Brauereien Brauereien: Köstritzer Schwarzbier trotzt dem Rückgang beim Konsum

Bad Köstritz/dpa. - Die zum Bitburger-Konzern gehörende Köstritzer Schwarzbierbrauereiist eine der größten Profiteure der Welle. «Jedes dritte inDeutschland getrunkene Schwarzbier kommt aus Köstritz», sagtGeschäftsführer Frank Siegmund. «Wir haben den Absatz von Schwarzbierseit der Wende versechzigfacht.» Im vergangenen Jahr braute derOstthüringer Betrieb 450 000 Hektoliter Schwarzbier. DieGesamtproduktion der Brauerei stieg um sechs Prozent. «In diesem Jahrrechnen wir mit einem Plus von rund sieben Prozent», sagt Siegmund.
Bis zur Wiedervereinigung war Schwarzbier auch im Osten eher einInsider-Getränk. Die Tage der Bierspezialität schienen gezählt.Niemand interessierte sich dafür, dass Biere in Deutschland vor demSiegeszug des Pils im 19. Jahrhundert fast überall dunkel gebrautwurden. «Die VEB Schwarzbierbrauerei produzierte Ende der 80er zwareine halbe Million Hektoliter Bier im Jahr, aber nur 7000 HektoliterSchwarzbier», sagt Siegmund.
Auch die sächsische Münchbräu Eibau GmbH braute zu DDR-Zeitenmaximal 2000 Hektoliter ihres «Eibauer Schwarzbiers» jährlich. Bis2003 explodierte der Absatz auf rund 90 000 Hektoliter. «DieVerbraucher waren in den 90ern auf der Suche nach neuen Biersorten»,begründet Eibau-Sprecher André Laudan den Erfolg seinerFirma.
«Wir wollten nicht eine zweite Pilsmarke neben Bitburgeretablieren», sagt Siegmund. Also setzte Köstritzer auf die Nische.Der Durchbruch war der Kraft der Mutter zu verdanken. «Ohne dieVertriebswege der Gruppe wäre so ein Erfolg nicht denkbar gewesen»,sagt Verbandssprecher Dederichs. Gasthäuser und Getränkehändlerkonnten das Bier in kleinen Mengen testen und Bitburger entstandenkaum zusätzliche Kosten.
Die Konkurrenz schlief nicht. «Viele Brauereien sind mittlerweileauf den Zug aufgesprungen und bieten ein eigenes Schwarzbier an»,sagt Dederichs. Aus der Krise hilft das der gesamten Brancheallerdings noch nicht. Schwarzbier hat einen Marktanteil von 1,2Prozent, alle Spezialbiere kommen auf fünf Prozent.
Um das Schwarzbier in großen Mengen unter das Volk zu bringen,war für Brauereien wie Köstritzer und Eibauer nicht nur dieKomplett-Erneuerung der Produktionsanlagen notwendig. Auch dieBierrezepte trimmten die Unternehmen auf Marktwirtschaft. «ZuDDR-Zeiten wurde das Schwarzbier als helles Bier gebraut und danngefärbt, heute verwenden wir dunklen Malz», sagt Laudan. DieKöstritzer Brauerei nahm den Zucker raus und senkte den Hopfenanteil.«Vorher war das Schwarzbier zu herb», sagt Siegmund. Schließlich wares als Medizin für Kranke, Blutarme und Wöchnerinnen gedacht.