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Firmen der Region: Jürgen Heidenreich GmbH Firmen der Region: Jürgen Heidenreich GmbH: Kühle Räume durch heiße Sonnenstrahlen

Von Heiko Wigrim 19.02.2001, 17:42

Köthen/MZ. - Jörg Heidenreich ist von der Zukunft der Solartechnik überzeugt. Doch nicht allein Solaranlagen zur Stromgewinnung widmet der Juniorchef der traditionsreichen Köthener Sanitärbaufirma Jürgen Heidenreich GmbH sein derzeitiges Augenmerk. In Spanien betreut er den Aufbau einer Klimaanlage.

Das Besondere dabei: Hier wird zur Kühlung des neu gebauten Golf-Hotels bei Alicante eine Solaranlage mit einer Absorptionskältemaschine gekoppelt. Im Technologiezentrum der Hochschule Anhalt in Köthen steht ein Prototyp dieser Anlage. Entwickelt wurde er im dortigen Institut von Professor Kurt Gramlich. "Die Zusammenarbeit mit der Hochschule entwickelte sich durch ein Projekt am Technologiezentrum. Wir erhielten den Zuschlag für den Bau der thermischen Solaranlage", erinnert sich Jörg Heidenreich. Ende 1998 war dies, damals kam auch der Kontakt der Firma zu Gramlich zustande. Die Nutzung einer Solaranlage für Kühlzwecke "ist etwas ganz Neues", bestätigt Heidenreich. Deshalb habe die Anlage auch noch nicht die Marktreife erlangen können. "Die Anlage funktioniert - aber eher zu Versuchszwecken." Das Spanienprojekt sei ein klein wenig zu früh gekommen, andererseits werde es genutzt, um die Anlage im Betrieb zu erproben. "Noch ist das technische Risiko, alles auch ökonomisch sinnvoll hin zu bekommen, doch recht hoch."

Aber davon lassen sich weder die Wissenschaftler der Hochschule noch die Praktiker der Firma Heidenreich abschrecken. "Durch die längere Sonnenscheindauer in Spanien ergibt sich gegenüber Deutschland ein breiteres Anwendungsgebiet." Gerade in den südlichen Ländern breite sich die solare Nutzung aus. "Die Anlage in Spanien liefert uns wichtige Messwerte, aufgrund derer wir weitere Verbesserungen vornehmen können", erklärt Heidenreich. Besonders günstig sei dabei die direkte Verbindung von Hochschule und Wirtschaft. "Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse können wir beim Bau der Anlage direkt umsetzen." Das habe natürlich Grenzen: "Nicht jede kleinste Verbesserung des Wirkungsgrades wird sich ökonomisch sinnvoll umsetzen lassen."

Die Köthener Firma ist in Spanien beratend tätig. "Ich war selbst mehrfach vor Ort, habe Handwerker eingewiesen, habe Hinweise gegeben, wie es besser gemacht werden kann, wir haben Berechnungen durchgeführt." Vor Ort fehle einfach das Know-how für diese neue Technologie. "Wir hatten Glück, dass dort jemand war, der die Anlage wollte und auch das Geld dafür hatte. Diese Chance mussten wir einfach nutzen."

"Das Besondere dieser Klimatisierung ist, dass auf mechanische Lüftung verzichtet werden kann." Keine ewig rauschende Klimaanlage wird in die Hotelzimmer eingebaut, sondern ein System, das auf der so genannten natürlichen Konvektion basiert - ähnlich wie ein Heizkörper. "Prinzip ist, dass kalte Luft schwerer ist als warme und nach unten fällt. Damit werden die Zimmer lautlos kühl gehalten." Und in der kühlen Jahreszeit dient das gleiche Rohrsystem als Heizung. In Ostdeutschland sieht Heidenreich Probleme, solche neuen Technologien anzuwenden. "Hier wird eher der wirtschaftliche Aspekt gesehen und eine solche Anlage rechnet sich nicht sofort." Es gehöre schon viel Idealismus dazu, sich für Solarenergie zu entscheiden. Immerhin koste eine Anlage wie die in Spanien mit Kollektoren, Speichern und Absorptionskühler rund 180000 Mark - ohne die Montagekosten.