Enke-Tod: Brief gefunden - Clubs mit Trauerflor
Hannover/dpa. - Nationaltorwart Robert Enke hat vor seinem Selbstmord einen Abschiedsbrief hinterlassen. Die Polizei bestätigte, dass ein entsprechendes Schreiben des Fußball-Profis von Hannover 96 gefunden worden sei.
Über den Inhalt wurde zunächst nichts mitgeteilt. Enkes Berater Jörg Neblung hatte bereits wenige Stunden nach dem tragischen Unglück vom Selbstmord des 32-Jährigen gesprochen. Bundesligist Hannover 96 kündigte eine Pressekonferenz an.
In Gedenken an Enke werden die Mannschaften der Ersten und Zweiten Liga am 13. Spieltag mit Trauerflor auflaufen. Zudem gab die Deutsche Fußball Liga bekannt, dass es vor den 18 Partien am übernächsten Wochenende eine Gedenkminute für den Profi geben wird. «Wir sind erschüttert über den tragischen Tod von Robert Enke. Er war ein herausragender Sportsmann und ein besonderer Mensch», sagte Ligapräsident Reinhard Rauball.
Im Hotel der deutschen Nationalmannschaft in Bonn beriet die Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw über eine mögliche Absage der Partie gegen Chile in Köln oder andere Konsequenzen.
Die Nachricht von Enkes Tod löste über die Grenzen Deutschlands hinweg und über den Fußball-Bereich hinaus Fassungslosigkeit und Trauer aus. So reagierte Bundeskanzlerin Angela Merkel bestürzt auf das Unglück. Die Kanzlerin habe ihr Mitgefühl in einem persönlichen Brief an die Witwe ausgedrückt, sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin. Zum Inhalt wollte er keine Angaben machen: «Das gebietet der Anstand, dass ein sehr persönlicher Brief auch persönlich bleibt.»
Auch der Weltfußball-Verband FIFA zeigte sich betroffen. «Die internationale Fußballfamilie hat die äußerst traurige Nachricht über den Hinschied von Robert Enke erhalten. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei der Frau und der Familie von Robert Enke, und wir wünschen ihnen die Kraft, den Schmerz ertragen zu vermögen», schrieb FIFA-Präsident Joseph S. Blatter.
Enkes früherer Verein FC Barcelona widmete seinen Sieg im spanischen Fußballpokal seinem ehemaligen Spieler. «Der Torwart war ein Teil dieses Vereins gewesen», sagte Barça-Trainer Josep Guardiola nach dem 5:0-Erfolg der Katalanen über Cultural Leonesa im Pokalrückspiel. Enke hatte in der Saison 2002/2003 für Barça gespielt. Der spanische Meister und Champions-League-Sieger legte vor der Partie im Camp-Nou-Stadion eine Schweigeminute für Enke ein.
Der achtmalige Nationalspieler war am Dienstag an einem Bahnübergang in Neustadt am Rübenberge, in der Nähe seines Wohnorts, gegen 18.25 Uhr von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden. Sein Tod löste in Deutschland und über die Grenzen hinaus große Fassungslosigkeit und tiefe Trauer aus. Noch am Sonntag hatte er im Punktspiel seines Vereins gegen den Hamburger SV im Tor gestanden. Er hinterlässt eine Frau und eine Tochter.
Bundestrainer Löw und die Nationalspieler erfuhren nach dem ersten Training für die Spiele gegen Chile und vier Tage später in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste von dem Tod. Das Vormittagstraining am Mittwoch und Interview-Termine der Spieler wurden abgesagt, die geplante Pressekonferenz auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. «Ich bin fassungslos. Mir fehlen die Worte», erklärte DFB-Kapitän Michael Ballack in der «Bild»-Zeitung. «Robert Enke war ein wunderbarer Mensch, der auch harte Schicksalsschläge verdauen musste», äußerte DFB-Chef Theo Zwanziger.
Noch am Dienstagabend hatten sich am Unfallort und vor der AWD-Arena Fans und einige Spieler von Hannover 96 versammelt, Kerzen angezündet und Blumen, Bilder, Schals und Trikots niedergelegt. Am frühen Mittwoch standen Hunderte Menschen Schlange, um sich vor der AWD-Arena in Hannover in ein Kondolenzbuch einzutragen. Der Club hatte die Kondolenzliste mit einem Enke-Trikot und drei Kerzen bereits in der Nacht vor dem Haupteingang des Stadions ausgelegt.
Auch in zahlreichen Internet-Foren dokumentierten Fußball-Fans ihre Bestürzung. Hannover 96 änderte seine Homepage. Auf einer schwarzen Seite erinnerte die Inschrift «Wir trauern um Robert Enke» an den Profi. Auf der Website von Enke «www.enke1.de» trugen sich minütlich trauernde Fans in ein schnell eingerichtetes Online-Kondolenzbuch ein.