Finanzen Finanzen: Ein Mini-Madoff aus Aschaffenburg?
Aschaffenburg/dpa. - Die sitzen jetzt auf einem Schaden von angeblich mehr als 200 Millionen Euro, Helmut K. indes in Untersuchungshaft.
Zwei Flugzeuge, einen Hubschrauber, Häuser im amerikanischenSonnenstaat Florida und ein Grundstück in der 70 000-Einwohner-StadtAschaffenburg - das Luxusstreben des gebürtigen Oberpfälzers kannteallem Anschein nach keine Grenzen. Den Banken fiel nicht auf, wohinihr Geld wanderte. Ihr Verlust wird voraussichtlich nicht ersetztwerden können. Sofort kommt der Fall des New YorkerMilliardenbetrügers Bernard Madoff in Erinnerung, der das Vertrauenvon Banken und Privatanlegern missbrauchte.
Der Hedgefonds-Manager wurde am Mittwoch festgenommen, Beamtedurchsuchten sein Haus und andere Gebäude. Betrug in besondersschwerem Fall und eine Vielzahl von Untreuefällen wirft dieStaatsanwaltschaft Würzburg dem zweifachen Familienvater vor. «Dasist ein laufendes Verfahren, das größerer Ermittlungen bedarf»,betont der Leitende Oberstaatsanwalt Dietrich Geuder am Donnerstag.Was genau dem 50-Jährigen vorgeworfen wird, will der Anklägerzunächst nicht verraten. Nur soviel: Es gab mehrere Anzeigen gegenHelmut K., daher die Durchsuchungsaktionen und die Festnahme. Auchausländische Medien stoßen bei Geuder auf Granit: Kein Kommentar.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa wird demBeschuldigten vorgeworfen, den Großbanken jahrelang einen Bärenaufgebunden und sie über ein ausgeklügeltes System von Fonds undUnternehmen um ihre Millionen gebracht zu haben. Helmut K. betreibtseit Jahren Hedgefonds, einige sind in der Karibik auf den BritishVirgin Islands registriert. Hedgefonds können spekulativ sein.Anleger wollen hier möglichst hohe Erträge in möglichst kurzer Zeiterwirtschaften. Rendite ist alles.
Deutschlands Bankenaufsicht Bafin in Bonn hatte Helmut K. schonmehrmals im Visier. «Wir haben verschiedene Untersagungsverfügungenim Laufe der Jahre an ihn und seine Gesellschaften verschickt»,erklärt Bafin-Sprecher Sven Gebauer. Vor acht Jahren beispielsweiseklopften die Aufseher - damals hieß die Behörde noch Bundesamt fürKreditwesen - dem Manager erstmals auf die Finger.
Helmut K. hatte mit seiner Fondsgesellschaft ohne Erlaubnis Geldvon Kunden eingesammelt, verwaltet und investiert. Expertenbezeichnen dies als Finanzportfolio-Verwaltung. «Das Geschäft isterlaubnispflichtig», sagt Gebauer. «Dazu hatte er keine Erlaubnis.»Der Anlageberater musste die Finanzportfolio-Verwaltung aufgeben, mitfremden Geld arbeite er aber weiter. «Es gibt viele, die unerlaubttätig sind und die wir versuchen, vom Markt zu nehmen», erläutert derBafin-Sprecher. Ein Verfahren gegen den Manager läuft noch.
Aber was Helmut K. im Ausland trieb, wussten offensichtlich nurwenige. Seit August 1990 will sich der gebürtige Oberpfälzer nachAngaben auf seiner Homepage mit den Weltfinanzmärkten beschäftigthaben. Nach und nach baute der mutmaßliche Finanzbetrüger einInvestmentportfolio auf, angeblich mit erfolgreichen und bekanntenVermögensverwaltern. 2005 tauchte der Anlageberater dann bei derBarclays Bank auf, man besiegelte eine Zusammenarbeit. Helmut K. sollversprochen haben, sich an vereinbarte Anlagerichtlinien zu halten -das Geldhaus vertraute dem Deutschen. Doch dieser soll angeblich nurdas Ziel gehabt haben, das Geld der Bank in die eigene Tasche zustecken.
Mit den Millionen kaufte der Manager ein - unter anderem stehenzwei Flugzeuge auf seiner Wunschliste. Eines wollte der Beschuldigtewohl an Geschäftskunden vermieten und es zugleich als Sicherheit fürein Darlehen bei einer anderen Bank nutzen. Die Idee funktionierte,Helmut K. soll von einer Bank aus der Schweiz ein Darlehen vonumgerechnet etwa 17 Millionen Euro erhalten haben.
Auch BNP Paribas saß dem Tatverdächtigen wahrscheinlich auf. DieMillionen des Geldhauses sollen in zweilichtige Firmen und Fondsgeflossen sein. Gleichzeitig soll Helmut K. kräftig Gebühren fürseine Arbeit kassiert haben. Nun ist es an der Staatsanwaltschaft,das Geflecht des Psychologen aus der Provinz zu entwirren.