Einzelhandel Einzelhandel: Spielzeug ist selten «Made in Germany»

Nürnberg/dpa. - Ob Puppe, Plüschtier oder Puzzle - Spielzeug, das in deutschen Einzelhandelsgeschäften und Kaufhäusern angeboten wird, ist immer seltener «Made in Germany». Etwa drei Viertel aller Spielwaren auf dem deutschen Markt stammten aus dem Ausland, überwiegend aus China, berichtet Corinna Printzen vom Verband der Deutschen Spielwaren-Industrie im Vorfeld der Internationalen Spielwarenmesse (5.-10.2.) in Nürnberg. Schlagzeilen machte im vergangenen Jahr der oberfränkische Puppenhersteller Zapf, als er seine Fertigung in Deutschland einstellte. Doch es gibt auch Gegenbeispiele - Firmen, die trotz aller Diskussionen um Arbeitszeit und Lohnkosten am Produktionsstandort Deutschland festhalten.
Zu den größten Arbeitgebern der Branche zählt die Brandstätter- Gruppe (Umsatz 2003: ca. 320 Mio Euro), Hersteller von «Playmobil». 600 Mitarbeiter sind in der Zentrale in Zirndorf bei Nürnberg beschäftigt, weitere 675 im Produktionswerk im nahen Dietenhofen. «Die Kernkompetenz in Dietenhofen sind die komplizierten, technisch aufwendigen Teile», sagt Geschäftsführerin Andrea Schauer. Die «Playmobil»-Figuren selbst werden überwiegend im Werk auf Malta mit weiteren 750 Beschäftigten gefertigt. Ferner gibt es ein Werk in Tschechien mit 65 Mitarbeitern, das hauptsächlich als Zulieferant für Dietenhofen dient.
«Natürlich ist China von der Kostenrelation her am interessantesten», sagt Schauer. Eine Arbeitsstunde koste dort umgerechnet weniger als einen, in Dietenhofen aber 22 Euro. Dennoch gibt die «Playmobil»-Chefin Deutschland den Vorzug. «Bei entsprechender Rationalisierung kann man auch hier effizient produzieren», sagt sie. Wichtig sei die Marktnähe: So habe das Werk Dietenhofen im vergangenen Weihnachtsgeschäft einige Lieferengpässe noch kurzfristig ausgleichen können. «Aus China brächte man die Ware nicht mehr rechtzeitig her.» Schauer sieht bei einer Fertigung in Asien auch Gefahren. Das Stichwort lautet Produktpiraterie. «Bei einer Vor-Ort-Fertigung geht man größere Risiken ein», sagt sie.
Kurze Entscheidungswege und hohe Flexibilität nennt Paul Heinz Bruder als Vorteile für den Standort Fürth, wo das Familienunternehmen Bruder Spielwaren (Umsatz 2003: 32 Mio Euro) mit 210 Beschäftigten Kunststoff-Spielfahrzeuge herstellt. «Wir konzentrieren uns von der Entwicklung bis zum Vertrieb auf einen Standort - das gibt wenig Reibungsverluste», sagt der Chef der 1926 gegründeten Firma. Auch eine gewisse Heimatverbundenheit spiele eine Rolle, räumt er ein.
Ebenso wie «Playmobil» hat Bruder die Fertigung stark automatisiert. Dennoch macht ihm der Preisdruck aus Asien zu schaffen. Entscheidend sei deshalb der gute Ruf der Marke. Den Standort Fürth stellt er nicht in Frage - «aber bei einer Produktionserweiterung ist Tschechien sicher reizvoll.»
Insgesamt sind in der deutschen Spielzeugbranche nach Angaben des Verbandes rund 13 000 Menschen beschäftigt. Der Produktionswert liegt bei etwa 1,2 Milliarden Euro. Die wichtigsten Zweige sind Kunststoff- Spielwaren (323 Mio Euro), Eisenbahnen (285 Mio) und Plüschtiere (84 Mio). Die Entwicklung sei über die Jahre weitgehend konstant geblieben, sagt Printzen. «Je anspruchsvoller die Fertigung ist, desto schwieriger ist es, sie einfach zu verlegen.»
Das gelte auch für Holzspielzeug. Ein Beispiel dafür ist die Haba- Firmengruppe im oberfränkischen Bad Rodach. Die Zahl der Beschäftigten stieg in den vergangenen fünf Jahren von 700 auf mehr als 1300. «Wir stehen zu unserem Standort», erklärt das Unternehmen, das neben Spielzeug mittlerweile auch Komplettausstattungen für Kinderzimmer anbietet. Das Erfolgsgeheimnis: «Trends setzen statt ihnen nachzulaufen und jenseits von billiger Massenware aus Fernost den Markt mitgestalten.»