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Bebitz Bebitz: Inder baut Flanschenwerk aus

Von Steffen Höhne 25.10.2007, 16:01

Bebitz/MZ. - In der rußigen Halle sticht der große, glänzende Ofen hervor. Im Takt spuckt die Schmiede glühenden Stahl aus. Über ein Band läuft dieser in eine Pressanlage und wird unter ohrenbetäubenden Hämmern zu Flanschen geformt. "Mit der Installation weiten wir die Produktion aus", sagte Firmenchef Dhruv Kochhar.

Die Anlage ist der sichtbare Beweis, dass es mit dem bereits 1911 gegründeten Flanschenwerk Bebitz im Salzlandkreis bergauf geht. Mit Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) wurde am Donnerstag nicht nur die Schmiede, sondern auch eine Anlage zur Herstellung von Stabstahl auf Basis von Edelstahl eingeweiht. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir 18,7 Millionen Euro investiert", so Kochhar

Flansche werden als Verbindungsstücke für Rohrleitungen eingesetzt. Der Markt wächst. Nur deutsche Hersteller profitierten trotz hoher Qualität in den letzten Jahren wenig davon. Auch Bebitz musste 2002 Insolvenz anmelden. "Wir konnten jedoch alle unsere Großkunden halten", sagte Werks-Direktor Jürgen Brandt. Mit dem Einstieg von Kochhar und dem Rückenwind einer starken Chemiekonjunktur gelang es, seit 2004 den Umsatz um fast 81 Prozent auf erwartete 52 Millionen Euro im laufenden Jahr zu erhöhen. Zu den Kunden zählen Total, Dow oder Bayer. Für 2008 rechnet Kochhar mit 75 Millionen Euro. Ein Großteil des zusätzlichen Geschäfts soll mit Stabstahl verdient werden. Dieser wird unter anderem in der Automobilindustrie eingesetzt. Doch nicht nur der Umsatz auch die Zahl der Mitarbeiter verdoppelte sich seit 2004 fast von 120 auf 220 - plus 33 Auszubildende.

Kochhar, der in den USA und der Schweiz studiert hat, kommt aus einer Industriellenfamilie, die in Bombay Edelstahl- und Drahtwerke betriebt. Nach der Übernahme wurde das Massengeschäft von kleinen Flanschen aus Kostengründen in eine Tochterfirma von Bebitz nach Indien verlagert.

Mit einem Büro in den USA wurde zudem der amerikanische Markt erschlossen. Nur noch ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet das Flanschenwerk in Deutschland. Ministerpräsident Böhmer sagte bei der Eröffnung: "Die Globalisierung ist mit mehr Wettbewerb verbunden, birgt aber auch große Chancen." Die erste indische Investition in Sachsen-Anhalt zeige, welchen Vorteile für das Land und die Menschen entstehen können.

Die nächsten Investitionen in das Flanschenwerk sind schon in Planung. Für 2008 soll die Fertigung von Stahlringen, wie sie bei Windkraftanlagen eingesetzt werden, erweitert werden. Denn die Firmenexpansion will Kochhar langfristig von Deutschland aus betreiben. Dafür hat er sich nicht nur ein Haus am Rande von Leipzig gekauft, sondern auch die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.