Mit 88 Jahren Schauspieler Werner Riemann gestorben: „Letzter Brechtianer“
Berlin - Werner Riemann, Schauspieler und Urgestein am Berliner Ensemble, ist tot. Er sei am Donnerstag im Alter von 88 Jahren - kurz vor seinem Geburtstag - gestorben, teilte das Theater am Freitag unter Berufung auf Riemanns Familie mit. Riemann arbeitete mehr als 60 Jahre am Berliner Ensemble (BE) und wurde noch von Bertolt Brecht und Helene Weigel engagiert. Er habe 1956 - an seinem Geburtstag - für eine Komparsenrolle in Brechts „Leben des Galilei“ vorgesprochen und danach in zahlreichen Inszenierungen an dem Theater am Berliner Schiffbauerdamm gespielt, hieß es.
Geboren wurde Riemann am 25. Januar 1934 in Amsterdam, mit seiner Mutter zog er später nach Berlin. Dort arbeitete er als Drogist in einer Apotheke, bis er sich für die Arbeit am Theater entschied. Am Berliner Ensemble war er als Schauspieler und Regieassistent tätig. Als Schauspieler stand er den BE-Angaben zufolge zuletzt am 27. Januar 2020 auf der Bühne. Seit 1999 bot Riemann, der sich selbst als „letzten Brechtianer“ bezeichnet hatte, zudem Theaterführungen an. In über 2000 Führungen habe er mehr als 30.000 Besuchern das Ensemble gezeigt.
„Werner Riemann war die gute Seele des Theaters“, teilte BE-Intendant Oliver Reese mit. Mit „Charme und Witz“ habe er von all seinen Erlebnissen am BE erzählt. „Solange es gesundheitlich für ihn möglich war, ging er jeden Tag ins „Büro“ und nahm Platz an seinem festen Tisch in der Kantine, an dem er nie lange alleine sitzen blieb. Wir alle hier am Berliner Ensemble trauern um Werner Riemann und sind in Gedanken bei seiner Familie.“