Bio-Technologie Bio-Technologie: Hallenser Firma Probiodrug macht einen Millionen-Deal
Halle/MZ. - P 93 / 01 - diese unscheinbare Abkürzung ist für das hallesche Biotechnologie-Unternehmen Probiodrug eine Erfolgsformel: Es ist das Kürzel einer chemischen Verbindung, die Grundlage einer neuen Diabetes-Therapie werden soll. Die Hallenser verkauften die Entwicklung jetzt an das britische Unternehmen Prosidion: für 35 Millionen US-Dollar.
Vor Wochen fand sich Probiodrug international in den Schlagzeilen wieder: Fünf der größten Pharmakonzerne traten im Rechtsstreit um ein Diabetes-Verfahrenspatent gegen die Hallenser an. Die erste Instanz vor dem Europäischen Patentamt entschieden die Konzerne für sich. Das strittige Patent ist Teil der verkauften Entwicklung - und die Briten übernehmen jetzt die Kosten für die weiteren Instanzen des Rechtsstreits. Prosidion erwirbt ein Paket aus Substanzen, Patente und Lizenzen. "Wir haben unser Projekt für teures Geld verkauft", sagt Probiodrug-Geschäftsführer Hans-Ulrich Demuth.
Die im halleschen Biozentrum erforschte, so genannte Dipeptidyl Peptidase IV-Technologie (DP-IV) verspricht eine Wende im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes Typ zwei, auch Alterszucker genannt: Insulin-Spritzen sollen überflüssig werden und eine Tablette nach dem Essen als Therapie ausreichen. Bei vielen Millionen Zuckerkranken allein in Deutschland eine Neuerung mit Potential.
Die Hallenser haben die Technologie bis zur so genannten Phase zwei gebracht, nach Versuchen an freiwilligen Gesunden wird nun die Wirkung auf Patienten untersucht. Damit wurde DP-IV für die Briten attraktiv: "Die haben interessante Projekte, aber kein klinisches Programm", sagt Demuth. Und Konrad Glund, ebenfalls Geschäftsführer, ergänzt: "Das Projekt steigert den Wert bei Prosidion und bringt sie ein entscheidendes Stück in Richtung Kapitalmarkt." Glund wird, das gehört zum Geschäft, für einige Zeit Vize-Präsident für Firmenentwicklung bei Prosidion. Die Technologie sei hoch komplex und vor Ort wolle er beim Gelingen des Wissens-Transfers helfen.
Glund und Demuth gründeten Probiodrug 1997 und sind Mehrheitsgesellschafter. Das Duo hat ein vitales Interesse daran, dass DP-IV bei den Briten zum Erfolg wird: Wenn sich die Therapie aus Halle in der Ferne gut entwickelt, bis hin zur Marktreife, fließen weitere Zahlungen. Glund und Demuth schweigen aber zu Details aus diesem Teil des Geschäfts. Mit dem Verkaufserlös werden nun Schulden getilgt und weitere Projekte vorangetrieben. Die Millionen sichern, so Glund, über Jahre die weitere Arbeit. Demuth sieht den Verkauf als Höhepunkt in der jungen Firmengeschichte: "Wir hatten 1997 kein Geld, keine Firmenstruktur, keine Mitarbeiter und Schulden. Jetzt haben wir mehr als 50 Mitarbeiter, ein strukturiertes Unternehmen, laufende Projekte, eine mehrjährige Finanzperspektive und sind schuldenfrei."