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«Berliner Zeitung» «Berliner Zeitung»: Chefredakteur rät von Verkauf an Investor Montgomery ab

16.10.2005, 20:51
Der «Berliner Kurier» veröffentlicht am Sonntag (16.10.2005) vorab die Titelseite seiner Montagsausgabe, auf der gegen einen möglichen Verkauf des Berliner Verlages, zu dem neben der «Berliner Zeitung» auch der «Berliner Kurier» gehört, an die Gruppe britischer Finanzinvestoren unter Führung des Iren David Montgomery protestiert wird. (Foto: dpa)
Der «Berliner Kurier» veröffentlicht am Sonntag (16.10.2005) vorab die Titelseite seiner Montagsausgabe, auf der gegen einen möglichen Verkauf des Berliner Verlages, zu dem neben der «Berliner Zeitung» auch der «Berliner Kurier» gehört, an die Gruppe britischer Finanzinvestoren unter Führung des Iren David Montgomery protestiert wird. (Foto: dpa) Berliner Kurier

Berlin/dpa. - Der Chefredakteur der «Berliner Zeitung», Uwe Vorkötter, hat öffentlich von einem Verkauf des Berliner Verlags («Berliner Zeitung», «Berliner Kurier», «Tip») an die Gruppe britischer Finanzinvestoren unter Führung des Iren David Montgomeryabgeraten. «Zum ersten Mal würde eine große deutsche Tageszeitung an Investoren verkauft, die nicht von publizistischen Interessen geleitet werden, sondern die ausschließlich den Anlegern des Investmentfonds und den Banken, die sie finanzieren, verpflichtet sind», schreibt Vorkötter in der «Berliner Zeitung» (Montag).

Montgomery meldete sich am Sonntag mit einer «persönlichenErklärung» zu Wort und bekräftigte, dass er «in jedem Fall den Erwerb des gesamten Berliner Verlages» plane und sich der «Beibehaltung der redaktionellen Integrität» der «Berliner Zeitung» verpflichtet fühle.

Vorkötter sagte, er habe mit Montgomery ein über dreistündigesGespräch geführt. «Wenn er Pläne, Konzepte und Ideen hätte, müssteich sie jetzt kennen. Das ist nicht der Fall.» Montgomery mache sichIllusionen. «Von Berlin aus will er angeblich aggressiv auf dendeutschen Markt vordringen, weitere Verlage in der ganzen Republikkaufen und sie zu einer Zeitungskette verbinden. Wer unsere Branchekennt, weiß, dass diese Vorstellung unrealistisch ist.» Vorköttersieht drei Alternativen zu dem möglicherweise geplanten Verkauf desBerliner Verlags durch die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck an diebritische Gruppe: den norwegischen Medienkonzern Orkla, die EssenerWAZ-Gruppe und den Kölner Verlag M. DuMont Schauberg.

Montgomery betonte, die Investorgruppe werde im Falle eineserfolgreichen Abschlusses als «langfristig orientierter,strategischer Investor agieren». «Wir haben keine Pläne, Teile desUnternehmens zu verkaufen. Vielmehr soll der Berliner Verlag alsPlattform für weitere mögliche Akquisitionen in Deutschland dienen.»Die Finanzgruppe wäre stolz, Inhaber der «Berliner Zeitung» zu werdenund fühle sich den höchsten journalistischen Standards verpflichtet.Die Gruppe würde die «Berliner Zeitung» als «einen Titel von hoherQualität weiterentwickeln - vergleichbar mit Zeitungen wie dem"Independent" und dem "Guardian" in England».

Die Stuttgarter Holtzbrinck-Gruppe muss aus kartellrechtlichenGründen entweder den Berliner Verlag oder die «Tagesspiegel»-Gruppeverkaufen.