1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Christel Hoffmann: Christel Hoffmann: Kämpferin mit Tränen in den Augen

Christel Hoffmann Christel Hoffmann: Kämpferin mit Tränen in den Augen

29.03.2012, 18:09

Berlin/MZ. - Nein, keine Interviews bitte! Selbst der Telefonanschluss des Schlecker-Betriebsrates ist tot. Christel Hoffmann und ihre Kolleginnen sind im emotionalen Dauerstress in diesen Tagen. Und nun erst recht, nachdem sie wissen: Ihr Kampf um eine Auffanglösung für die rund 11 000 Mitarbeiterinnen des insolventen Drogerie-Discounters war vergebens. Am Tag, da zwei der Filialen in ihrer Heimatstadt Pforzheim zum letzten Mal aufsperrten, war sie da. Wenigstens ein kleines Zeichen setzen: Ihr seid nicht allein!

Neulich war Christel Hoffmann in der "Tageschau" zu sehen und zu hören. Da hatten sie in einem zweitägigen Verhandlungsmarathon die Zahl der Frauen, die für die Sanierung des Unternehmens entlassen werden, um ein paar Hundert reduzieren können. War mehr nicht zu erreichen, will der Reporter wissen. "Wenn ich die Wahl hab "zwischen Pest und Cholera..." Pause. Dann: "Es ist schwierig, Ihre Frage zu beantworten." Trotzdem sei das Bestmögliche herausgeholt worden. "Darauf können wir alle stolz sein." Schnitt. Der 58-Jährigen ist die innere Bewegung anzusehen. "Kämpferin mit Tränen" hat die "tageszeitung" sie genannt. Christel Hoffmann ist eine gestandene Frau, die seit 17 Jahren "beim Schlecker" arbeitet und der man abnimmt, dass sie weiß, wie die Verkäuferinnen ticken. Sie ist stolz darauf, dass Schlecker der einzige Drogerie-Discounter mit Tarifbindung ist - dem schlechten Unternehmensruf in sozialen Fragen zum Trotz. Stolz ist sie auch, dass die Mitarbeiter es im Verein mit der Gewerkschaft verhindert haben, dass durch Leiharbeit das Lohndumping durch die Hintertür kommt.

Mag sie gelegentlich feuchte Augenwinkel haben, da ist eine kampferprobte Gewerkschafterin. Es ärgert sie, das Bundespolitiker wie Ursula von der Leyen (CDU) nicht versucht haben, sie zu erreichen, als es um die Existenz ging. Anders als bei Opel etwa. "Da ging es ja auch um Männerarbeitsplätze", sagt sie. In einem ihrer raren Interviews fand Christel Hoffmann die Ungewissheit "für uns alle unerträglich". Die Gewissheit, weiß sie nun, ist nicht besser.