Bund fürs Leben Bund fürs Leben: Hochzeit mit der Spenderin
VATTERODE/MZ. - Seit gut einem halben Jahr lebt er mit einer neuen Niere. Es ist die Niere seiner Lebensgefährtin Antje Hauke. Und seiner zukünftigen Frau. 2009 will das Paar aus Vatterode (Mansfeld-Südharz) heiraten.
Fünf Jahre kennen sich beide. Sie, ursprünglich Hallenserin, wollte gerade wieder wegziehen aus dem 800-Seelen-Ort, als er nebenan einzog. Es wurde ein kurzer Umzug: ins Nachbarhaus. Im Februar 2008 haben sich die beiden verlobt - zu einer Zeit, in der die Zukunft von Rexhausen noch in den Sternen stand. Nur wenige Monate war es her, da hatten die Ärzte festgestellt, dass seine Nieren nur noch zu 25 Prozent arbeiten. Die Dialyse drohte. Wie das geworden wäre, "das will ich mir gar nicht vorstellen", sagt er heute.
Es war der Monat ihrer Verlobung, in dem sich Antje Hauke im Krankenhaus drei Tage gründlich durchchecken ließ. Und am Ende entschied: Sie spendet dem Freund eine ihrer Nieren. Natürlich gab es Zweifler in ihrem Umfeld, hatte sie auch selbst Angst. Abbringen aber konnte sie von ihrem Entschluss nichts. Am 9. Juni wurden beide operiert - etwa zu der Zeit hätte Steffen Rexhausen sonst zur Dialyse gemusst. Für Jahre vielleicht. Sieben, haben die Experten ihm gesagt, muss man auf eine fremde Spenderniere warten.
Heute geht es Antje Hauke gut, "den Entschluss habe ich nie bereut", sagt sie. Die Schmerzen nach der Operation sind Geschichte, nur Wetterwechsel erinnern sie an ihre fünf Narben. Ihre zweite Niere hat die Funktion der anderen zu einhundert Prozent übernommen. Freund Steffen indes ist noch krankgeschrieben. Zwar sind die Ärzte grundsätzlich zufrieden und er selbst bemerkt seine OP vor allem daran, dass die Ausdauer noch fehlt. Aber es ist eben doch ein anderes Leben.
Sein Immunsystem wird mit Tabletten auf niedrigem Niveau gehalten, damit die neue Niere nicht abgestoßen wird. Da heißt es auf Keimfreiheit achten. Da wird der entzündete Mückenstich zum Problem - ebenso wie jede ansonsten harmlose Erkältung. Vor allem Antje Hauke macht das zu schaffen: "Man lebt in ständiger Angst." Im ersten Jahr ist die Gefahr einer Abstoßung am größten. Die gelernte Restaurantkauffrau hofft ruhiger zu werden, wenn das vorbei ist. Und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass seine ständigen Klinikaufenthalte bald vorbei sind.
Steffen Rexhausen indes ist vor allem ungeduldig. Er will wieder arbeiten gehen, "am liebsten sofort". In seinen alten Job als Schlosser kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht zurück. Er wird umschulen, vielleicht in den IT-Bereich. Und dann soll gespart werden. Antje Hauke hat gerade den Erziehungsurlaub beendet und noch keinen neuen Job. Er bezieht seit Monaten Krankengeld. Da fehlen noch ein paar Euro für die Hochzeitsfeier mit der Familie. Erst recht für eine Hochzeitsreise. Einen Ort "Hauptsache mit Sonne und Wasser" wünscht sich Rexhausen. Aber das ist noch ein Traum.