Finanzen Finanzen: Aufsicht ordnet Sonderprüfung bei WestLB an
Düsseldorf/ddp. - Anlass sind Millionenverluste durch Fehlspekulationen im Eigenhandelmit Wertpapieren unter anderem von Volkswagen. Damit werde «dieOrdnungsmäßigkeit des Handelsgeschäfts» abgeklärt, sagte eineSprecherin der Bafin.
Bei der WestLB sollen zwei Aktienhändler durch Fehlspekulationeneinen erheblichen Schaden angerichtet haben. Die Rede ist von knapp100 Millionen Euro. Wegen möglicher Verstöße gegen dasWertpapierhandelsgesetz und Verdachts auf Marktmanipulation hatte dieBank am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Strafanzeigegegen die beiden entlassenen Händler und unbekannte Dritte gestellt.Die Prüfung soll in der kommenden Woche beginnen.
«Die Sonderprüfung haben wir selbst mit initiiert», sagte einSprecher der Bank der «Financial Times Deutschland». Sie seierwünscht und zu erwarten gewesen.
Die WestLB wird von der Bankenaufsicht ständig überwacht. Eine sogenannte anlassbezogene Sonderprüfung nach Paragraf 44Kreditwesengesetz ist daher außergewöhnlich, berichtete die«Financial Times Deutschland». Im Jahr 2005 gab es dem Blatt zufolge335 Sonderprüfungen, jedoch nur 46 davon bei Banken, die zurGrößenordnung der WestLB gehören.
Wie der «Spiegel» in seiner neuen Ausgabe berichtet, hatte dieHandelsüberwachungsstelle der Frankfurter Wertpapierbörse bereits vorfünf Wochen den Verdacht, dass im Eigenhandel der WestLB die Kursevon Volkswagen manipuliert wurden. Deshalb hätten die Kontrolleurebereits am 7. März ein Auskunftsersuchen an das Kreditinstitutgeschickt. Darin sollte die WestLB erklären, warum am 5. März einDrittel aller an diesem Tag gehandelten VW-Aktien über die Bücher derBank liefen.
Bei den Ermittlungen stellte sich den Angaben zufolge außerdemheraus, dass das US-Brokerhaus Bear Stearns in der Schlussauktionauffallend oft Handelspartner der WestLB war. Bei Bear Stearnsarbeiten laut «Spiegel» einige Ex-Kollegen der beiden fristlosentlassenen WestLB-Mitarbeiter.
Der Chef der WestLB, Thomas Fischer, hat derweil offenbarKonsequenzen aus der Affäre um die verlustreichen Aktiengeschäftegezogen. Wie die in Düsseldorf erscheinende «Rheinische Post»(Samstagausgabe) aus Unternehmenskreisen erfuhr, darf die Bankkünftig keine Positionen mehr halten wie zuletzt den Bestand von 14Prozent der Daimler-Aktien. Generell soll es eine klare Grenze fürden Höchstbestand an Aktien eines bestimmten Unternehmens geben. Dasgilt auch für den Eigenhandel, über dessen Zukunft die Bank nochnicht endgültig beschlossen hat, wie es hieß.
Die WestLB muss sich zudem möglicherweise aufSchadenersatzforderungen in Millionenhöhe einstellen. Sollte sich derVerdacht der Kursmanipulation durch die ehemaligen Mitarbeiter desInstituts bestätigen, dürften geschädigte Investoren gegen die Bankklagen, schätzen Experten. «Es lohnt sich für Anleger, solcheAnsprüche zu prüfen», sagte der Münchener Kapitalmarktrechtler PeterMattil der «Welt am Sonntag». Entscheidend sei nicht, ob dieAktienhändler der Bank die Anleger vorsätzlich schädigen wollten. «Esreicht, wenn sie das billigend in Kauf genommen haben», hieß es.