1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Firmen der Region: Glasmanufaktur Harzkristall: Firmen der Region: Glasmanufaktur Harzkristall: Derenburger bringen Phantasie ins Glas

Firmen der Region: Glasmanufaktur Harzkristall Firmen der Region: Glasmanufaktur Harzkristall: Derenburger bringen Phantasie ins Glas

Von Steffen Höhne 23.12.2001, 17:27

Derenburg/MZ. - Die 1946 durch sudetendeutsche Glasarbeiteraufgebaute Mundglasmanufaktur ist eine derletzten in Deutschland. "Wir repräsentierenals letzte Glasmanufaktur die Jahrhundertealte Glashüttentradition im Harz", sagt nichtohne Stolz Volker Arnold, Geschäftsführerder Manufaktur. Dass es die Derenburger Glasmacherheute noch gibt, verdanken sie jedoch eherihrem Geist für modernes Design. 1966 begannmit dem Anschluss an die heutige Hochschulefür Kunst und Design Burg Giebichenstein inHalle eine einzigartige Zusammenarbeit zwischenDesignern und Glasarbeitern. Die Design-Glasproduktemit der fliegenden Brockenhexe als Markenzeichenwaren in der DDR gefragte und seltene Waren.

Nach der Wende wurde die Arbeit mit denDesign-Studenten weitergeführt und auf andereDesignhochschulen ausgeweitet. "Im Prozesslernen nicht nur Studenten neues hinzu, sondernauch gestandene Glasmacher", erklärt Arnold.Auch in Zukunft will die Glashütte den Design-und Kunststudenten ein Podium für ihre praktischeArbeit zu geben. Mit der Übernahme der Manufakturdurch das Land Sachsen-Anhalt 1993 steht diesesUnterfangen auf sicheren Füßen.

Als Anfang der 90er Jahre viele Absatzmärktewegbrachen, setzte die Glasmanufaktur aufihre Stärken bei Design betonten Geschenkartikeln,Sonderanfertigungen für Denkmalpflege undobjektbezogene Entwicklung. Heute führen nurnoch Fachhändler wie die Rosenthaler-Studio-Häuseroder das Versandhandelshaus "manufactum" diemittel- bis hochpreisigen Gläser. "Vor allemsind es unsere vielen Stammkunden und Harztouristen,die seit einigen Jahren direkt in der Manufakturunsere Produkte kaufen", sagt Arnold. Gut3,5Millionen Mark investierte das Unternehmenin ein neues Verkaufsgebäude. Von den Verkaufs-und Ausstellungsräumen mit Café können dieBesucher auch direkt Führungen in die heißenProduktionshallen der Glashütte unternehmen.Die persönliche Weiterempfehlung entwickeltesich so zum wichtigsten Marketinginstrument.

Das zweite Standbein der Manufaktur sind Sonderanfertigungenbei Lampenschirmen. Von zweien der letztenProjekte ist Geschäftsführer Arnold besondersbegeistert: Für das Café im neuen Abgeordnetenhausdes Bundestages fertigte man nach den Entwürfendes Künstlers Jorge Pardo 186Leuchten ininsgesamt 68Farben. Auch die 81 ohne Formgeblasenen Leuchten für die Kunsthalle Hamburgseien eine außergewöhnliche Arbeit. "Phantasieins Glas bringen heißt unsere Erfolgsformel",sagt Arnold. Dafür arbeiten die 24Mitarbeiterund 16Lehrlinge an sieben Tagen in der Woche.

Die osteuropäische Konkurrenz und steigendeEnergiepreise stellen auch die Glasmanufakturbeständig vor neue Probleme. Auf der FrankfurterMesse "Ambiente" ist das Unternehmen im Frühjahrund Herbst vertreten. Die Glasmanufaktur kannes sich nicht leisten, aktuelle Trends zuverpassen. "Alle halbe Jahre müssen wir mindestenseine Neuheit vorstellen, wenn wir konkurrierenwollen", so Arnold. Zwar unterstützt das Landals Gesellschafter die Fortführung der Glasmacher-Tradition,doch nicht wider der ökonomischen Vernunft.Über den zukünftigen Erfolg macht sich derGeschäftsführer keine Sorgen: "Wir stehenunter Artenschutz und sind anpassungsfähig."