Bergbau Bergbau: Am «Kalimandscharo» wird rund um die Uhr abgebaut

Zielitz/dpa. - Schon von weitem sind die weißen Abraumhaldenin Zielitz bei Magdeburg zu sehen. Mehr als 100 Meter hoch türmensich nicht verwertbare Salze - im Volksmund liebevoll«Kalimandscharo» genannt. Seit mehr als 30 Jahren wird hier am Randeder Heidewälder nach dem Kalisalz gegraben. Genutzt wird das Salz inder Landwirtschaft als Dünger, aber auch in der Industrie. Mit einemrechnerischen Umsatz von rund 400 Millionen Euro ist das ZielitzerWerk der K+S Kali GmbH heute einer der größten IndustriebetriebeSachsen-Anhalts.
«Wir produzieren seit Monaten an der Kapazitätsgrenze», sagtBergwerksdirektor Hans-Joachim Kind. «Die Kalinachfrage ist 2004angezogen, besonders in Asien und Südamerika stieg der Bedarf anhochwertigem Kalidünger.» Deshalb wird in Zielitz praktisch rund umdie Uhr gearbeitet. Täglich steuern vier bis fünf Züge mit je 25Güterwaggons von Zielitz aus den Hamburger Hafen an. Mit einerExportquote von 95 Prozent dürfte das Kaliwerk der größte Exporteurder Region sein.
«Dieses Jahr verkaufen wir fast 2 Millionen Tonnen Kalidünger undnahezu 500 000 Tonnen hochreines Industriekali. Damit stammen rund 40Prozent der gesamtdeutschen Kaliproduktion aus unserem Werk»,erläutert Christoph Wehner, der kaufmännische Leiter. Damit istZielitz unter den sechs Kalibergwerken der K+S Gruppe Spitzenreiter.Mit 1625 Mitarbeitern, davon 130 Auszubildenden, ist das Kaliwerkzudem der größte industrielle Arbeitgeber im nördlichen Sachsen-Anhalt.
«Verglichen mit den 3500 Mitarbeitern vor der Wende scheint daswenig», sagt Betriebsratschef Klaus Krüger. Doch damals gehörte zumWerk auch die so genannte Konsumgüterproduktion, wo Fernsehantennenund Autoanhänger gefertigt wurden. Für Krüger steht fest: «DerAderlass Anfang der 90er Jahre war unerlässlich.» Die weltweiteKalikrise 1993 führte zu Kurzarbeit und weiteren Entlassungen.
Erst im Zusammenschluss aller deutschen Kalistandorte unter demDach der heutigen K+S Kali GmbH kam es in Zielitz wieder zuInvestitionen in neue Anlagen und Großgeräte. Seitdem hat sich dieProduktion um das 2,5fache erhöht und die Belegschaft konnte nahezuauf dem gleichen Niveau gehalten werden. «Die Kalifusion war inunseren Augen von vorn bis hinten eine Erfolgsstory», ergänztBetriebsratschef Krüger.
«Die Kali-Lagerstätte hat bei Zielitz eine Ausdehnung von 11 mal30 Kilometer», erläutert Christoph Wehner. Die Kapazität der Grubereicht seiner Ansicht nach für mindestens vier Jahrzehnte. Da jedochdie Lagerstätte ein durchschnittliches Gefälle von 17 Prozent hat,muss das Rohsalz aus Tiefen von 400 bis 1200 Metern gefördert werden.Unter Tage arbeiten die Kumpel bei Temperaturen bis zu 40 Grad.
«Mit einer Jahreskapazität von 12 Millionen Tonnen ist unserSchacht 1 der größte Bergbau-Förderschacht weltweit», ergänztDirektor Kind nicht ohne Stolz. Auf Grund der großen Nachfrageproduziert das Werk seit Monaten am oberen Limit. «Dieses Jahrkönnten es also 12 Millionen Tonnen Rohsalz werden - mehr gehtnicht.» Da jedoch der Kaliumchloridanteil nur etwa 22 Prozentbeträgt, muss das Kali über Tage aufwendig «herausgefiltert» werden.Jedes Jahr verlassen etwa 2,4 Millionen Tonnen Kaliprodukte das Werkper Eisenbahn und Lkw. Und fast 10 Millionen Tonnen Abraum werdennordöstlich von Zielitz «aufgehaldet» - der Kalimandscharo wächstalso weiter.

