Einzelhandel Einzelhandel: Milchbauern demonstrieren gegen Preisdumping der Discounter

Essen/ddp. - «Wir sind heute hier, um dem drittreichsten Mann der Welt zusagen, dass Geiz nicht geil ist», sagte der Vorsitzende desWestfälischen Landwirtschaftsverbandes, Franz-Josef Möllers. Denn dieDiscounter drückten mit ihrem Preisdumping die Landwirte an die Wand.Im Schnitt werden 27 Cent pro Liter Milch an die Bauern gezahlt, sowenig wie seit 1977 nicht mehr. Die Produktion des weißen Getränkeskostet dagegen rund 32 Cent pro Liter. «Die Höfe werden ruiniert»,klagte Milchbauer Heinrich Teklote.
Vor der Zentrale des Lebensmitteldiscounters machten sich die rund700 angereisten Bauern Luft. Pfeifen trillerten, jüngere Teilnehmerwarfen vereinzelt Wasserbeutel über den Zaun auf das Gelände vonAldi. Mittendrin stand «Reni» ganz ruhig. Die dreieinhalbjährigeMilchkuh von Martin Schlenkermann aus Hattingen schaute stumm demTreiben um sie herum zu. Unter ihren Hufen floss literweiseausgegossene Milch in den Rinnstein.
«So kann es nicht weiter gehen. Das durchschnittlicheJahreseinkommen eines Milchbauern im Kreis Borken liegt bei 21 000Euro. Nötig zum Überleben wären aber 45 000 Euro», rechnete HubertSeggewiss vor. Den Milchbauern aus Borken ärgern Politik undKonzernchefs maßlos. «Wir haben die höchsten Umweltansprüche, diehöchsten Energiekosten und die beste Qualität. Nur bezahlen will dasniemand.» So lebten die Landwirte dann auf Kredit und von dem, wassonst noch abfällt - wie der Mastviehzucht.
Die Demonstration vor der Konzern-Zentrale sollte bei denAldi-Managern und dem Endverbraucher für ein Umdenken sorgen. «Wennes nicht klappt, werden die Bauern noch radikaler», warnte LandwirtAlois Alferdenk.
Ein erstes Einlenken signalisierte die Konzernspitze am Montag.Noch während der Demonstration wurde eine Delegation derLandwirtschaftsverbände zu Gesprächen in die Aldi-Zentrale gebeten.Der Discounter zeigte sich bereit, die Preise anzuheben. Allerdingssollten die Endpreise der Konkurrenz dabei nicht überboten werden.Karl Nacke von der Landwirtschaftskammer Rheinland freute sich überden Verlauf der Demonstration: «Wie viel Cent pro Liter für denBauern schließlich bei den Verhandlungen raus kommen, müssen wir nochabwarten. Aber es ist zumindest ein erster Schritt.»

