Chemieprodukt Chemieprodukt: Ostdeutsches Spülmittel «fit» feiert 50. Geburtstag

Hirschfelde/dpa. - Von Bauchansatz keine Spur: Rank undschlank steht die «fit»-Flasche in den Regalen vieler Geschäfte.Dabei wird das Spülmittel, das in der DDR zeitweise 85 Prozent desBedarfs abdeckte und heute noch in Ostdeutschland einen Marktanteil von rund 40 Prozent hat, in diesem Jahr 50 Jahre alt. Bei der fitGmbH in Hirschfelde, im Dreiländereck unmittelbar an der polnischenGrenze gelegen, blicken die Verantwortlichen vorsichtig optimistischin die Zukunft.
Fünf Millionen Jubiläumsflaschen sind in diesem Jahr bereits vonden Bändern des Unternehmens gelaufen, noch einmal so viele sollen esbis Ende 2004 werden. Das fit-Spülmittel ist längst nicht mehr daseinzige Produkt des Unternehmens, wie das noch bei der Privatisierung1993 der Fall war. Im Jahr 2000 etwa hat der fit-Eigentümer undGeschäftsführer Wolfgang Groß die West-Marken Rei und Sanso dazugekauft, um sich Vertriebswege im Westen des Landes zu erarbeiten.Neben Spülmitteln umfasst das Sortiment des Unternehmens Reinigungs-und Waschmittel.
Während im Osten das fit-Spülmittel fast jedem ein Begriff ist,tut sich das Unternehmen im Westen mit seiner Stammmarke bislangschwer. Mit etwa drei Prozent ist der Marktanteil des Spülmittels ausHirschfelde dort vergleichsweise gering. Das hängt auch mit demgeringen Bekanntheitsgrad der Marke in den alten Bundesländernzusammen. «Was im Osten ein Vorteil für uns ist, ist im Westen einNachteil», sagt Groß. Außerdem gehe es im Westen stärker über denPreis, und dort sieht sich das mittelständische Unternehmen imVergleich zu den großen Konzernen im Nachteil.
Nach Ansicht des Marketing-Experten Prof. Clemens Renker von derHochschule Zittau-Görlitz ist Kapitalkraft aber gar nicht unbedingtausschlaggebend bei der Erschließung eines neuen Marktes. SeinerAnsicht nach bedarf es nicht zwangsläufig millionenschwererAnstrengungen, um mit einem Produkt Fuß zu fassen. «Es geht nicht nurums Geld. Wichtiger ist es, dass man dem Handel seine Idee verkaufenkann.» Hier liege die Chance für mittelständische Unternehmen wie diefit GmbH, die «ein Schmuckstück» sei.
Knapp 33 Millionen Euro hat das Unternehmen im vergangenen Jahrumgesetzt, etwas mehr als 100 Menschen beschäftigt es. Sowohl Umsatzals auch Mitarbeiterzahl sind zuletzt leicht gesunken, in diesem Jahrsoll der Umsatz wieder auf 35 Millionen Euro steigen. Vor allemInnovationen sollen das Geschäft wieder ankurbeln.
Mit dem neuen EU-Mitglied Polen liege ein riesiger Markt direktvor den Toren der fit GmbH. Groß verfolgt in dieser Richtungallerdings zur Zeit keine Expansionspläne, auch weil ein Engagementin Tschechien bislang nicht den erhofften Ertrag gebracht hat. «DieFelle sind verteilt», sagt Groß mit Blick auf die neuen EU-Mitgliederund die Investitionen großer Konzerne dort.
1954 war die Marke fit durch die VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadtangemeldet worden, 1967 wurde die Produktion nach Hirschfeldeverlagert. Als nach der Wende im Osten der Run auf Westprodukteeinsetzte, drohte fit das Ende. Die Mitarbeiter des Unternehmensselbst sollen es damals gewesen sein, die den Absatz des Spülmittelsdurch Verkaufsaktionen wieder ankurbelten. Seit der Privatisierungwurden laut Groß 55 Millionen Euro in die Modernisierung desUnternehmens investiert.