Commerzbank verteidigt teure Dresdner-Übernahme
Frankfurt/Main/dpa. - Die Commerzbank hat den hohen Preis für die Übernahme der Dresdner Bank verteidigt und will den Sparkassen und Volksbanken in großem Umfang Mittelstandskunden abjagen.
Deutschlands zweitgrößte Bank kündigte zudem an, schon von Montag an mit einer neuen Fondstochter passive Indexanlageprodukte zu vertreiben. Das Geschäft mit aktiv verwalteten Fonds bei der Tochter Cominvest gibt die Commerzbank dagegen im Rahmen der Dresdner-Übernahme an den Versicherungskonzern Allianz ab.
Der Kaufpreis für die Übernahme der Dresdner Bank sei «nicht billig, aber fair», sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing dem Magazin «Der Spiegel». Man müsse berücksichtigen, «dass wir im Wesentlichen mit eigenen Aktien bezahlen und fünf Milliarden Euro an Synergien realisieren können». Die Commerzbank kauft der Allianz ihre angeschlagene Banktochter in zwei Schritten für insgesamt 9,8 Milliarden Euro ab. Analysten hatten den Kaufpreis als zu hoch kritisiert. Die vor einer Woche verkündete Übernahme sieht den Abbau von 9000 der insgesamt 67 000 Vollzeitstellen vor, wogegen es massive Proteste der Belegschaft gibt.
Commerzbank-Firmenkundenvorstand Markus Beumer sagte, man wolle den Marktanteil bei kleinen Mittelständlern deutlich ausbauen. Die Zahl der Filialen könne von 83 auf mehr als 100 steigen. «Wir werden dort angreifen, wo Sparkassen und Volksbanken stark sind», kündigte Beumer in der «Welt am Sonntag» an. Derzeit kämen Commerzbank und Dresdner Bank bei kleinen Mittelständlern zusammen nur auf einen Marktanteil von etwa sechs Prozent. «Wir rechnen fest damit, hier den Marktanteil bis 2012 auf acht bis neun Prozent steigern zu können», sagte Beumer.
Von Montag an will die Commerzbank über eine neue Tochter zudem 27 neue Indexfonds unter dem Markennamen «ComStage» anbieten, wie die Bank mitteilte. Die Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Fonds (ETFs), sollen zu geringen Kosten die Wertentwicklung von Indizes wie dem deutschen Leitindex DAX oder dem US-Börsenbarometer Dow passiv nachbilden. Damit greift die Bank unter anderem die Deutsche Bank und die zur Sparkassen-Finanzgruppe Deka Bank an, die ähnliche Produkte bereits gestartet haben. In der Branche war unabhängig vom Verkauf der Cominvest seit Monaten gemutmaßt worden, dass die Commerzbank ebenfalls in diesen Markt einsteigt. Europaweit werden laut Studien mehr als 100 Milliarden Euro von solchen Fonds verwaltet.
Zu einem angeblichen Interesse aus China an der Dresdner Bank sagte Commerzbank-Chef Blessing dem «Spiegel»: «Wenn es einen Poker um den Kaufpreis gegeben hätte, hätten wir zum Beispiel gegen eine Bank, hinter der der chinesische Staat steht, natürlich keine Chance gehabt.»
Blessing rechtfertigte die Entscheidung, dass im Vorstand der neuen Bank nur noch ein Manager der alten Dresdner Bank vertreten sein wird. «Wir haben viele Integrationen gesehen, die schwierig wurden, weil der Vorstand aus reinem Proporzdenken paritätisch besetzt war.»
Bei der Dresdner-Investmenttochter Dresdner Kleinwort soll es deutliche Einschnitten geben. «Wir werden den Eigenhandel, die Finanzierung von großen Firmenübernahmen und den Handel mit Krediten sehr stark reduzieren», kündigt Blessing an. Andere Bereiche wie die Beratung von Firmenübernahmen sollen hingegen ausgebaut werden.
Angebliche Kaufinteressenten für Dresdner Kleinwort kennt Blessing nach eigenen Angaben nur aus der Presse. «Mich hat noch niemand angesprochen. Und ich bin ja nicht so schwer zu erreichen.»
Unterdessen hat die Wirtschaftsweise Beatrice Weder die Mauro die Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank als «wichtiges und positives Signal» für den deutschen Finanzplatz gewertet. Aber auch nach dem Zusammenschluss bleibe die deutsche Bankenlandschaft stark zersplittert, sagte sie der «WirtschaftsWoche». «Genau diese Strukturen haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass deutsche Banken kaum eine aktive Rolle in der europäischen Bankenkonsolidierung spielen. Daran wird sich durch eine große Fusion auch nur wenig ändern.»