Carl H. Hahn Carl H. Hahn: Ehemaliger VW-Chef wird 80 Jahre

Wolfsburg/dpa. - Chemnitz, Dallas, Sardinien, Madrid, Zwickau - der Terminkalender von Carl H. Hahn sieht nicht nach einem geruhsamen Pensionärsleben aus. Wenn der ehemalige Volkswagen-Chef am 1. Juli(Samstag) seinen 80. Geburtstag in Wolfsburg feiert, sind die Kofferbereits wieder gepackt. «Ich bin unverändert voll beschäftigt, etwasmehr als 35 Stunden in der Woche», sagt Hahn und spielt damit auf die
derzeit geführte Diskussion um die Arbeitszeitverlängerung bei VW von28,8 auf 35 Wochenstunden an.
In Chemnitz, seiner Geburtsstadt, setzt er sich für dieRenovierung der Kirche ein, in Zwickau hält er als HonorarprofessorVorlesungen, in Dallas sitzt er im Aufsichtsrat derInformationstechnologie Perot Systems Corporation, in Madrid hält erVorträge an einer Managerschule - die Liste seiner Aktivitäten ließesich noch weiter fortsetzen. «Es macht mir Spaß, Aufgaben zu haben,die dem Allgemeinwohl dienen», sagt Hahn.
In seinem Büro dokumentieren zahlreiche Fotos sein bewegtes Leben:Prinz Charles, Steffi Graff, Boris Jelzin, Michail Gorbatschow unddie chinesische Führungsspitze - er kennt sie alle. Dazwischen Fotosseiner Familie. Vier Kinder hat er mit seiner Frau Marisa. «MeineKinder sind in der ganzen Welt verteilt», sagt er.
Seine Karriere bei VW begann der Sohn eines Industriellen 1954 alsLeiter der Exportförderung. Von 1959 bis 1964 leitete er «VW ofAmerica». Zurück in Wolfsburg wurde er 1965 Vorstandsmitglied undVerkaufschef für den Konzern. Nach Differenzen um die Unabhängigkeitvon Audi mit dem damaligen VW-Chef Rudolf Leiding kam es 1972 zumBruch: Hahn verließ den Autokonzern und übernahm die Führung derdamaligen Continental-Gummi-Werke AG in Hannover.
Ebenso überraschend wie er Wolfsburg verließ, kehrte er 1982 alsVW-Vorstandsvorsitzender zurück. Unter seiner Führung wuchs VW nachStückzahlen zum größten Autokonzern Europas. Für viele noch heutebedeutsame Entwicklungen liegen die Wurzeln in seiner Ära: Die erstenGeschäfte mit China, der Ausbau der heute ertragreichen VW-Bank, derKauf von Seat und Skoda sind nur einige seiner Entscheidungen.
Als Ferdinand Piech 1993 den Chefsessel in Wolfsburg bezog,wechselte Hahn für fünf Jahre in den Aufsichtsrat. «Rückblickend wardas ein Fehler», sagt Hahn heute. Deutschland habe damals unter einemKonjunktureinbruch gelitten - das rückläufige Geschäft sei jedochseiner Unternehmenspolitik angelastet worden. Aktiv mitmischen würdeer heute nicht mehr wollen: «Da fehlt mir doch die jugendlicheSpannkraft für so ein Formel-1-Management», lacht Hahn, dem seine 80Jahre nicht anzusehen sind.
Mit Wolfsburg fühlt er sich nicht nur durch VW verbunden.Insbesondere das von ihm initiierte Kunstmuseum liegt ihm am Herzen.Dort hat er auch sein Büro, von dem aus die vielen Terminekoordiniert werden. Nach dem Geburtstagsempfang der Stadt einen Tagnach seinem Geburtstag steuert das Ehepaar Hahn allerdings erstmalseine zweite Heimat an: Auf Sardinien haben haben die Hahns seitvielen Jahren ein Haus.