Bertelsmann Bertelsmann: Club-Idee wurde in die ganze Welt exportiert

Lissabon/Gütersloh/dpa. - Die Clubidee war geboren, der Grundstein für denheute größten Medienkonzern Europas gelegt.
Inzwischen haben Mohn und seine Nachfolger die Clubidee in dieganze Welt exportiert. In Frankreich, Spanien, Portugal arbeiten sie erfolgreich, in den USA verkauft Bertelsmann auf der Grundlage des Clubgedankens vor allem Musik-CD und Filme auf DVD. Sogar in China und der Ukraine haben sich bereits Hunderttausende zur Abnahme von Medien über einen Clubvertrag verpflichtet. In 24 Ländern kaufen 35 Millionen Club-Mitglieder Bücher, Musik, Filme und vieles andere über diese Systeme. 13000 Mitarbeiter beschäftigt Bertelsmann in diesem Geschäft. Der Jahresumsatz summiert sich auf 2,4 Milliarden Euro. Davon werden 2006 bereits 400 Millionen Euro auf Internet-Geschäfteentfallen - fast die Hälfte des Bertelsmann-Konzern-Umsatzes überdieses Medium.
In Deutschland - dort, wo alles begann - will es ähnlich wie inGroßbritannien nicht mehr so richtig hinhauen. Acht Jahre lang fuhrder der deutsche Club Bertelsmann zum Teil satte Verluste ein. Aufmehr als 100 Millionen Euro, sagt der Vorstandsvorsitzende derBertelsmann-Sparte Direct Group, Ewald Walgenbach, häuft sich derSchuldenberg aus dieser Zeit auf. Nach einem strengen Sparplan mitdem Abbau von mehr als 100 Stellen soll es 2006 zu einer «schwarzenNull» reichen. Viel mehr werden die deutschen Clubs nach Lage derDinge auch in den kommenden Jahren nicht zum Gewinn des Bertelsmann-Konzerns beitragen können.
Die deutschen Club-Manager kauen zäh an einem Image-Problem. «Dasist nicht so leicht zu beseitigen», gibt Fernando Carro, derinzwischen vierte Club-Geschäftsführer in den vergangenen fünfJahren, zu. In Zeiten, in denen sich der Deutsche allgemein eherweniger bindet und der Verpflichtung zum Geldausgeben zunehmendskeptischer gegenübersteht, laufen den Clubs die Mitglieder weg. 600000 der zu Jahresbeginn 3,3 Millionen deutschen Clubkunden suchenjedes Jahr die Freiheit. Eine Programmoffensive mit aktuellerenTiteln und bekannteren Autoren soll jetzt die Wende bringen.
Carro, der temperamentvolle Spanier, hat in seiner Heimat bereitsgezeigt, dass es gehen kann. Sechs Prozent des stark fragmentiertenBuchmarktes in Spanien deckt der bereits 1962 als erstes Bertelsmann-Geschäft im nicht deutschsprachigen Raum gegründete Club Circulo deLectores ab. Für erfolgreiche Autoren gehört es dort zum guten Ton,für den Club zu schreiben. Auch in Portugal und vor allem inFrankreich laufen die Clubgeschäfte blendend. Wenn die gesamte DirectGroup in diesem Jahr ihr Ziel von 100 Millionen Euro Operativ-Gewinnerreichen wird, dann kommen allein 36 Millionen davon aus Frankreich.
In Frankreich und Portugal ist Bertelsmann das gelungen, was inDeutschland noch aussteht: Die Buchclubs mit dem klassischenBuchhandel zu verknüpfen. Die Übernahme der Kette Privat inFrankreich gilt bisher ebenso als Erfolgsgeschichte wie der Zukaufder portugiesischen Kette Bertrand zur Jahresmitte. Im nächsten Jahrsoll damit begonnen werden, die schmucken Bertrand-Buchläden vomkleinen Portugal zum großen Nachbarn Spanien zu exportieren.
In Deutschland haben die Bertelsmänner mit diesem Schritt langegezögert. «Das war uns zu heiß», gibt Ewald Walgenbach zu. Heute istes nicht leichter geworden, ihn zu gehen. Konkurrent Weltbild istBertelsmann zuvorgekommen und kooperiert mit der BuchhandelsketteHugendubel. Weitere Ketten stehen nicht zum Verkauf. EinerKooperation mit Marktführer Thalia war Bertelsmann schon einmalnäher, als man ihr heute ist. «Ideen werden angenommen», sagtWalgenbach leicht resigniert. Der 47-Jährige möchte im nächsten JahrKonzernchef Gunter Thielen an der Bertelsmann-Spitze beerben.Vermutlich wird ihm etwas einfallen.