streik im ÖPNV Mit Video: Wo in Sachsen-Anhalt am Freitag der Nahverkehr stillsteht
Streik: Noch bis Freitagnacht steht der ÖPNV in Sachsen-Anhalt still. In welchen Städten und Landkreisen keine Busse und Straßenbahnen fahren - und welche Alternativen es gibt.
Halle (Saale). - Die Gewerkschaft Verdi hat für Donnerstag und Freitag zu einem 48-stündigen Warnstreik im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Sachsen-Anhalt aufgerufen. Das ist der dritte Streik innerhalb kurzer Zeit. Zuletzt standen Busse und Straßenbahnen im Land am 19. und am 2. Februar 2024 still.
Verdi will für die Mitarbeiter im Nahverkehr höhere Löhne erreichen. „Unsere Kolleginnen erhalten für ihre Arbeit jeden Monat bis zu 500 Euro weniger als in anderen Bundesländern", teilte Paul Schmidt von Verdi mit. "Darauf mit einer Entgeltsteigerung von gerade einmal 5 Prozent verteilt auf drei Jahre zu reagieren, ist völlig absurd.“
Im Video: Ein Ex-Straßenbahnfahrer erzählt über seinen Ausstieg
Die Arbeitgeber seien weder bereit, die massiven Einkommensverluste in Folge der Inflation auszugleichen, noch die Lohnlücke zu anderen Bundesländern zu schließen. "Stattdessen sollen sogar der Kündigungsschutz gelockert und der Krankengeldzuschuss gekürzt werden", sagte Schmidt.
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Warnstreik in Sachsen-Anhalt: Halle, Magdeburg, Dessau-Roßlau und Burgenlandkreis betroffen
Vom Streik betroffen ist der ÖPNV in Magdeburg (MVG), Halle (Havag), Dessau-Roßlau (DVG) und im Burgenlandkreis (PVG). Hier fahren am Donnerstag und Freitag ganztägig keine Straßenbahnen und Busse. Es gibt keinen Notfahrplan.
Der Streik wirke sich nicht nur auf den Berufsverkehr aus, sondern auch auf den Schülerverkehr, teilten die Hallesche Verkehrs-AG (Havag) mit. Die Havag rät Eltern dazu, sich um "eine alternative Beförderung ihrer Kinder" zur Schule zu bemühen.
Nicht bestreikt werden in Halle die OBS- und PNVG-Buslinien sowie die S-Bahnlinien.
Diese S-Bahn- und Regionalbahnlinien fahren während des Warnstreiks in Halle:
- Die S3 fährt aus Leipzig kommend über Halle-Messe zum Hauptbahnhof. Von dort aus fährt sie weiter über die Stationen Rosengarten, Silberhöhe, Südstadt, Zscherbener Str. und Neustadt nach Nietleben.
- Die S7 in Richtung Eisleben fährt vom Hauptbahnhof über die Stationen Rosengarten, Silberhöhe und Südstadt.
- Die S47 und die Regionalbahnen von Abellio fahren vom Hauptbahnhof über die Stationen Steintorbrücke, Dessauer Brücke, Zoo und Wohnstadt Nord zum Bahnhof Trotha.
- Die Regionalbahn RB 25 (Halle – Saalfeld) von Abellio fährt zwischen Hauptbahnhof und Ammendorf.
Im Video: Gewerkschaftssekretär von ver.di über den Warnstreiks am 2. Februar in Sachsen-Anhalt
Wie die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) mitteilten, wird der letzte Anschluss am Alten Markt am Mittwochabend um 23.45 Uhr stattfinden. In der Nacht zu Samstag werde der Verkehr in Magdeburg dann schrittweise wieder aufgenommen. "Der 00.45 Uhr-Anschluss am Alten Markt wird voraussichtlich der erste reguläre Anschluss nach Fahrplan", hieß es.
MVB-Geschäftsführerin: Erneuter Streik sei "völlig unangemessen"
Die MVB entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und verwiesen auf die Angebote der im Verkehrsverbund Marego organisierten Verkehrsunternehmen. So sollen Regionalbahnen, S-Bahnen und Regionalbusse im Stadtgebiet Magdeburg trotzdem fahren.
Die MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel findet den erneuten Streikaufruf von Verdi "nicht nachvollziehbar und völlig unangemessen". Schließlich solle die dritte Verhandlungsrunde bereits am 20. März stattfinden. "Die Leidtragenden sind unsere Fahrgäste, die auf einen zuverlässigen ÖPNV angewiesen sind", sagte Münster-Rendel.
Fridays for Future unterstützt den Verdi-Warnstreik im Nahverkehr
Fridays for Future Halle unterstützt den Warnstreik im Nahverkehr. Die Klimaschutzgruppe ruft gemeinsam mit Verdi und dem Bündnis Halle gegen Rechts für Freitag, 1. März, zu einem Klimastreik unter dem Motto “Wir fahren zusammen” auf. Die Demonstration beginnt um 15 Uhr auf dem Opernplatz in Halle.
"Überfüllte Busse, verspätete Bahnen und das zu weiter ansteigenden Preisen. Das ÖPNV-Angebot stößt an seine Grenzen", heißt es in dem Demo-Aufruf. Maßnahmen der Politik zur Förderung der Mobilitätswende und damit auch des ÖPNV ließen auf sich warten.
"Wir alle wollen pünktlich und sicher zur Arbeit, zur Schule oder zum Sport kommen, doch das klappt nur mit einem Ausbau vom Nahverkehr und fairen Arbeitsbedingen für die Beschäftigten", sagte Caroline Starke von Fridays for Future Halle. "Deswegen fordern wir Lindner, Wissing und die Bundesregierung auf, ihre Blockade der Mobilitätswende sofort zu beenden!”
Warnstreik im Nahverkehr: Nächste Verhandlungsrunde am 20. März 2024
Ein Busfahrer sagte gegenüber Fridays for Future Halle: "Viele Kolleg:innen trinken im Dienst zu wenig, um nicht aufs Klo gehen zu müssen, damit wir keine Verspätung haben. Ich streike, weil sich das jetzt ändern muss, weil ich eine gesunde Zukunft in den Jobs des ÖPNV haben will."
Die erste Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) Sachsen-Anhalt fand Mitte Januar statt, die zweite am 15. Februar, die dritte ist für den 20. März geplant.