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Chemie Chemie: Ostdeutsche Waschpaste wird 50 Jahre alt

Von Grit Büttner 12.01.2005, 07:06
Verschiedene Verpackungen der Waschpaste Linda Neutral von den Anfängen 1955 (l) bis heute (hinten) stehen am 15.12.2004 bei der Firma Linda in Schwerin. (Foto: dpa)
Verschiedene Verpackungen der Waschpaste Linda Neutral von den Anfängen 1955 (l) bis heute (hinten) stehen am 15.12.2004 bei der Firma Linda in Schwerin. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Schwerin/dpa. - Die Paste in der blau-weißen Plastik-Dose ist 50 Jahre nach ihrerErfindung kein bisschen überlebt. In Schwerin rühren heute 17Beschäftigte pro Jahr rund eintausend Tonnen und damit immerhinwieder halb so viel pastöse und flüssige Waschmittel für denNiedrigtemperaturbereich zusammen wie vor der Wende. Der Jahresumsatzliegt bei knapp zwei Millionen Euro. «Auch der Gewinn ist stabil»,sagt Deichmann. Vor drei Jahren sei der Durchbruch des klassischenOst-Produkts auch im Westen gelungen. Zugleich gehe der Export nachPolen stetig nach oben.

Gegründet wurde der Betrieb 1951. Im Juni 1955 startete dieProduktion von «Linda neutral». «Wäsche will Linda» hieß seinerzeitder Werbeslogan. Der Produkterfinder, Chemiker Hans Gau aus Schwerin,erinnert sich: «Schnell und gründlich sollte die Paste reinigen,dabei lind und mild sein sowie neutral im ph-Wert.» Damit war auchder Name des Produkts geboren. «Bei der Entwicklung war uns gar nichtbewusst, welches Potenzial in der Allround-Paste steckt», sagtDeichmann. Das Geheimnis: 16 Ingredienzien müssen in perfekter Mengeund Reihenfolge bei richtiger Temperatur lange genug vermischtwerden. «Wie beim Kuchenbacken - die Technologie entscheidet!» Unddie habe bisher niemand nachahmen können, frohlockt der Firmenchef.

Der heute 63-Jährige Elektro-Ingenieur und Diplom-Ökonom war zurWende Direktor des volkseigenen Kombinates Linda. Gemeinsam mit demfrüheren technischen Leiter Peter Willöper übernahm er das SchwerinerStammwerk zu gleichen Teilen von der Treuhand. «Name undBekanntheitsgrad machten den eigentlichen Wert des Unternehmens aus,die Anlagen waren verschlissen», sagt er. Anfang 1994 zog Linda ineinen 5,2 Millionen D-Mark (2,6 Millionen Euro) teuren Neubau um.

Seit 1991 kamen zum damals einzigen Produkt «Linda neutral» 19weitere hinzu: Verschiedene Hand- und Allzweckreiniger, Fleckenpaste,Scheuermilch, Geschirrspül- und Feinwaschmittel. 2005 soll eine neueFlüssigseife für die Industrie und eine Winterhandcreme im Handelplatziert werden. «Unser Plus sind kurze Wege und schnelleEntscheidungen für neue Ideen», sieht Deichmann gute Chancen seinerkleinen Firma auf dem heiß umkämpften Waschmittelmarkt.

«Auffallen» heißt die Devise bei Linda, doch nicht immer werdenalle Blütenträume wahr: «Linda knitterfrei», der Bügelersatz fürunterwegs, habe nicht den erwarteten Umsatz gebracht. «Die Wirkungist super, aber die Zeit für solch eine Innovation wohl noch nichtreif», sagt der Geschäftsführer. Dafür schicke sich die Paste«Flecken weg» jetzt an, dem traditionellen «Linda neutral» Konkurrenzzu machen, meint Deichmann und hat auch gleich ein schlagkräftigesBeispiel parat: «Blaubeerkompott auf dem hellen Läufer meiner Frauund alles ging wieder raus!»