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Chemie Chemie: Der DDR-Klassiker Elaskon ist wieder gefragt

Von Gudrun Janicke 22.09.2005, 05:45
Im Dresdener Traditionsbetrieb Elaskon Sachsen GmbH zeigt der Mitarbeiter Uwe Lötzsch die Firmenfahne auf der neuen Fertigungsanlage für Spezialschmierstoffe. (Foto: dpa)
Im Dresdener Traditionsbetrieb Elaskon Sachsen GmbH zeigt der Mitarbeiter Uwe Lötzsch die Firmenfahne auf der neuen Fertigungsanlage für Spezialschmierstoffe. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - 16 Jahre nach der Wende erlebt ein fastvergessenes DDR-Produkt sein Comeback. Der sperrig klingende Name«Elaskon K 60 ML» war einst jedem Fahrer von Trabant und Wartburggeläufig. Die zähe, dunkle und ölige Flüssigkeit war Gold wert: Siesorgte für die Unterboden- und Hohlraumkonservierung von Trabi undCo. Überrascht von dem Erfolg ist selbst der Bayer Karl Schwald,Geschäftsführer und Inhaber des SpezialschmierstoffherstellersElaskon in Dresden.

«Mit der Wende und den neuen Möglichkeiten zum Autokauf war diesesProdukt nicht mehr gefragt», sagt Schwald. Von einem zum anderen Tagbrach der Verkauf ein. Mehr als eine Million Flaschen K 60 ML wurdenin den 1980-er Jahren über Minoltankstellen an Privatkunden verkauft.Hinzu kamen 3000 Tonnen, die an Werkstätten geliefert oder exportiertwurden. «Angesichts der damals langen Wartezeiten auf einen fahrbarenUntersatz wurde der dann gehegt und gepflegt: eben mit Elaskon.»

«Die heutigen Fahrzeuge sind viel besser gegen Korrosion geschütztals die DDR-Autos», erklärt der Geschäftsmann den Absatzeinbruch.Unentwegte Elaskon-Fans gebe es noch in Osteuropa, wo die Autoslänger gefahren werden und der Schutz vor Rost eine größere Rollespiele. Auch deutsche Trabi- und Wartburg-Fans haben dem Produkt dieTreue gehalten. «Man weiß, das funktioniert einfach», sagt SandroNaak vom Trabi- und IFA-Club Löbau-Zittau. Der 30-Jährige war aufNummer sicher gegangen und hatte über die Jahre Altbeständeaufgekauft. Seine «Rennpappe» will er nur mit dem Dresdner Produktgepflegt sehen.

Schwald bemerkt zunehmendes Interesse: «Ob es an der Sparsamkeitder Autofahrer liegt, die sich nicht in so kurzen Abständen ein neuesFahrzeug leisten können?» Im Vorjahr wurden etwa 1500 Tonnen Elaskonabgesetzt, in diesem Jahr rechnet der Geschäftsführer mit 1750Tonnen.

Hauptbrot des 1928 gegründeten Unternehmens sind jedochSpezialschmierstoffe. Etwa die Hälfte der Produkte geht ins Ausland.Insgesamt wurde 2004 ein Umsatz von 5,9 Millionen Euro erreicht, imJahr davor waren es 4,85 Millionen Euro. «Bei Drahtseilschmierstoffensind wir Weltmarktführer», sagt Schwald. Mehr als 40 Seilereienweltweit arbeiten mit den Produkten «Made in Sachsen», die auch imBerg- und Brückenbau, bei Bergbahnen oder auf Ölplattformen verwendetwerden.

Nach der Privatisierung des DDR-Betriebes Elaskon musste einGroßteil der Produktion zunächst nach Hamburg verlagert werden: dieGenehmigung für die veralteten Anlagen war ausgelaufen. 1999 wurdedas Firmengrundstück gekauft, 2003 die neue Anlage in Betriebgenommen. Insgesamt wurden 3,5 Millionen Euro investiert. In derhochmodernen Fertigungsstätte werden Mineralöle mit bestimmtenZusatzstoffen - sie sind das «Salz in der Suppe» - gemischt. DasUnternehmen beschäftigt derzeit 26 Mitarbeiter.

«Kein Industriebereich kommt ohne Schmierstoffe aus: Ob Computer,Fensterheber im Auto oder eine Windkraftanlage», sagt StephanBaumgärtel vom Verband der Schmierstoff-Industrie. Die knapp 60Unternehmen des Verbandes stellen im Jahr rund 730 000 TonnenSchmierstoffe her. Ein Problem sei das von der EU geplanteChemikalienrecht. Dann könne die Konkurrenz über die Daten zurRegistrierung auf die meist geheim gehaltene Zusammensetzung derProdukte schließen, befürchtet Baumgärtel. Darüber hinaus könntenzahllose Rohstoffe vom Markt verschwinden. Selbst Elaskon-ChefSchwald verrät nach fast 30 Jahren Elaskon kein Wort über dieRezeptur.