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Burg Burg: Walzwerk fertigt Bleche für Brauereien und Chemiewerke

Von Susanne Grosse 08.08.2005, 05:56
Polierer Wolfgang Besener kontrolliert in der Walzwerk Burg GmbH eine polierte Stahlplatte. (Foto: dpa)
Polierer Wolfgang Besener kontrolliert in der Walzwerk Burg GmbH eine polierte Stahlplatte. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Burg/dpa. - Das Walzwerk Burg schmiedet stahlharteZukunftspläne. Das zur Georgsmarienhütte Holding GmbH (Niedersachsen)gehörende Traditionsunternehmen will seine Produktion in diesem Jahr um weitere zehn Prozent steigern. «Bereits im vergangenen Jahr ist sie umetwa 20 Prozent gewachsen», sagt Geschäftsführer Mario Fennert. Rund18 000 Tonnen Edelstahlbleche und Zuschnitte aus Spezialstahl sollendas Werk mit 89 Beschäftigten demnächst verlassen. Die Teile findenbundes- und europaweit Anwendung in Brauereitanks, Mehlsilos, Anlagenfür Abwasser- und Wassertechnik, beim Industrieofenbau oder beiSpezialbehältern für die Chemiebranche.

«Nur noch ein Zehntel von dem, was heute den Hof verlässt, ist auchhier gewalzt worden», sagt Fennert. Das Werk, das 1908 unter dem Namen«Berlin-Burger Eisenwerke» entstand, hat sich heute aufPräzisionszuschnitte spezialisiert. Je nach Kundenwunsch werden die wieeine Alufolie aufgerollten und bis zu zwölf Tonnen schwerenEdelstahlbleche (Coil) zunächst auf einer Querteilanlage auf diegewünschte Länge geschnitten und dann mit Einzelschere, Laser-, Plasma-oder Wasserstrahl maßgeschneidert weiterverarbeitet. Zudem könnenBleche geschliffen, gekantet, auf Hochglanz poliert oder mattiertwerden.

Zu DDR-Zeiten arbeiteten auf dem weitläufigen Gelände am Stadtrandmehr als 1000 Menschen. Ein Teil der damals Beschäftigten ist auchheute noch im Betrieb tätig, darunter Reinhold Gnettner, der an derTonnen schweren Kantmaschine steht. «Das Wichtigste ist, dass dieWinkel- und Schenkelmaße stimmen», erläutert er. Obwohl die Arbeit auchmit Maschinenhilfe schwer ist, ist er froh über seinen Job.

Auch Burkhard Kohde war schon zu DDR-Zeiten im Betrieb. Dergebürtige Salzwedeler ist für das Plasma- und Wasserstrahlschneidenzuständig. «Der Wasserstrahl trifft mit einer Wucht von 3000 Bar aufdie Stahlplatte und zerschneidet sie», erklärt er. Um den Strahlrichtig hart zu machen, wird feiner Sand hinzugegeben.

Für Fertigungsleiterin Sylvia Folkmer war das Walzwerk bereits Teilder Kindheit. «Mein Vater hat hier gearbeitet und mich öfter malmitgenommen, und ich habe hier meine Lehre gemacht», sagt die 40-Jährige. Seit vergangenem Jahr trägt sie die Verantwortung für diegesamte Fertigung mit insgesamt 41 Mitarbeitern, darunter zwei Frauen.Probleme, sich gegen die männlichen Kollegen durchzusetzen, habe sienicht. «Das ist der Vorteil, wenn man schon seit der Lehre im Betriebist und alles kennt», sagt sie lächelnd.

Vor acht Jahren wurde das Walzwerk von der Georgsmarienhütte Holdingübernommen und komplett umgebaut. «In den Standort wurden seit 1997etwa zehn Millionen Euro investiert», sagt Dieter Wilden, Prokurist beider Georgsmarienhütte Holding. Natürlich habe man nicht nurinvestieren, sondern auch entlassen müssen. «Aber um die Menschen habenwir uns gekümmert, sie kamen in eine Beschäftigungs- undQualifizierungsgesellschaft und viele arbeiten heute in anderenBetrieben, beispielsweise in Stuttgart und München», betont er.

Das Walzwerk hatte 2003 einen Umsatz von 41 Millionen Euro, 2004waren es 52 Millionen. Zum Jahresanfang 2005 wurde das Werkzeugstahl-Service-Center mit etwa 20 Leuten aus dem Walzwerk ausgegliedert. «DieUmbenennung in Gröditzer Werkzeugstahl soll die Zugehörigkeit zu denSchmiede- und Elektrostahlwerken im sächsischen Gröditz deutlichmachen», sagt Wilden. In diesem Jahr wird das Walzwerk etwa 50Millionen umsetzen. Für den Gröditzer Werkzeugstahl, der am StandortBurg ansässig blieb, wird ein Umsatz von zehn Millionen erwartet.

Zur Georgsmarienhütte Gruppe gehören 41 Standorte in Deutschland undÖsterreich. In den Neuen Ländern gehören die Radsatzfabrik Ilsenburgund der Kranbau Köthen, die Wildauer Schmiedewerke in Brandenburg unddie Bahntechnik im sächsischen Brand-Erbisdorf sowie die SchmiedewerkeGröditz/Elektrostahlwerke Gröditz dazu. Die Gruppe mit knapp 7700Mitarbeitern strebt 2005 einen Gesamtumsatz von 1,7 Milliarden Euro an.2004 hatte sie rund 1,52 Milliarden Euro umgesetzt, 340 Millionen Euromehr als 2003.