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Beatmen oder nicht? Corona: Triage in Krankenhaus in Zittau: Nicht genug Sauerstoff für alle Corona-Patienten

16.12.2020, 14:50
Ostsachsen ist einer der Corona-Hotspots in Deutschland. Ein Mediziner aus Zittau hat nun davon gesprochen, dass es dort zur gefürchteten Triage gekommen sein soll.
Ostsachsen ist einer der Corona-Hotspots in Deutschland. Ein Mediziner aus Zittau hat nun davon gesprochen, dass es dort zur gefürchteten Triage gekommen sein soll. ZB

Zittau - In einem Krankenhaus im ostsächsischen Zittau sollen Ärzte bei der Behandlung von Corona-Patienten erstmals die sogenannte „Triage“ angewendet haben. Das bedeutet, dass die Klinik sich entscheiden musste, welcher Patient beatmet wird und welcher nicht.

Das berichtet der Deutschlandfunk-Journalist Alexander Moritz unter Berufung auf Mathias Mengel. Der Ärztliche Leiter des Klinikums Oberlausitzer Bergland in Zittau habe dies auf einem Online-Bürgerforum gesagt. „Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht“, bestätigte Mengel am Dienstagabend gegenüber t-online.

„Alle Patienten, die in unsere Krankenhäuser kommen, erhalten die bestmögliche Therapie“, teilte das Klinikum am Mittwoch mit, schränkte aber auch ein, dass man „an die Grenzen des Leistbaren stößt“.

Klinikum in Zittau: Intensivmedizin stoße „an die Grenzen des Leistbaren“

So gebe es an den zwei Standorten des Klinikum Oberlausitzer Bergland theoretisch 100 Betten zur Versorgung von Covid-19-Patienten. Aufgrund von zunehmenden Personalausfällen könnten davon aber nicht alle belegt werden. Die Situation sei angespannt. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sprach von einem „Weckruf“.

Die Corona-Inzidenz im Landkreis Görlitz, zu dem Zittau gehört, liegt laut Robert-Koch-Institut derzeit bei 532, der benachbarte Landkreis Bautzen sogar bei 631. Das führt dazu, dass Patienten in Ostsachsen inzwischen über eine Stunde im Rettungswagen transportiert werden müssen, da kein Krankenhaus mehr aufnahmefähig ist, berichtet der Radebeuler Stadtrat und Notfallsanitäter Karl Lehmann.

Kliniken in Sachsen überfüllt - Rettungswagen stundenland unterwegs

In Zittau versuche man, Patienten nach Dresden oder Leipzig auszufliegen, doch viele seien nicht mehr transportfähig, gibt Journalist Alexander Moritz die Aussagen von Klinikarzt Mengel wieder. Doch auch in den sächsischen Großstädten sind die Kapazitäten inzwischen ausgereizt. Dresden meldete am Mittwoch, dass alle Betten für Corona-Patienten belegt sind.

In Zittau überlege man daher, Patienten vor Weihnachten nach Norddeutschland zu verlegen, wo die Corona-Lage noch vergleichsweise entspannt ist.

Koordiniert werden die Kapazitäten in Ostsachsen von einer Krankenhausleitstelle, die am Uniklinikum Dresden angesiedelt ist. In den vergangenen Tagen hätten „verstärkt“ Patienten aus den Landkreisen Bautzen und Görlitz in entferntere Krankenhäuser verlegt werden müssen, sagte der Chef der Leitstelle, Christian Kleber. Transporte nach Dresden und Leipzig gebe es immer dann, wenn regionale Krankenhäuser keine Aufnahmekapazitäten für Corona-Patienten mehr hätten. Noch habe es sich um Einzelfälle gehandelt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Zahl der Fälle in den kommenden Tagen zunehmen werde.

Triage: Mediziner können nicht mehr allen Patienten helfen

Das Wort Triage kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Auswahl“. Im Fall, dass nicht genügend Behandlungskapazitäten bereit stehen, wählen Notärzte aus, welcher Patient behandelt wird und welcher nicht. Einheitliche Standards gibt es dazu nicht. Als wichtigstes Auswahlkriterium gilt die Erfolgsaussicht der Behandlung.

Während der ersten Corona-Welle mussten vor allem Krankenhäuser in Norditalien die Triage anwenden. In Deutschland ist das Zittauer Klinikum nun offenbar das erste Krankenhaus, in dem offiziell danach verfahren werden musste. (mz/dpa)

In einem Krankenhaus im ostsächsischen Zittau sollen Ärzte bei der Behandlung von Corona-Patienten jetzt erstmals die sogenannte „Triage“ angewendet haben. (Symbolbild)
In einem Krankenhaus im ostsächsischen Zittau sollen Ärzte bei der Behandlung von Corona-Patienten jetzt erstmals die sogenannte „Triage“ angewendet haben. (Symbolbild)
dpa