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Bundesbank Bundesbank: Schredder vernichten Millionen

Von Marion Trimborn 30.12.2005, 09:53
Geschreddertes Geld befindet sich in einem Sack vor der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. (Foto: dpa)
Geschreddertes Geld befindet sich in einem Sack vor der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Ein feines Mahlwerk lässt nur nochbuntes Konfetti übrig. Was jedem Sparer die Tränen in die Augentreibt, ist Alltag in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Bis zudrei Mal pro Woche werfen sechs Mitarbeiter den zehn Meter langenSchredder an, um alte und unbrauchbar gewordene Geldscheine zuvernichten.

«Man darf keine Gefühle dabei haben», sagt Gruppenleiter UdoSchmidt von der Bargeld-Vernichtungsgruppe. «Man darf einfach nichtdarüber nachdenken, dass man da 10 Millionen Euro vor sich liegenhat, die zwei Villen mit Park im Grünen entsprechen.» Für dieMitarbeiter seien die Scheine «einfach Papier». Dieses «Papier» wirdan seinem Lebensende aus ganz Deutschland in Leinensäcken nachFrankfurt gebracht. Der Groß-Schredder schafft eine Tagesmenge von1500 Kilogramm Geld oder 1,5 Millionen Scheinen. 2004 wurdenbundesweit Banknoten - sowohl D-Mark wie Euro - im Wert von rund 35Milliarden Euro zerhäckselt. Der größte Teil der ausgesondertenGeldscheine wird jedoch nicht in Frankfurt, sondern direkt in denFilialen der Bundesbank unbrauchbar gemacht.

Damit auch ja kein einziger Schein verloren geht, gelten bei derGeldvernichtung strenge Sicherheitsvorkehrungen. Der Schredder stehtin einem Tresor, verborgen hinter einem Labyrinth von Gängen tief imKeller der Bundesbank. Eine schwere blaue Stahltür sichert den Raum,die nur vier Mitarbeiter mit vier verschiedenen Schlüsseln öffnenkönnen. Mehrere Kameras überwachen die Arbeit, die Leinensäcke vollerScheine werden akribisch kontrolliert, und dauernd stehen Stichprobenan. Wenn die Schnipsel nach einigen Minuten aus dem Schredder fallen,kann niemand mehr etwas mit ihnen anfangen.

Ein bis zwei Millimeter breit und fünf Millimeter lang sind dieFetzen. Reste von kleinen und großen Euro-Scheinen liegen wilddurcheinander, weil die Maschine sie extra stark mischt. Das Konfettiwird zu Briketts gepresst, fällt in Müllcontainer und wird von derMüllabfuhr entsorgt. Wer als Finder aus den Schnipseln Geld machenwill, hat Pech gehabt: «Kein Aktenvernichter auf der Welt schafft sokleine Schnipsel mit so ungleichen Kanten wie unsere Maschine», sagtGeldvernichter Udo Schmidt von der Bundesbank. Dennoch haben einigeganz Unverfrorene schon solche Konfetti-Pakete bei der Bundesbankeingereicht und wollten Ersatz für «ihr» Geld - ohne Erfolg.

Die Vernichtung steht am Ende des Lebenszyklus einer Banknote.Wenn die Bürger von ihrer Bank Geld holen und im Laden ausgeben,kommen die Scheine über den Einzelhandel zur Bundesbank zurück. DieNotenbank prüft die Scheine und liefert sie dann wieder an die Bankenzurück, die damit ihre Geldautomaten bestücken. Jeder ausgegebeneSchein landet auf diese Weise rein statistisch gesehen rund 3,5 Malim Jahr bei der Notenbank.

Die Mitarbeiter kontrollieren maschinell die Echtheit und dieFitness des Scheins. «Flecken, Löcher, Risse, Eselsohren oder einGang in der Waschmaschine machen Scheine untauglich», sagt OttmarLind von der Geldbearbeitung. Diese Scheine werden aussortiert. Diekürzeste Lebensdauer haben 5-Euro-Noten, die täglich benutzt werdenund schneller verknittern oder verschmutzen. Während die Bundesbankfrüher nicht mehr umlauffähige Scheine im eigenen Ofen vernichtethat, werden sie aus Umweltschutzgründen heute zerschreddert und inMüllverbrennungsanlagen zur Energiegewinnung verbrannt. Wer gerne einpaar Schnipsel haben möchte, kann im Museumsshop des Geldmuseums derBundesbank ein gepresstes Brikett erwerben.