1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Automobilbau: Automobilbau: Vor 75 Jahren wurde die Auto Union gegründet

Automobilbau Automobilbau: Vor 75 Jahren wurde die Auto Union gegründet

Von Erik Nebel 07.06.2007, 06:11
Im Industriemuseum Chemnitz stehen bereits die ersten ausgewählten historischen Fahrzeuge, wie das DKW-Motorrad 350 mit zwei Zylindern und und Doppelkolbenladepumpe aus dem Jahre 1939 (vorn l.) und der Wanderer-Prototyp Sport-Roadster mit 85 PS Baujahr 1935. (Foto: dpa)
Im Industriemuseum Chemnitz stehen bereits die ersten ausgewählten historischen Fahrzeuge, wie das DKW-Motorrad 350 mit zwei Zylindern und und Doppelkolbenladepumpe aus dem Jahre 1939 (vorn l.) und der Wanderer-Prototyp Sport-Roadster mit 85 PS Baujahr 1935. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Chemnitz/dpa. - Am 29. Juni 1932 besiegelten diebeiden Zwickauer Luxuswagenproduzenten Horch und Audi, dieAuto-Sparte der Chemnitzer Wanderer-Werke und DKW aus Zschopau den Zusammenschluss zum neuen Branchenriesen. Heute ist die Marke kaum noch bekannt, dabei war sie in den 30er Jahren nach Opel der zweitgrößte deutsche Automobilhersteller. Weltberühmt ist aber das Symbol der Auto Union: vier ineinander verschlungene Ringe als Zeichen des Zusammenschlusses. Sie leben als Markenzeichen von Audi fort.

«Und die Audi AG bekennt sich zu ihren sächsischen Wurzeln. Soinvestierte das Unternehmen 6,6 Millionen Euro in das August HorchMuseum Zwickau, das sich in jenen Fabrikräumen befindet, in denenAugust Horch 1909 die Marke Audi gründete», sagt der Leiter desBereiches Audi Tradition, Thomas Frank in Ingolstadt.

Das Chemnitzer Industriemuseum dokumentiert die Geschichte vondiesem Freitag an mit einer Sonderausstellung. Zu sehen sind dabeinach Angaben von Ausstellungsleiterin Anett Polig mehr als 20Original-Fahrzeuge. Das Zwickauer Horch-Museum widmet sich vom 29.Juni an der legendären Rennsportgeschichte von Auto Union.

«Der Zusammenschluss war eine Erfolgsgeschichte», sagt derHistoriker Martin Kukowski, der an der TU Chemnitz die Geschichte derAuto Union erforscht hat. 1938 hatte sich der Umsatz auf 275Millionen Reichsmark vervierfacht. 59 000 Motorräder und 67 000 Autosverließen die sieben Werke. Die Zahl der Beschäftigten verdreifachtesich auf 23 000. Auto Union war ein Konzern, der den gesamten Marktbediente. Vom massentauglichen und zuverlässigen Kleinwagen überMittelklasseautos bis hin zu Staatskarossen.

Die Vorgeschichte der Auto Union begann mit August Horch. Derhatte am Technikum in Mittweida studiert und mit 31 Jahren seineerste Autofirma gegründet. 1904 zog der Betrieb nach Zwickau um.Horch baute als erster Motoren und Getriebegehäuse aus Aluminium-Guss. Die Wagen galten als besonders zuverlässig. Doch der genialeAutobauer verkrachte sich mit Vorstand und Aufsichtsrat seiner Firmaund verließ diese 1909.

Schon bald war der umtriebige Konstrukteur erneut auf dem Markt.Da die Namensrechte bei seiner ehemaligen Firma verblieben waren,verfiel er auf einen Trick: Er übersetzte einfach seinen Namen insLateinische - die Marke Audi war geboren. Schnell gelangte sie zuAnsehen. Unterdessen konstruierte bei den «eigentlichen» HorchwerkenPaul Daimler, Sohn des Autopioniers Gottfried Daimler, die Motoren.

Doch beide Luxuswagenhersteller erlitten Pannen. Schon 1928 wurdendie Audi-Werke an die Zschopauer Firma DKW verkauft. Horchs Endedrohte, als sich ein 1931 beim Pariser Autosalon vorgestellterZwölfzylinder nur 80 Mal verkaufte. Auch die Autosparte von Wanderersteckte in der Krise. Zudem überschwemmten US-Autos den europäischenMarkt. Automatisierung und Rationalisierung waren schon damals dasGebot der Stunde.

Der Zusammenschluss sei der einzige Ausweg aus der Krise gewesen,schildert Historiker Kukowski. Die goldenen 20er Jahre waren vorbei,die Weltwirtschaftskrise und die hohe Arbeitslosigkeit führten zuherben Absatzeinbrüchen. «Allein hätten besonders Horch und Audikeine Chance gehabt», erklärt Kukowski. Im Hintergrund sprach auchdie Politik ein gewichtiges Wort mit. Kredite wollte sie über dieSächsische Staatsbank nur für ein fusioniertes Unternehmen geben.

Zur Geschichte der Auto Union gehört auch ihre Verstrickung in denNationalsozialismus. Das Unternehmen entwickelte sich in der 30-erJahren immer mehr zum Rüstungskonzern. 1937 wurde bereits ein Fünfteldes Umsatzes mit staatlichen Stellen, vor allem der Wehrmachtgemacht: Panzermotoren und Kettenfahrzeuge statt Kleinwagen undSportcabrios. Im Zweiten Weltkrieg mussten zudem TausendeZwangsarbeiter bei dem Unternehmen schuften.

Nach dem Krieg wurde die Auto Union im bayerischenIngolstadt neu gegründet und später in Audi AG umbenannt. Die hältheute alle Rechte an den alten Traditionsmarken. Die im Ostenverbliebenen Werke wurden zur Basis des späteren Trabant-HerstellersVEB Sachsenring. Heute produziert Volkswagen in Zwickau unter anderemden Passat. In Chemnitz steht ein VW-Motorenwerk.