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Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Seniorenprotest gegen Bahncard-Streichung

Von Gunther Immenhoff 04.02.2002, 15:48

Halle/Berlin/München/MZ. - Die Kritikan der Tarifpolitik der Deutschen Bahn wirdimmer lauter. Nachdem am Wochenende der Sozialverband VdKangekündigt hatte, sich mit einer Briefaktiongegen die geplante Streichung der Senioren-Bahncardzur Wehr zu setzen, hat auch die VolkssolidaritätKampfbereitschaft signalisiert.

Der VdK hatte die 18 Millionen Rentner inDeutschland zum Protest gegen die Streichungder Senioren-Bahncard aufgerufen. Er willeinen Musterbrief an Bahnchef Hartmut Mehdornin seiner Mitgliederzeitung abdrucken undin dieser Woche auch ins Internet stellen.Gestern nun schloss sich der WohlfahrtsverbandVolkssolidarität, der 450000 Mitglieder inden neuen Ländern zählt und sich besondersfür die Betreuung älterer Menschen engagiert,dem Aufruf an.

Die Deutsche Bahn plant nach eigenen Angabenmit der Einführung eines völlig neuen Tarifsystemsim Spätherbst dieses Jahres auch neue Regelungenfür die Bahncard.

Für die zweite Klasse soll die Card stattbisher 140 Euro nur noch 60 Euro kosten unddie Preise dafür nur noch um 25 Prozent ermäßigen.Bisher zahlen Bahncard-Inhaber nur den halbenFahrpreis. Die Senioren-Bahncard für Fahrtenzum halben Preis, die derzeit 70 Euro kostetund für Menschen ab 60 Jahre sowie teilweiseauch Schwerbehinderte und Frührentner gilt,soll dann ersatzlos abgeschafft werden.

"Die Bahn versucht, auf dem Rücken der Schwachenaus den roten Zahlen zu fahren", sagte HartmutBuyken, Sprecher des Fahrgastverbandes ProBahn der MZ. Die Pläne zur Abschaffung derBahncard seien nicht nur unsozial, sie seienvor allem wirtschaftlich kurzsichtig, fügtder Sprecher hinzu. Die Bahn bitte ihre treuestenKunden zur Kasse. "Genau das hat die Bahnschon bei den überdurchschnittlichen Preiserhöhungenbei den Zeitkarten getan, nun setzt sie diesePolitik fort", so Buyken. Dies zeuge von Fantasielosigkeit,meint der Sprecher. Der Konzern sei besserberaten, Fahrgäste mit einer attraktiverenBahn und preiswerten Angeboten zu locken.

"Unser neues Preissystem beinhaltet andereVergünstigungen, die Senioren nutzen können",sagte Bahnsprecherin Erika Frost in Halle.So werde es Ermäßigungen für Frühbucher undauch für Reisende geben, die zu verkehrsschwachenZeiten fahren. "Gerade Senioren, die nichtmehr im Erwerbsleben stehen, werden dieseMöglichkeiten ausschöpfen können. Denn siekönnen sich auf vorteilhafte, an bestimmteZüge gebundene Preisangebote besser einrichten".

Bernd Niederland, vom Bundesvorstand der Volkssolidarität,lässt diese Argumentation nicht gelten. Auchältere Menschen können Reisen nicht beständigim Voraus planen. Darüber hinaus sei das neueTarifsystem der Bahn gerade für ältere Menschennoch schwerer zu durchschauen, als das derzeitnoch gültige.