Chronologie Chronologie: Von der Finanzmarkt- zur globalen Wirtschaftskrise
HAMBURG/DPA. - 15. September: Der «schwarze Montag» der Wall Street: DieInvestmentbank Lehman Brothers muss Insolvenz anmelden, ihrKonkurrent Merrill Lynch wird von der Bank of America aufgekauft.
19. September: Die US-Regierung kündigt ein 700 Milliarden Dollar schweres Rettungspaket für die Finanzbranche an.
25. September: Die größte US-Sparkasse Washington Mutual brichtzusammen und wird von der Großbank J.P. Morgan Chase aufgefangen.
29. September: Für den deutschen Immobilienfinanzierer Hypo RealEstate wird ein 35 Milliarden Euro schweres Rettungspaket geschnürt.
5. Oktober: Die Bundesregierung verkündet eine Komplettgarantiefür private Einlagen. Das Rettungspaket für die Hypo Real Estate muss von 35 auf 50 Milliarden Euro aufgestockt werden.
8. Oktober: Sechs große Notenbanken senken gemeinsam dieLeitzinsen. Die Panik an den Börsen können sie nur kurz eindämmen.
13. Oktober: Die Bundesregierung stellt ein gigantisches Banken-Rettungspaket im Volumen von 500 Milliarden Euro vor. Frankreichpräsentiert einen 360 Milliarden Euro schweren Hilfsplan. Viele EU-Länder schnüren ebenfalls Notpakete.
21. Oktober: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schlägt dieVerstaatlichung von Schlüsselindustrien vor. Berlin lehnt dies ab.
23. Oktober: Die Autobauer sind als erste Branche von denAuswirkungen der Finanzkrise betroffen: Der Ertrag von Mercedes-Benz bricht im dritten Quartal ein, weitere folgen mit negativen Nachrichten. Die US-Autobranche kämpft ums nackte Überleben.
29. Oktober: Die US-Notenbank senkt ihren Leitzins angesichtsdüsterer Konjunkturerwartungen um 0,5 Prozentpunkte auf 1 Prozent.
3. November: Die Commerzbank - das zweitgrößte deutscheKreditinstitut - sowie die Landesbanken HSH Nordbank und WestLBgreifen auf das staatliche Rettungspaket zu.
5. November: Die Bundesregierung beschließt ein rund 12 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket. Damit soll der Wirtschaftsabschwung abgefedert werden. Die Regierung hofft, dass Investitionen von 50 Milliarden Euro angestoßen und eine Million Jobs gesichert werden.
6. November: Die EZB senkt erneut drastisch die Leitzinsen auf3,25 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg praktisch alle Industriestaaten in die Rezession rutschen werden.
9. November: China kündigt ein fast 600 Milliarden Dollar schweres Konjunkturpaket für die beiden kommenden Jahre an.
13. November: Deutschland ist offiziell in der Rezession: DasBruttoinlandsprodukt schrumpfte in zwei Quartalen in Folge.
14. November: Der Autobauer Opel bittet die Bundesregierung umBürgschaften von gut einer Milliarde Euro. Man wolle sich damit für den Fall einer möglichen Insolvenz der US-Konzernmutter General Motors absichern. Berlin will bis Weihnachten entscheiden.
19. November: Die Finanzkrise erreicht auch die Chemiebranche. Der Branchenführer BASF drosselt die Produktion um 20 bis 25 Prozent.
25. November: Die US-Notenbank kündigt ein 800 Milliarden Dollarschweres Programm zum Aufkauf mit Krediten besicherter Wertpapiere an. Das gewaltige Volumen ist ein Alarmsignal, das zeigt, wie ernst die Lage trotz aller bisheriger Maßnahmen noch ist.
26. November: Die EU-Kommision schlägt ein 200 Milliarden Euroumfassendes Konjunkturpaket vor.
28. November: Die Dimension der Krise der BayernLB wird deutlich: Sie braucht Unterstützung von insgesamt 30 Milliarden Euro. Die Bank will 5600 Stellen streichen und das Auslandsgeschäft kappen.
4. Dezember: Die EZB senkt den Leitzins von 3,25 auf 2,50 Prozent. Die Wirtschaftskrise erreicht die IT-Branche auf breiter Front. Nokia senkt die Absatzprognose zum zweiten Mal in drei Wochen. Der Chiphersteller AMD kündigt einen Umsatzeinbruch von 25 Prozent an. Der US-Telekomkonzern AT&T streicht 12 000 Jobs. Wenige Tage später schließt sich Sony mit dem Abbau von 16 000 Stellen an.
8. Dezember: Die Krise sorgt für einen Paukenschlag in derMedienbranche: Der US-Zeitungskonzern Tribune, zu dem unter anderem die «Los Angeles Times» und die «Chicago Tribune» gehören, beantragt ein Insolvenzverfahren mit Gläubigerschutz.
9. Dezember: Auch VW Financial Services und die VW Bank wollenstaatliche Hilfen in Anspruch nehmen.