Firmen der Region: Gartenland Aschersleben Firmen der Region: Gartenland Aschersleben: Globalisierung in Sack und Tüten
Aschersleben/MZ. - Nein, Gewächshäuser gibt es bei Gartenland im Ascherslebener Gewerbegebiet nicht. Helmut Kreßer lacht. Wer das vermutet, gehört mit Sicherheit nicht zur Zielgruppe seines mittelständischen Unternehmens. Hobbygärtner dagegen wissen längst mit dem Namen etwas anzufangen. Samentüten aus Aschersleben gibt es schließlich in fast jedem Baumarkt zu kaufen - nicht nur in Deutschland. Geschäftsführer Kreßer ist jedenfalls schneller mit dem Reden am Ende, wenn er die Ketten nennt, die Gartenland nicht beliefert. In der 9000 Quadratmeter großen Produktionshalle liegen Säcke mit Sämereien. Sehr viele sind es nicht mehr. Die Aussaat geht bald wieder los und die bunten Tüten müssen deshalb schon jetzt in den Handel. Mehrere Lkw docken jeden Tag am Ausgabetor an, rund 1000 Laster im Jahr, erzählt Kreßer. Die bringen das Saatgut in Bau- und Supermärkte, in Discounter und Drogerien in ganz Europa. Der Samen kommt aus Quedlinburg, Aschersleben oder Erfurt. Gartenland bringt ihn in die richtigen Tüten und auf den Verkaufsständer. Mit einem kleinen Laden für Gärtnerbedarf fing Kreßer 1993 gemeinsam mit seiner Frau und zwei Mitarbeitern an. Er selbst stammt aus dem Saatgutzentrum der DDR Quedlinburg und ist ein Mann vom Fach: Diplomingenieur für Pflanzenzüchtung. Vor einem Ständer mit Sämereien könnte der Botaniker über jede Tüte und ihren Inhalt stundenlang referieren. Vor drei Jahren stieg Gartenland in den Großhandel ein. Als es im vergangenen Jahr um den Bau einer Produktionsstätte ging, fiel die Wahl auf Aschersleben, aber auch Quedlinburg war im Gespräch. "Quedlinburg ist vom Einzelhandel geprägt. Das wirtschaftliche Denken ist nicht so stark wie in Aschersleben", meint Kreßer. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Aschersleben und des Kreises sei dagegen vorbildlich gewesen, hebt er hervor. Innerhalb weniger Monate war Spatenstich. Inzwischen beliefert Gartenland Handelskonzerne wie Metro oder Lidl. Globalisierung und E-Commerce sind zu Worten geworden, die Helmut Kreßer bei jedem Vortrag über die Lippen kommen. "Lidl und Metro expandieren, vor allem nach Osteuropa. Da müssen und wollen wir mitwachsen", sagt Kreßer. Eine Produktionsstätte in Polen gibt es schon. "Wir warten nur auf den EU-Beitritt, damit wir die Produktion in Aschersleben zentralisieren können", erklärt der Geschäftsführer. Der Internet-Handel wird von Kreßer beobachtet. Einen Online-Anbieter beliefert das Unternehmen schon. "Wenn sich rausstellt, dass die Handy-Pommes-Cola-Generation Petersiliensamen kauft, dann werden wir richtig einsteigen", sagt Kreßer scherzhaft.