Finanzkrise Finanzkrise: Lettland verstaatlicht zweitgrößte Bank wegen Pleitegefahr
Riga/Stockholm/New York/dpa. - Ministerpräsident Ivars Godmanisbegründete die Übernahme von 51 Prozent der Anteile am Sonntag inRiga damit, dass nur so die Stabilität des lettischen Finanzsystemsgesichert werden könne. Den bisherigen Haupteignern zahlt dieRegierung für die Aktien einen symbolischen Betrag von je einem Lat(1,4 Euro).
Die Banken in den drei baltischen Ländern Estland, Lettland undLitauen galten seit Ausbruch der internationalen Finanzkrise wegenihres stark fremdfinanzierten Wachstums als akut gefährdet. Endevergangener Woche hatten zahlreiche Privatkunden bei Parex aus Angstvor einem Zusammenbruch ihre Einlagen abgezogen. Godmanis erklärte,dass Lettland nach derzeitigem Stand keine Hilfe beim InternationalenWährungsfonds (IWF) erbitten müsse. Man werde dies im Bedarfsfallaber tun. Als erste besonders hart von der Finanzkrise betroffeneLänder haben Island und Ungarn IWF-Kredite beantragt.
Die Parex-Gründer und bisherigen Haupteigner Valery Kargin andViktor Krasovitsky hatte die Lage ihrer Bank noch Ende Oktober alsgesund bezeichnet und für die ersten drei Quartale des Jahres einenGewinn von 12 Millionen Lat ausgewiesen. Der lettische Bankensektorwird mit dem landesweit größten Geldinstitut Swedbank und weiterenBanken von schwedischen Eignern dominiert.
In Stockholm hieß es am Sonntag aus mehreren Bankzentralen, dasskeine Zusammenbrüche der führenden Banken zu befürchten seien.Allerdings müsse man den massiven Abzug von Kundeneinlagen Anfang derWoche befürchten. Die baltischen Länder gehören seit 2004 der EU an.Sie erregten seit Ende der 1990er Jahre mit überdurchschnittlichhohen Wachstumsraten internationales Aufsehen. Lettlands Regierunghält trotz der auf 15 Prozent gestiegenen Inflationsrate, einesgigantisch gewachsenen Zahlungsbilanzdefizits und der Erwartung vonMinuswachstums am Plan fest, 2011 den Euro einzuführen.
Durch die Finanzkrise sind in den USA unterdessen zweiweitere Regionalbanken zusammengebrochen. Die Zahl der Bankpleiten inden Vereinigten Staaten steigt damit auf 19 allein in diesem Jahr.Die Behörden erwarten weitere Zusammenbrüche unter den noch rund 8400US-Banken.
Im texanischen Houston traf es zum Wochenende die gut fünfMilliarden Dollar schwere Franklin Bank. Im kalifornischen LosAngeles musste die mit einer Bilanzsumme von rund 560 MillionenDollar weit kleinere Security Pacific Bank aufgeben. Die Kundengeldersind in beiden Fällen nach Übernahmen durch andere Banken gesichert.
Bei der Franklin Bank werden die Einlagen und ein Teil derVermögenswerte vom ebenfalls texanischen Wettbewerber Prosperity Bankübernommen, wie die US-Einlagensicherung FDIC mitteilte. Für den Restmuss die FDIC einspringen. Die Kosten liegen bei bis zu 1,6Milliarden Dollar (1,3 Mrd Euro).
Im Fall der Security Pacific Bank gehen die Kundengelder und einigeWerte an die auch in Los Angeles sitzende Pacific Western Bank. Aufdie FDIC (Federal Deposit Insurance Corp.) kommen hier Lasten von 210Millionen Dollar zu.
Der bisher größte Banken-Zusammenbruch der US-Geschichte war EndeSeptember die Pleite der einst führenden US-Sparkasse WashingtonMutual mit einer Bilanzsumme von mehr als 300 Milliarden Dollar.Bisher zweitgrößter Fall war im Juli die 32 Milliarden Dollar schwereHypothekenbank IndyMac. Die übrigen gescheiterten Institute warenvergleichsweise klein.