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Fernseh-Kabelnetz Fernseh-Kabelnetz: Betreiberfirma Primacom ist von der Pleite bedroht

Von Steffen Höhne 13.09.2005, 17:36

Halle/MZ. - Dem Kabel-TV-Anbieter Primacom aus Mainz droht die Pleite. Der Kabelnetzbetreiber, der allein in Mitteldeutschland rund eine halbe Millionen Haushalte versorgt, gab bekannt, dass ein Kredit in Höhe von 485 Millionen Euro von den Banken nicht verlängert wurde. "Zu einer Rückzahlung sind wir derzeit nicht fähig", sagte Firmensprecher Georg Breu. Der laufende Betrieb sei jedoch gesichert, kein Kunde werde vor einem schwarzen Bildschirm sitzen.

Über Primacom erhält bundesweit etwa eine Million Kunden ihr Kabel-TV, in Sachsen-Anhalt sind es etwa 110 000 Haushalte vor allem in Städten wie Halle, Magdeburg oder Aschersleben. Mitteldeutschland gilt als werthaltigster Kern des Unternehmens, da es hier über eigene Netze verfügt. "Leipzig ist die technische Zentrale für die Netze", sagte Thomas Eibeck, Geschäftsführer der Primacom Region Leipzig, in der rund 240 der knapp 820 Mitarbeiter arbeiten. Den laufenden Betrieb und Investitionen sieht Eibeck ungefährdet. So seien Gelder für den Bau eines 1,5 Millionen Euro teuren Kabelnetzes in Roßlau bei Dessau gesichert.

Die hochverschuldete Primacom will nach eigenen Angaben eine Insolvenz noch abwenden. Die zu den Hauptgläubigern zählende J.P. Morgan Chase Bank gewährte dem Unternehmen noch eine Verlängerung der Überziehungskreditlinie bis 19. September. Der Kabelnetz-Betreiber, der 1999 an die Börse ging, finanzierte sein rasantes Wachstum in den letzten Jahren auf Pump. Dabei häufte die Firma Schulden von knapp einer Milliarde Euro an - trotz Gewinnen im laufendem Geschäft. Banken und Aktionäre wollten bisher eine Insolvenz stets abwenden - darauf hofft die Primacom-Führung auch diesmal. "Es gibt keine Angst vor Zerschlagung", sagt Eibeck. Das Unternehmen sei gut aufgestellt.

In Branchenkreisen wird auf eine weitere Konsolidierung des Marktes spekuliert. Bei den großen Anbietern wie Kabel Deutschland, EWT, Telecolumbus oder Primacom werde es wohl weitere Übernahmen geben, heißt es.