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Jahreswechsel Böllerlust: Mehr Silvestereinsätze für Polizei

Brandenburg feierte eine milde Silvesternacht mit viel Feuerwerk. Die Polizei musste zu mehr Einsätzen ausrücken als in den beiden Vorjahren. Es gab viele Notrufe und auch Verletzte.

Von dpa Aktualisiert: 02.01.2023, 21:35
Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt auf einer Straße.
Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt auf einer Straße. Fernando Gutierrez-Juarez/dpa/Symbolbild

Potsdam - Nach zwei Jahreswechseln mit Corona-Beschränkungen haben die Brandenburger Silvester wieder mit reichlich Feuerwerk gefeiert - die Polizei verzeichnete deutlich mehr Einsätze und auch mehr Notrufe. Schwerpunkte waren Brände und Delikte wegen Körperverletzung. Es gab auch Verletzte. Hunderte Beamte waren im Einsatz. Polizisten wurden mit Pyrotechnik angegriffen. Begangen wurde der Jahreswechsel bei frühlingshaften Temperaturen.

Die Polizei zählte nach eigenen Angaben 600 Einsätze in der Silvesternacht, im Jahr davor waren es 507. Zum Jahreswechsel 2020/2021 hatte die Zahl der Einsätze bei 573 gelegen. Allein 74 Mal ging es um Körperverletzung, 59 Einsätze wurden im Zusammenhang mit Pyrotechnik gezählt.

So griffen in Frankfurt (Oder) Unbekannte die Polizei mit Feuerwerk an. Zunächst beschossen sie einen Einsatzwagen der Bereitschaftspolizei mit Pyrotechnik. Als Polizisten die drei Männer stellen wollten, feuerten diese weitere Böller gegen die Polizei ab. Verletzt wurde niemand. Die Tatverdächtigen entkamen unerkannt.

In Prenzlau in der Uckermark zündete den Angaben zufolge ein 36-Jähriger am Silvesterabend mehrfach Raketen in Richtung Polizeiinspektion. Zudem warf der Mann mehrfach Böller in Richtung der abgestellten Dienstwagen. Als ihn zwei Polizisten daraufhin ansprachen, wurde der Mann aggressiv, schlug auf die Beamten ein und beleidigte sie. Die Polizei nahm ihn in Gewahrsam.

In Bad-Belzig (Potsdam-Mittelmark) wurde ein 18-Jähriger am Busbahnhof mutmaßlich durch eine Schreckschusspistole am Bein verletzt. Laut Polizei soll er aus einer Gruppe von Jugendlichen heraus aus noch unbekannten Gründen mit einer Schreckschusspistole beschossen und verletzt worden sein. Die Ermittlungen laufen.

In Potsdam warf eine Gruppe von mindestens zehn Personen Pyrotechnik und Bierflaschen auf zwei vorbeifahrende Straßenbahnen. Dabei gingen Fenster zu Bruch. Verletzt wurde niemand.

Die Polizei stellte sich zu Silvester stärker auf. Nach Angaben des Sprechers des Polizeipräsidiums Brandenburg, Mario Heinemann, waren Hunderte Polizisten in 150 Streifenwagen in der Silvesternacht unterwegs, darunter auch Kräfte der Bereitschaftspolizei. Sonst seien es durchschnittlich 100 Wagen. „Bei mildem Wetter gibt es auch für die Polizei mehr Einsätze“, konstatierte er.

An zahlreichen Orten im Land wurden Briefkästen durch Böller beschädigt und gerieten Müllcontainer in Brand. Bei einem großen Brand im Arensfelder Orstteil Blumberg wurde ein ganzer Garagenkomplex mit 16 Garagen zerstört. Ob Pyrotechnik das Feuer ausgelöst hat, war unklar.

Am Silvestertag wurden durch eine Explosion im Keller eines Wohnhauses in Teupitz (Dahme-Spreewald) zwei Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass mindestens zwei Männer mit Pyrotechnik hantiert hatten. Beim Löschen des Brandes wurden zudem zwei Pistolen entdeckt. Das LKA setzt die Ermittlungen fort.

Auch den Notruf wählten laut Polizei zum Jahreswechsel deutlich mehr Menschen. Dabei habe Ruhestörung eine untergeordnete Rolle gespielt, sagte Heinemann. Bis Sonntagmorgen wurden 855 Anrufe registriert, im vergangenen Jahr waren es den Angaben zufolge 688.

Einrichtungen wie das Klinikum Ernst von Bergmann (EvB) in Potsdam und die Sana Kliniken Niederlausitz mit Standorten in Senftenberg und Lauchhammer berichteten von einer beherrschbaren Lage in den Notaufnahmen. Der Pressesprecher des Lausitzer Klinikums, Benjamin Seidemann sprach von etwa sechs Verletzungen durch Böller.

Nach Angaben von EvB-Sprecherin Damaris Hunsmann mussten im Potsdamer Klinikum vor allem schwere Verletzungen der Augen behandelt werden, die unter anderem auf einen unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern zurückgingen. Zwei Patienten, darunter ein Kleinkind, wurden noch in der Nacht wegen Augenverletzungen operiert.

Brandenburg erlebte Silvester mit frühlingshaften Temperaturen. Geböllert wurde in der Silvesternacht bei zweistelligen Plusgraden. Nach vorläufigen Temperaturmesswerten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist es am Silvestertag selbst so warm wie noch nie gewesen. An der Messstelle in Coschen im Kreis Oder-Spree Werte wurden am Samstag 18,1 registriert.