1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Brandenburg: Brandenburg: Zwei Westfalen fanden im Beelitzer Spargel ihr Glück

Brandenburg Brandenburg: Zwei Westfalen fanden im Beelitzer Spargel ihr Glück

Von Thorsten Gehrke 19.05.2004, 15:14
Mitarbeiter der Firma Buschmann und Winkelmann in Klaistow bei Beelitz bei der Spargelstangen-Sortierung (Archivfoto vom 28.04.1999). Binnen weniger Jahre schufen der Gärtnermeister Jörg Buschmann und der Kaufmann Ernst-August Winkelmann aus Ostwestfalen-Lippe aus einer behelfsmäßigen Einrichtung den größten Spargelhof in der Region Beelitz bei Potsdam. Mit rund 1000 Hektar ist die Region südlich Berlin das bedeutendste Spargelgebiet Ostdeutschlands. Und die beiden Westfalen bestellen knapp ein Drittel dieser wertvollen Felder. (Foto: dpa)
Mitarbeiter der Firma Buschmann und Winkelmann in Klaistow bei Beelitz bei der Spargelstangen-Sortierung (Archivfoto vom 28.04.1999). Binnen weniger Jahre schufen der Gärtnermeister Jörg Buschmann und der Kaufmann Ernst-August Winkelmann aus Ostwestfalen-Lippe aus einer behelfsmäßigen Einrichtung den größten Spargelhof in der Region Beelitz bei Potsdam. Mit rund 1000 Hektar ist die Region südlich Berlin das bedeutendste Spargelgebiet Ostdeutschlands. Und die beiden Westfalen bestellen knapp ein Drittel dieser wertvollen Felder. (Foto: dpa) ZB

Klaistow/dpa. - Ein zufälliger Besuch im Land Brandenburg istfür zwei Männer aus Ostwestfalen-Lippe zu einem persönlichen undwirtschaftlichen Glücksfall geworden. Binnen weniger Jahre haben sieaus einer behelfsmäßigen Einrichtung den größten Spargelhof in derRegion Beelitz bei Potsdam geschaffen. Gärtnermeister Jörg Buschmannund Kaufmann Ernst-August Winkelmann aus Rahden im MühlenkreisMinden-Lübbecke meinen auch mit Stolz, der traditionellenSpargelregion wieder zu neuer Blüte und Ertragskraft verholfen zuhaben.

Mit rund 1000 Hektar ist die Region südwestlich von Berlin dasbedeutendste Spargelanbaugebiet Ostdeutschlands. Die beiden Westfalenbestellen knapp ein Drittel der wertvollen Felder. 1991 begann allesmit dem Pachten von elf Hektar Acker. «Wir hatten den Boden geprüftund waren uns ganz sicher, das ist der beste Standort», erzähltWinkelmann. In der DDR war der Spargelanbau in der Region fast zumErliegen gekommen. «In einigen Gärten gab es noch Beete. Es warenhöchstens 20 Hektar», erinnert sich der Vorsitzende des BeelitzerSpargelvereins, Manfred Schmidt.

Entsprechend den damals genügsamen Nach-Wende-Verhältnissenstarteten auch Buschmann-Winkelmann nur mit einem Verkaufsstand.Dieser wurde zum Fundament für den noch heute expandierenden Betrieb.Saisonal finden in der strukturarmen Region knapp 1000 MenschenArbeit auf dem «Spargelhof Klaistow». 600 polnische Spargelstechersind im Einsatz, und mehr als 350 deutsche Helfer organisieren denVertrieb. Denn auf den Feldern werden in knapp zwei Monaten bis zu2000 Tonnen gestochen.

«Wichtig war: Wir sind damals mit offenen Armen empfangen worden»,erklärt Winkelmann. «Ohne die Herzlichkeit und Hilfe der Menschenwäre gar nichts gegangen.» Vereinschef Schmidt gibt das Lob zurück:«Die beiden haben sich aber auch gut eingefügt.» Als zu einemSpargelfest 1991 wegen der geringen Anbaufläche die nötigen Stangenfehlten, setzten sich die beiden «Wessis» ins Auto und brachten vonden elterlichen Höfen in Nordrhein-Westfalen eine Fuhre mit.

«Hier haben wir die deutsche Einheit jetzt von unten vollendet -privat und wirtschaftlich», stellt Schmidt heute fest. Winkelmann hatüber den Spargelanbau in der Region seine Frau gefunden und fühltsich mit zwei Söhnen in der neuen Umgebung wohl. Anlass für diedamalige Stippvisite in Brandenburg war die Städtepartnerschaft vonRahden mit dem Ort Glindow im havelländischen Obstanbaugebiet.

1995 wurde die erste Lagerhalle gebaut und ein kleiner Hofladeneröffnet; dann folgte eine Spargelküche. «Heute verfügen wir über 600Restaurantplätze in einem Zelt», sagt Winkelmann. Der Hof liegtstrategisch günstig, nur einige 100 Meter von der Autobahn Berlin-Hannover entfernt. Zum Anwesen gehören jetzt 560 Hektar Wald; 25Hektar sind Wildgehege, mit Wildschweinen sowie Damm- und Muffelwild;fünf Kilometer dienen als Lehr- und Wanderweg.

Bisher dominierte der Spargel das Hofleben; nun gibt es auchErdbeeren und im Herbst Heidelbeeren zum Selbstpflücken. Eine großeGemüsepalette aus eigenem Anbau soll bis in den Winter zum Sortimentgehören. Die erste Halle wurde kurz vor Saisonbeginn zu einer Scheunemit 400 Sitzplätzen für regionale Speisen ausgebaut. «Wegen der engenBauzeit hat dies viele graue Haare gebracht», sagt Winkelmann. ZumAngebot gehören inzwischen auch Brot und Kuchen aus eigenenHolzbacköfen.

Der Spargelhof ist bei Brandenburger Spitzenpolitikern seit Jahrenbekannt. Nach und nach entdeckt ihn aber auch die Bundesprominenz ausBerlin für einen gemütlichen Abend. Ernst-August habe den Spargel alsKind gar nicht geliebt, verrät Vater Winkelmann in einer Broschüredes Spargelhofs in Rahden-Tonnenheide. Da er in der schönenJahreszeit an allen Sonn- und Feiertag mithelfen musste, habe er sichimmer die Notlandung eines Flugzeugs im Spargelfeld gewünscht.