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Bulgarien Bulgarien: «Zigaretten-Krieg» sorgt für Preisverfall

Von Elena Lalowa 30.01.2007, 07:46
Eine polnische Saisonarbeiterin sortiert in der der Uckermark Tabak GmbH im brandenburgischen Vierraden getrocknete Tabakblätter der Sorte Virgin, die zur Zigarettenherstellung verwendet werden. (Foto: dpa)
Eine polnische Saisonarbeiterin sortiert in der der Uckermark Tabak GmbH im brandenburgischen Vierraden getrocknete Tabakblätter der Sorte Virgin, die zur Zigarettenherstellung verwendet werden. (Foto: dpa) ZB

Sofia/dpa. - Während Experten undVerbraucher darüber streiten, ob manche Lebensmittel «spekulativ oderEU-bedingt» teurer geworden sind, wurden Zigaretten mit der EU-Mitgliedschaft günstiger. Denn die staatlich vorgeschriebenen Preise für importierte Zigaretten sind ersatzlos weggefallen. Das war derAuftakt zu einer beispiellosen Preisschlacht.

Bekannte Marken wie «Marlboro» oder «Kent» kosten jetzt mit 3,20Lewa (1,63 Euro) pro Schachtel bis zu 1,30 Lewa weniger. Auf denMarkt kam auch die neue preisgünstige Marke «Viceroy» für umgerechnetnur gut einen Euro je Schachtel. Mit diesem Produkt aus seiner Fabrikim benachbarten Rumänien erteilte British-American Tobacco (BAT) dembulgarischen Monopolisten Bulgartabak den «schwersten Schlag», warensich Experten einig.

Für Bulgartabak ist die Zeit der staatlich geschützten Preiseendgültig vorbei. «Die Lage darf nicht unterschätzt werden», warnteEmil Dimitrow als einer der großen selbstständigen Auslieferer vonBulgartabak. Doch der frühere bulgarische Monopolist schlug zurück.Er senkte die Preise für 21 seiner Marken um bis zu 15 Prozent. EineSchachtel der populären Sorten «Sredez» oder «Femina» soll vom 20.Februar an mit zwei Lewa nur noch so viel kosten wie «Viceroy».

Bulgartabak könne auch eine noch größere Preissenkung verkraften,zeigte sich Holding-Chef Hristo Latschew für eine neue Runde im«Zigaretten-Krieg» bereit. Wer den offenen Schlagabtausch gewinnt,ist noch längst nicht entschieden. «Die um Jahre verzögertePrivatisierung von Bulgartabak begünstigt jetzt seine Konkurrenten»,beschrieb die Zeitung «Monitor» die problematische Lage des Ex-Monopolisten. Denn der staatliche Gigant kann sich nur nach einergrundlegenden Umorganisation behaupten.

Heute setzen ihm die neuen Konkurrenten wie Philip Morris undBritish-American Tobacco (BAT) hart zu. Durch eine angestrebtePrivatisierung von Bulgartabak hatte BAT bereits versucht, in denbulgarischen Markt massiv einzusteigen. Vor dem Hintergrund einerdrohenden Regierungskrise in Sofia war das Geschäft Anfang 2005gescheitert.

Der bulgarische Markt wird nach wie vor als attraktiv angesehen.Die Bulgaren geben laut Branchenangaben nur für heimische Zigarettenmehr als 1,1 Milliarden Lewa (562 Mio Euro) im Jahr aus. DreiMillionen Bulgaren - das sind 40,5 Prozent der Bevölkerung - sindRaucher. Zigaretten könnten daneben auch zur heißen Ware fürHamsterkäufe in den Grenzgebieten zu Rumänien und Griechenlandwerden, wie heute schon Käse oder tiefgefrorene Hähnchen.

In Deutschland werden immer mehr preiswerte Schmuggelzigaretten geraucht. Kein Wunder, zeigt sich doch bei Zigaretten eine ähnliche Entwicklung wie beim Tank-Tourismus. So kosten die Glimmstängel in Polen oder Tschechien weniger als halb so viel wie hierzulande. Die fortgesetzten Erhöhungen der Tabaksteuer beschleunigen die Abkehr von der heimischen Zigarette. Nach aktuellen Erhebungen des Branchenverbands stieg der Konsum nicht versteuerter Zigaretten in Westdeutschland zwischen dem ersten Quartal 2005 und dem letzten Quartal 2006 von 10,2 auf 17,7 Prozent, in den neuen Bundesländern von 30,4 auf 36,8 Prozent. Der Verband stützt seine Zahlen auf eine interessante wissenschaftliche Vorgehensweise: In über 20 repräsentativ ausgewählten Entsorgungsgebieten des Dualen Systems werden monatlich jeweils über 500 Zigarettenschachteln gesammelt und auf Steuerbanderolen geprüft. Erschreckend: Im fränkischen Hof und im ostbrandenburgischen Oder-Spree-Gebiet wurde nur noch fast jede dritte gerauchte Zigarette versteuert, in Dresden noch fast jede zweite. Aber auch im Ruhrgebiet wurde auf fast einem Viertel aller Zigaretten keine inländische Steuer entrichtet. (Grafik: dpa)
In Deutschland werden immer mehr preiswerte Schmuggelzigaretten geraucht. Kein Wunder, zeigt sich doch bei Zigaretten eine ähnliche Entwicklung wie beim Tank-Tourismus. So kosten die Glimmstängel in Polen oder Tschechien weniger als halb so viel wie hierzulande. Die fortgesetzten Erhöhungen der Tabaksteuer beschleunigen die Abkehr von der heimischen Zigarette. Nach aktuellen Erhebungen des Branchenverbands stieg der Konsum nicht versteuerter Zigaretten in Westdeutschland zwischen dem ersten Quartal 2005 und dem letzten Quartal 2006 von 10,2 auf 17,7 Prozent, in den neuen Bundesländern von 30,4 auf 36,8 Prozent. Der Verband stützt seine Zahlen auf eine interessante wissenschaftliche Vorgehensweise: In über 20 repräsentativ ausgewählten Entsorgungsgebieten des Dualen Systems werden monatlich jeweils über 500 Zigarettenschachteln gesammelt und auf Steuerbanderolen geprüft. Erschreckend: Im fränkischen Hof und im ostbrandenburgischen Oder-Spree-Gebiet wurde nur noch fast jede dritte gerauchte Zigarette versteuert, in Dresden noch fast jede zweite. Aber auch im Ruhrgebiet wurde auf fast einem Viertel aller Zigaretten keine inländische Steuer entrichtet. (Grafik: dpa)
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