MZ-Chefredakteur Hartmut Augustin Kommentar: Olaf Scholz beweist, wie aus Verlierern Gewinner werden können
In der Ruhe liegt die Kraft und von dieser Ruhe strahlt der SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz ganz besonders viel aus. Diese Bedächtigkeit hat ihm und seiner Partei nicht geschadet. Im Gegenteil. Er hat von den Fehlern seiner Kontrahenten profitiert und bei der Bundestagswahl etwas geschafft, was ihm lange niemand zugetraut hat: Die Trendwende für die Sozialdemokraten.
Nach Jahren ewiger Streitereien und des Verlierens geht es für die SPD nun wieder bergauf. Die Partei konnte ihr Wahlergebnis von vor vier Jahren klar verbessern und signalisieren: Es gibt uns noch und wir wollen Macht. Auch in Mecklenburg-Vorpommern hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig diesen Schub mit einem sehr guten Wahlergebnis bestätigt. Für Olaf Scholz bringt die Trendwende aber auch Genugtuung gegenüber seiner eigenen Partei. Denn: Als Parteivorsitzenden wollten ihn die SPD-Genossen nicht haben. Das hat ihn damals ganz sicher tief getroffen. Nun hat er allen Zweiflern bewiesen, wie man sehr souverän bei den Wählern punkten kann.
Ganz anders sieht es da bei der Union um den Spitzenkandidaten Armin Laschet aus. Er beschert seiner Partei wohl das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Und das mit Ansage. Die CDU hat für ihren Parteiegoismus - Laschet statt Markus Söder in den Wahlkampf zu schicken - nun die Quittung bekommen. Bei diesem Ergebnis ist davon auszugehen, dass in der CDU und CSU ganz heftig über Konsequenzen debattiert werden wird.
Die Einzige aus der Union, die sich trotz der Verluste bestätigt fühlen darf, ist Angela Merkel. Sie hat 16 Jahre souverän regiert und hat nun schwarz auf weiß: In CDU und CSU gibt es niemanden, der ihr das Wasser reichen kann und auf absehbare Zeit ihre Popularität erreichen wird.
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