Bulgarien Bulgarien: «Zigaretten-Krieg» sorgt für Preisverfall

Sofia/dpa. - Während Experten undVerbraucher darüber streiten, ob manche Lebensmittel «spekulativ oderEU-bedingt» teurer geworden sind, wurden Zigaretten mit der EU-Mitgliedschaft günstiger. Denn die staatlich vorgeschriebenen Preise für importierte Zigaretten sind ersatzlos weggefallen. Das war derAuftakt zu einer beispiellosen Preisschlacht.
Bekannte Marken wie «Marlboro» oder «Kent» kosten jetzt mit 3,20Lewa (1,63 Euro) pro Schachtel bis zu 1,30 Lewa weniger. Auf denMarkt kam auch die neue preisgünstige Marke «Viceroy» für umgerechnetnur gut einen Euro je Schachtel. Mit diesem Produkt aus seiner Fabrikim benachbarten Rumänien erteilte British-American Tobacco (BAT) dembulgarischen Monopolisten Bulgartabak den «schwersten Schlag», warensich Experten einig.
Für Bulgartabak ist die Zeit der staatlich geschützten Preiseendgültig vorbei. «Die Lage darf nicht unterschätzt werden», warnteEmil Dimitrow als einer der großen selbstständigen Auslieferer vonBulgartabak. Doch der frühere bulgarische Monopolist schlug zurück.Er senkte die Preise für 21 seiner Marken um bis zu 15 Prozent. EineSchachtel der populären Sorten «Sredez» oder «Femina» soll vom 20.Februar an mit zwei Lewa nur noch so viel kosten wie «Viceroy».
Bulgartabak könne auch eine noch größere Preissenkung verkraften,zeigte sich Holding-Chef Hristo Latschew für eine neue Runde im«Zigaretten-Krieg» bereit. Wer den offenen Schlagabtausch gewinnt,ist noch längst nicht entschieden. «Die um Jahre verzögertePrivatisierung von Bulgartabak begünstigt jetzt seine Konkurrenten»,beschrieb die Zeitung «Monitor» die problematische Lage des Ex-Monopolisten. Denn der staatliche Gigant kann sich nur nach einergrundlegenden Umorganisation behaupten.
Heute setzen ihm die neuen Konkurrenten wie Philip Morris undBritish-American Tobacco (BAT) hart zu. Durch eine angestrebtePrivatisierung von Bulgartabak hatte BAT bereits versucht, in denbulgarischen Markt massiv einzusteigen. Vor dem Hintergrund einerdrohenden Regierungskrise in Sofia war das Geschäft Anfang 2005gescheitert.
Der bulgarische Markt wird nach wie vor als attraktiv angesehen.Die Bulgaren geben laut Branchenangaben nur für heimische Zigarettenmehr als 1,1 Milliarden Lewa (562 Mio Euro) im Jahr aus. DreiMillionen Bulgaren - das sind 40,5 Prozent der Bevölkerung - sindRaucher. Zigaretten könnten daneben auch zur heißen Ware fürHamsterkäufe in den Grenzgebieten zu Rumänien und Griechenlandwerden, wie heute schon Käse oder tiefgefrorene Hähnchen.
