenfalls Geschäftsführer von Mibe. Dermapharm hat vorrangig Salben im Angebot. In Brehna können nun beispielsweise auch Tabletten hergestellt werden. Das Werk produziert rund 80 Präparate. Etwa 60 davon für die Mutter Dermapharm, die anderen unter eigenem Namen.
Mibe konzentriert sich ganz auf eine Marktlücke bei den so genannten Generika, also den Nachahmer-Präparaten. Sie besitzen den gleichen Wirkstoff wie das Original-Produkt. Nach Ablauf des Patentschutzes ist es jedem anderen Unternehmen erlaubt, nach Erwerb der entsprechenden Zulassung, ein solches Imitat auf den Markt zu bringen. Es ist zumeist erheblich preisgünstiger als das Vorbild.
Einige seit vielen Jahren bewährte Wirkstoffe würden heute in bis zu 25, 30 verschiedenen Medikamenten angeboten, beschreibt Feldmeier die Situation. Nach dem Willen des Gesetzgebers ist es möglich, dass der Apotheker wirkstoffgleiche Arzneimittel austauschen kann. Bei den Patienten kann das zur Verunsicherung führen. "Vor allem ältere Menschen sind misstrauisch, wenn ihnen der Apotheker ein Medikament zwar gleichen Wirkstoffs aber völlig anders verpackt und mit neuem Namen aushändigt", sagt Müller. Mibe habe sich daher der Strategie verschrieben, ehemalige Originale unter dem alt bekannten Namen, aber zum günstigen generischen Preis anzubieten. "Unsere Arzneimittel sollen sich von der Masse austauschbarer Generika unterscheiden", betont Feldmeier. Die Manager führen Zyloric als Beispiel an. Ein Präparat, mit dem in Deutschland schon seit den 60er Jahren Gicht-Kranke erfolgreich behandelt worden sind. Während die Konkurrenz den darin enthaltenen Wirkstoff heute in einer Vielzahl von Präparaten unterschiedlichster Bezeichnungen auf den Markt wirft, hat Mibe den geschützten Namen "Zyloric" gekauft. Das Unternehmen setzt also auf unverwechselbare Originale, die vielen Ärzten und Patienten noch bekannt sind. "Im Grunde genommen werden alte, fast in Vergessenheit geratene Marken, von uns wiederbelebt", sagt Müller. Eine "Frischzellen-Therapie", die Wirkung zeigt.
Inzwischen produziert das Brehnaer Unternehmen für Mibe acht generische Präparate unter altbekanntem Namen zum Generikapreis. Vor allem für Herz und Kreislauf. Überzeugt vom Erfolg dieser Strategie, denkt man im Management bereits über eine Erweiterung der Produktion nach. Es sei gut möglich, dass sich die Beschäftigtenzahl innerhalb der nächsten drei Jahre um rund 80 auf etwa 180 erhöht, kündigte Feldmeier an.