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Drogerie-Branche Drogerie-Branche: Primus Schlecker muss um Vormachtstellung bangen

Von Tim Braune 12.02.2004, 10:39
Eine Mitarbeiterin kommissioniert der Dirk Rossman GmbH in Landsberg versandfertige Ware. Die Drogerie-Kette Rossmann (Burgwedel) besitzt ein Logistikzentrum in der Saalkreisstadt. Das Unternehmen investierte in das Zentrum rund 27 Millionen Euro und schuf 130 Arbeitzplätze. Der Standort Landsberg beliefert vor allem Rossmann-Filialen in den neuen Bundesländern. (Foto: MZ-Archiv)
Eine Mitarbeiterin kommissioniert der Dirk Rossman GmbH in Landsberg versandfertige Ware. Die Drogerie-Kette Rossmann (Burgwedel) besitzt ein Logistikzentrum in der Saalkreisstadt. Das Unternehmen investierte in das Zentrum rund 27 Millionen Euro und schuf 130 Arbeitzplätze. Der Standort Landsberg beliefert vor allem Rossmann-Filialen in den neuen Bundesländern. (Foto: MZ-Archiv) ZB

Stuttgart/dpa. - Vorbei sind die Zeiten in der Drogerie-Branche, als sich hinter dem Primus Schlecker die Mitbewerber auf das regionale Geschäft konzentrierten und sich gegenseitig nicht in die Quere kamen. Die Nummer drei Rossmann greift wenige Monate nach der Übernahme von 72 Märkten der Tengelmann-Tochter kd in diesem Jahr richtig an. «Die feuern momentan aus allen Rohren», berichtet ein Marktbeobachter. Im vergangenen Jahr erreichte Rossmann trotz Konsumflaute ein starkes Umsatzwachstum von 18 Prozent (bei gleicher Fläche 8,5 Prozent) auf 1,5 Milliarden Euro.

Bei den Zuwachsraten hängten die Niedersachsen sogar den seit langem aufstrebenden Branchenzweiten dm ab. Die Karlsruher legten um 10,3 Prozent (bereinigt 4,7 Prozent) auf Erlöse von zwei Milliarden Euro zu. Wie es sich für Familienkonzerne gehört, schweigen die Top 3 allesamt über ihre Gewinne. Doch die Renditen dürften bei niedrigen Fixkosten und großer Einkaufsmacht hoch sein.

Unangefochtene Nummer eins bleibt das Imperium von Anton Schlecker. Doch das Unternehmen, das in ganz Europa mit 13 500 Filialen, 50 000 Mitarbeitern und über 6,5 Milliarden Euro Umsatz den Ton angibt, dürfte 2003 nach Einschätzung des Branchendienstes Nielsen auf vergleichbarer Fläche, also ohne neue Filialen, erstmals seit Jahren im Inland stagnierende Umsätzen erlebt haben. Brutto vermeldeten die Ehinger ein Umsatzplus von 5,6 Prozent.

Aber der 59-jährige Schlecker hätte nicht von einem kleinen SB- Laden in der schwäbischen Provinz aus den europäischen Kontinent erobert, wenn er vor der aktuellen Herausforderung kneifen würde. Bereits im vorigen Herbst wurde bekannt, dass Schlecker Dänemark und Osteuropa erobern will. 1000 Filialen sollen bis Jahresende dazukommen, 500 davon in Deutschland.

Die jungen Wilden dm und Rossmann ficht das nicht an. «Ja, wir sind jetzt ein nationaler Anbieter», verkündete Dirk Rossmann stolz im Interview mit der «Lebensmittelzeitung». Der Hauptgesellschafter (60 Prozent) aus Burgwedel bei Hannover setzt alles auf die Karte Expansion.

Die Einkaufsgemeinschaft mit der Ulmer Müller-Gruppe, die in Süddeutschland neben Schlecker und dm eine Bastion ist, wurde nach dem kd-Deal aufgekündigt. Rossmann (13 000 Beschäftigte) kann nun mit voller Kraft im Süden und Westen Deutschlands in den Revieren der Platzhirsche wildern.

Schwer wird es wohl für Ihr Platz (Osnabrück). Der angeschlagene fünftgrößte Drogist mit seinen Stammgebieten in Nordrhein-Westfalen und Berlin könnte auf Dauer zu klein sein, um eigenständig zu überleben. Immerhin haben Gläubigerbanken gerade Kredite verlängert und der Kette so zunächst Luft verschafft.

Die Verbraucher werden sich freuen: das Gerangel dürfte die Preise purzeln lassen. Schon jetzt müssen die Drogisten Kampfpreise wie bei den Digital-Bildern bieten, um die rabattverwöhnte Kundschaft in den Laden zu locken. Auch der seit Jahresanfang unter Einschränkungen erlaubte Internet-Medikamenten-Versand und der wachsende Markt der rezeptfreien Arzneien verschärfen den Wettbewerb. Denn Supermärkte und Discounter wollen am lukrativen Geschäft unbedingt mitverdienen.