1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Erotikspielzeug: Erotikspielzeug: Sextoys sind kein Tabuthema mehr

Erotikspielzeug Erotikspielzeug: Sextoys sind kein Tabuthema mehr

26.05.2009, 11:09

Bremen/ddp. - Es ist seine Arbeit, die andere zum Tuscheln hinterseinem Rücken animiert. Bauer ist Geschäftsführer der Bremer FirmaFun Factory - ein Unternehmen, das seit einigen Jahren erfolgreichErotik-Spielzeuge vertreibt.

Seinen Erfolg führt das Unternehmen dabei vor allem auf dieStrategie zurück, keine reinen Penis-Nachbildungen, sogenannteDildos, zu produzieren, sondern Produkte, die Spaß machen sollen undnicht versteckt werden müssen. Eines kommt der Fun Factory seiteinigen Jahren zudem entgegen: Sextoys sind zwar, wie Bauer immerwieder zu spüren bekommt, ein Gesprächsthema, aber kein Tabuthemamehr. Sie werden immer beliebter und selbstverständlicher - auch inPartnerschaften.

Einer aktuellen Online-Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsoszufolge betrachten 68,5 Prozent der Deutschen Sexspielzeuge nichtmehr als Tabu. Vier von fünf Befragten empfinden sie in einerBeziehung mittlerweile normaler als noch vor 20 Jahren. Und denWorten folgen meist auch Taten: Fast die Hälfte (49,1 Prozent) allerdeutschen Frauen besitze bereits ein Spielzeug, behauptet die Studiesogar. Hinzu kämen viele, die mit dem Gedanken spielten, sich eineszuzulegen.

Auch Ilona Offermann, Sprecherin der Fun Factory, sagt, dass sichdie Einstellung in Deutschland zu diesem Thema etwas geändert hat.«Frauen sind viel selbstbewusster geworden. Inzwischen sehen vieledas Sexspielzeug so verständlich an, wie eine Handtasche oderZahnbürste», sagt sie. Doch nicht nur die Frauen seien offenergeworden, berichtet sie. Auch in Partnerschaften seien die Spielzeugeimmer beliebter. «Wir sehen unsere Produkte ja auch nicht inKonkurrenz zum Mann - eher als 'dritten Spieler'», sagt sie.

Dieser «dritte Spieler» bei der Fun Factory haben meist Namen, wieman sie von ganz normalen Kinderspielzeugen zu kennen meint: DollyDolphin, Patchy Paul oder Freaky Fritz. Erst auf den zweiten Blickerkennt man dann auch, dass der Wurm Paul keine Silikon-Skulptur,sondern ein Vibrator ist. «Früher gab es eben nur Penis-Nachbildungenin grellen Verpackungen. Die wollte doch keine Frau haben», sagtOffermann. Fun Factory setze eher auf ein modernes, schlichtes undansprechendes Design, wie sie sagt.

Gegründet wurde das Bremer Unternehmen, das inzwischen nacheigenen Angaben Europas führender Hersteller von Dildos undVibratoren aus Silikon ist, 1996 von Dirk Bauer und Michael Pahl: AmKüchentisch formten die beiden aus Knete ihre ersten Delfin-Dildos,die dann in Handarbeit in Silikon gegossen wurden. «In einem Bierglaswurde dabei die erste Form hergestellt», berichtet Offermann. Bauererklärt die Idee folgendermaßen: «Wir haben einfach gesehen, dass esnicht wirklich ansprechende Produkte für die Frau gab.»

Inzwischen hat das Unternehmen 85 Mitarbeiter und produziert rund150 verschiedene Sexspielzeuge. Hergestellt werden diese in einer ArtGaragenwerkstatt in Bremen. Eine billigere Produktion im Auslandkommt für Fun Factory nicht in Frage. «Unseren Kunden ist Qualitätbesonders wichtig», betont Offermann. In den letzten Jahren hätteauch der Gesundheitsaspekt immer mehr an Bedeutung gewonnen, wennsich Frauen ein Sexspielzeug zulegten.

Trotz der heimischen Produktion ist Fun Factory seit einigenJahren aber auch erfolgreich im Ausland tätig. 2003 gründete dieFirma ihr erstes Tochterunternehmen in den USA. Dass in anderenLändern auch andere Vorlieben herrschen, musste das Unternehmen dabeiimmer wieder feststellen. So sei etwa der Markt in Großbritanniensehr komplex. «Die Frauen sind dort nicht so experimentierfreudig undeher konservativ», sagt Offermann.

Amerika sei hingegen ein großer Markt. «Aber es wird wenig darübergesprochen.» Auch werden die Produkte meist ganz unterschiedlichnachgefragt, weiß Offermann. «Frankreich steht zum Beispiel total aufrote Dildos. Gelb geht da gar nicht. Aber das ist wiederum in Belgiensehr beliebt.»

Auch wenn viele Länder weltweit inzwischen von Fun Factory mitSexspielzeugen beliefert werden, gibt es auch noch Tabuzonen. Dasssolche Spielzeuge eben nicht überall in der Welt soselbstverständlich geworden sind, wie in Deutschland, musste dieFirma vor allem feststellen, als sie 2008 mit ihrem Produkt «Delight»den «reddot design award» gewonnen hat. Es war das ersteSexspielzeug, das einen solchen Preis erhielt. Bei einer Ausstellungder Preisträger in Dubai konnte die Fun Factory schließlich abernicht teilnehmen, berichtet Offermann. «Dort ist so etwas ebeneinfach nicht gewünscht.»