Baubranche Baubranche: Zementwerk in Karsdorf fährt auf Altreifen ab
Karsdorf/MZ. - Der 54-jährige Nebraer, der 2004 vom französischen Eigentümer Lafarge zum führenden Mann im Werk bestimmt wurde, setzt auf diese Strategie, um die Elektrizitäts-Kosten zu kompensieren. "Innerhalb der letzten vier Jahre haben die Strompreise um 60 Prozent zugelegt", beklagt der Manager.
Im Regelfall werden zur Zement-Erzeugung Brennstoffe wie Steinkohle, Heizöl oder Erdgas eingesetzt. Weil die aber immer teurer geworden sind, suchen immer mehr Zementwerke nach geeignetem Ersatz. Laut Branchenverband sind bereits 41 Prozent aller in Deutschlands Zementwerken verfeuerten Brennstoffe alternativer Art. Karsdorf liegt bei 50 Prozent. "Bis 2009 wollen wir komplett auf Ersatz-Brennstoffe setzen", umreißt Schenk das Ziel. Damit würde das Werk Braunkohlenstaub, der bislang noch 50 Prozent des Brennstoff-Kontingents ausmacht, ablösen. Die andere Hälfte wird bisher zum großen Teil durch Altöle abgedeckt. Weil absehbar war, dass es immer weniger davon gibt, hatte sich das Management schon 2002 nach Alternativen umgesehen. Als spektakulär ist dabei noch der Einsatz von Tiermehl in Erinnerung.
Es war in großen Mengen angefallen, als während der BSE-Seuche unzählige tote Rinder vernichtet werden mussten. Inzwischen tendiere der Tiermehl-Anteil bei den Ersatz-Brennstoffen aber gegen Null, so der Werkleiter. Stattdessen werden nun jährlich rund 40 000 Tonnen Kunststoff-Schnipsel verfeuert. Sie fallen beim Schreddern von Materialien aus der Gelben Tonne an. Gegenwärtig kommen die zerkleinerten Kunststoffreste noch von einer Firma in der Querfurter Gegend. Lafarge plant jedoch den Bau einer acht Millionen Euro teuren Anlage auf dem Betriebsgelände. Sie soll jährlich 60 000 Tonnen Alt-Kunststoffe zum Verbrennen aufbereiten. "So würden wir nicht nur Transportkosten sparen sondern den wichtigen Ersatz-Brennstoff auch stets ausreichend verfügbar haben", so Schenk.
Doch so ohne weiteres darf kein Zementwerk den Anteil von Kunststoffen, Altreifen oder Tiermehl beim Verfeuern erhöhen. Die Behörden müssen genehmigen, wie viel Alternativ-Material es sein darf. Die Werkleitung will deshalb eine Umweltverträglichkeits-Studie in Auftrag geben. Dabei muss sie den angestrebten Brennstoff-Mix exakt auflisten. "Erst wenn die Umwelt-Behörden grünes Licht geben, werden wir die Öfen entsprechend umrüsten", sagt Schenk. Das koste 20 Millionen Euro.