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Fall Peggy  Fall Peggy: DNA-Spuren bringen Beweis für das verschwundene Mädchen aus Lichtenfels.

Von Ralf Böhme 05.07.2016, 20:05
Nach Beendigung der Untersuchungen soll Peggy in Lichtenberg begraben werden.
Nach Beendigung der Untersuchungen soll Peggy in Lichtenberg begraben werden. dpa-zentralbild

Gera/Lichtenberg - Rechtsmediziner der Friedrich-Schiller-Universität haben im Mordfall Peggy für ein kleines Wunder gesorgt. Innerhalb von nur 44 Stunden ist es dem Team um Direktorin Gitta Mall gelungen, die Identität des im Saale-Orla-Kreis (Thüringen) gefundenen Kinderskeletts zweifelsfrei zu klären.

Das gilt in der Branche als eine rekordverdächtige Zeit. Die Knochen stammen, wie Jens Wörmann von der Staatsanwaltschaft Gera bestätigt, von der 15 Jahre lang vermissten Schülerin Peggy Knobloch aus Lichtenfels in Oberfranken.

Zwei Nachtschichten machen es möglich

In vielen anderen Fällen dauert es deutlich länger, bis erste belastbare Ergebnisse der Gerichtsmedizin vorliegen. Davon ist zunächst auch die Sonderkommission „Peggy“ der oberfränkischen Kriminalpolizei in Bayreuth ausgegangen, in deren Zuständigkeit die Aufklärung des Verbrechens nun fällt.

„So schnell geht das nicht. Das dauert noch eine Weile.“ Nicht vor Mittwoch könnten die Kollegen aus Thüringen liefern, so ihre Auskunft noch am Dienstagvormittag. Umso mehr Respekt zollen sie nach der Nachricht vom Dienstagnachmittag den Jenaer Rechtsmedizinern für deren Ergebnisse nach zwei nächtlichen Zusatzschichten in den Laboren.

Weitere DNA-Spuren nachweisbar?

Im Mittelpunkt ihres Interesses: eine DNA-Analyse. Dabei handelt es sich um einen Einblick in das menschliche Erbgut. Diese Angaben erlauben dann wie bei einem Fingerabdruck eine praktisch eindeutige Zuordnung der Person.

Experten können die individuellen Eigenarten mit Hilfe modernster Analysetechniken selbst nach langer Zeit noch ermitteln. Als Ausgangsstoff genügen oft winzige Spuren von Blut, Sperma, Schuppen, Knochen oder Haaren.

Offen bleibt allerdings vorerst die Frage, ob möglicherweise noch weitere, fremde DNA-Spuren an den sterblichen Überresten zu finden sind. Das würde wahrscheinlich die entscheidende Wende in den bislang letztlich erfolglosen Ermittlungen bedeuten. Der Grund: So eine DNA kann unter Umständen direkt zum Täter führen.

Weitere Zeugen möglich

Bereits seit 1998 arbeiten die Behörden mit einer zentralen DNA-Analyse-Datei, die beim Bundeskriminalamt (BKA) eingerichtet ist. Sie enthält mehr als eine Million Datensätze, wodurch inzwischen mindestens jede dritte Spur dem entsprechenden „Spurenleger“ zugeordnet werden kann. Auf mehr als 170.000 Treffer kann das BKA inzwischen verweisen, besonders bei Diebstahls-, Raub-, Erpressungs-, Sexual- und Tötungsdelikten.

Auch drei Tage nach dem Fund der Knochen der seit 15 Jahren vermissten Schülerin Peggy haben Polizisten weiter das Gelände in dem neun Kilometer von Lichtenfels gelegenen Waldstück abgesucht. Angehörige der thüringischen Bereitschaftspolizei sowie Kriminalbeamte aus Thüringen und Bayern sind noch einmal in dem Waldstück unterwegs gewesen, bestätigt ein Polizeisprecher.

Die intensive Suche, auch im Erdreich, betrifft einen Radius von weit mehr als 100 Metern um die Stelle des ersten Knochenfundes durch einen Pilzsammler am Samstag. Wonach die Einsatzkräfte noch Ausschau halten oder was sie möglicherweise schon gefunden haben, lässt die Polizei vorerst offen.

Genauso unklar ist, ob sich nun nach der umfassenden Berichterstattung über Peggy noch einmal neue Zeugen bei der Polizei melden werden. Bislang sei das nicht der Fall gewesen, sagt ein Ermittler.

Todesursache bleibt unklar

Die sterblichen Überreste von Peggy sind noch nicht für eine Bestattung freigegeben. Das legt nahe, dass weitere Untersuchungen im Gange sind. Erst wenn sie abgeschlossen sind, kann die Familie wie geplant ein Begräbnis veranlassen. Es soll in Lichtenberg stattfinden. Dort gibt es auf dem Friedhof schon eine Erinnerungsstätte mit einem Grabstein. Darauf ist als Tag ihres Ablebens bereits der Tag des Verschwindens im Mai 2001 eingraviert.

Unterdessen löst ein weiteres menschliches Skelett neuen Schrecken aus. Als Fundort gibt die Polizei einen Wald bei Creuzburg in Thüringen an. Die Leiche habe schon länger dort gelegen. Auf die Frage, ob ein Zusammenhang mit der Mordtat von Lichtenberg denkbar sei, äußert sich die Polizei in Gotha nicht. Die Identität sei unbekannt. Auch zur Todesursache könne man nichts sagen. Die ist aber auch bei Peggy noch unklar. (mz)