Fahrzeugbau Fahrzeugbau: Bombardier schließt ADtranz-Kauf ab
Berlin/Stuttgart/dpa. - Die Übernahme des BerlinerSchienenfahrzeugbauers ADtranz durch den kanadischen Bombardier-Konzern ist endgültig abgeschlossen. Das Geschäft gehe zum 1. Mai mitallen Kreditverpflichtungen auf den Flugzeug- und BahnbauerBombardier über, teilte die bisherige ADtranz-Mutter DaimlerChrysleram Montag in Stuttgart mit. Es entsteht der weltgrößteBahntechnikhersteller mit 37 000 Beschäftigten, einem Umsatz vonumgerechnet 5,6 Mrd Euro (11,1 Mrd DM) und einem fast drei Mal sohohen Auftragsbestand. Davon stammt der größte Teil von ADtranz.
An diesem Mittwoch wollen Bombardierchef Robert E. Brown undPierre Lortie, der Präsident der Bombardier Transportion, in BerlinEinzelheiten bekannt geben. Am gleichen Tag sindBelegschaftsversammlungen in den ADtranz-Werken geplant. Betriebsräteund Gewerkschaft fürchten im Zuge der Übernahme einen weiterenStellenabbau. Sie fordern eine Vereinbarung, die Standortschließungenund betriebsbedingte Kündigungen als Folgen der Übernahmeausschließt. Im größten ADtranz-Werk in Hennigsdorf bei Berlinarbeiten rund 2 600 Menschen.
Im vergangenen August hatte DaimlerChrysler ADtranz für rund 1,6Milliarden DM (725 Mio US-Dollar) an die Kanadier verkauft. Mit derTransaktion will Bombardier mit Sitz in Montreal seinen Marktanteilnach Brancheninformationen auf weltweit 24 Prozent ausbauen und damitden französischen Bahntechnik-Riesen Alstom überholen. Nachfünfmonatiger Prüfung hatte die EU-Kommission der Übernahme im Aprilmit Auflagen zugestimmt.
Aus Wettbewerbsgründen muss ADtranz sein Angebot beiRegionalverkehrszügen und Straßenbahnen in Deutschland teilweiseabstoßen. Das Schweizer Unternehmen Stadler Rail soll die Position inDeutschland weitgehend übernehmen und zu einem starken Hersteller vonRegionalzügen sowie Straßen- und Stadtbahnen aufsteigen.
ADdtranz setzte als einer der weltweit führenden Schienentechnik-Konzerne im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden Euro um. Das Unternehmenwar 1996 durch die Zusammenlegung der Bahnsparten der damaligenDaimler-Benz AG und der ABB Asea Brown Boveri AG (Zürich) gegründetworden. Nach einem kleinen Gewinn im ersten Jahr schrieb ADtranz roteZahlen. 1999 stieg ABB aus - Daimler-Chrysler erwarb für 795Millionen DM deren 50-Prozent-Anteil und nahm die Sanierung inAngriff. Dazu wurden Stellen abgebaut und Standorte geschlossen.
Der kanadische Bombardierkonzern ist einer der weltweitenMarktführer in der Produktion von Regional- und Geschäftsflugzeugen,Schienentechnik und Freizeitfahrzeugen. Der Konzern setzte 2000 16,1Milliarden kanadische Dollar (22,86 Mrd DM) um und beschäftigtweltweit 58 000 Menschen. Gut ein Fünftel des Umsatzes entfällt aufdie Bahnsparte Bombardier Transportation. Diese beschäftigt inKontinentaleuropa rund 5 500 Menschen, davon 4 540 in Deutschland beiden Herstellern Deutsche Waggonbau (DWA/Berlin) und Talbot (Aachen).