Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Neue Software macht Reisenden Probleme
Halle (Saale)/MZ. - Marie-Luise Zeisler hat es eilig, in sechs Minuten fährt ihr Zug. Am halleschen Hauptbahnhof will sie schnell ein Ticket holen. Aber vor dem Automaten stand sie eben zehn Minuten in der Schlange. "Solche Schlangen gibt es sonst auch freitags nicht", sagt sie. Dann ist sie dran, tippt die Buchstaben des Zielbahnhofs ein und dass sie den Nahverkehr nutzen möchte. Es erscheint: 8,60 Euro. "Ich möchte aber ein Hopperticket", sagt sie und drückt auf "Abbrechen". In drei Minuten fährt der Zug.
Umstellung seit 1. Oktober
Wie Marie-Luise Zeisler ging es am Freitag vielen. Die Deutsche Bahn hat am 1. Oktober in den ersten 50 Städten ihre Automaten-Software umgestellt. Einfacher soll sie sein, der Fahrkartenverkauf schneller, durch logische Menüführung selbst für wenig erprobte Automatenkunden eindeutiger. In Sachsen-Anhalt ist bislang Halle umgestellt, andere Bahnhöfe sollen folgen. Auch Servicemitarbeiter wurden extra eingestellt, aber zwei Personen müssen in Halle an elf Automaten helfen - da sind sie nicht immer an der richtigen Stelle.
Und ganz so einfach wie versprochen scheint es doch nicht zu sein. Zeisler muss nach "Gesamtangebot" erst "Freizeit / Aktion" und "Sachsen-Anhalt-Ticket und andere regionale Angebote" wählen, ehe sie das Hopperticket findet. 6,50 Euro, der Automat druckt. Zwei Minuten hat sie noch, sie sprintet los.
Zeislers Problem ist eines von denen, die Kunden aufstoßen: Bislang stand das beliebte Hopperticket auf der Startseite, jetzt sind vier Klicks nötig. "Wir wollten das Menü vereinheitlichen, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden", sagt Bahnsprecherin Änne Kliem. Nicht jeder würde das Hopperticket nutzen, sondern andere Sparangebote. Das neue Menü unterscheidet zunächst nach "Fahrt von A nach B" und "Fahrt mit einem bestimmten Ticket". Weil es aber etliche Beschwerden wegen des Hoppertickets gab, werde eine Änderung geprüft, so Kliem. Übrigens trifft das Problem nicht nur die umgestellten Automaten in Halle, sondern auch andere Städte. So scheiterte ein Bahnkunde in Zerbst am Hopperticket. Auf einigen Automaten laufe im Hintergrund bereits teilweise die neue Software noch unter alter Benutzeroberfläche, so Kliem. Nach vier Schritten gebe es aber auch dort das Sonderangebot.
Zurück nach Halle: Auch Marco Salmann will nach Hause, nach Altenburg. Als der Preis erscheint, runzelt der Zeitsoldat die Stirn. Er hat die Bahncard vergessen. Am oberen Rand des Touchscreens befinden sich Reiter, Ordner-Marker, die anzeigen, wo sich welche Schritte befinden. Dort steht auch "BC" für Bahncard und schon sind es die üblichen 8,25 Euro. Und, wie war die neue Bedienung? "Einfach war es nicht, aber es liegt sicher daran, dass es ungewohnt ist", so der 23-Jährige. Katrin Engelhard fragt sofort den Automaten-Guide, einen jungen Service-Mitarbeiter. "Gut, dass Sie da waren", sagt sie später seufzend.
Gescheitert nach zwei Buchstaben
Bei Felix Girke kann der Guide nicht helfen. Auch gemeinsam finden sie keine zwei Tickets mit Bahncard ins nahe Günthersdorf. Girkes Zug fährt gleich, er zahlt dieses Mal drauf. Auch Cathleen Lehmann ist unzufrieden. Sie will nach Köthen, aber bei der Städteeingabe kommt sie nur bis Ö, dann wird als dritter Buchstabe kein T angeboten. Sie muss sich bei den Städtenamen bis unten durchscrollen, erfährt sie am Schalter, nachdem sie aufgegeben hat. Immerhin: Sie erhält auch mit Bedienung das Ticket ohne Aufschlag.
Bahnsprecherin Kliem indes erzählt, sie selbst sei am Bahnhof Leipzig gewesen, einen Großteil der Kunden habe sie eigentlich zufrieden erlebt. "Natürlich müssen sie sich umgewöhnen, aber ich glaube, dass sie künftig besser zurechtkommen als mit dem alten System." Abwarten.