Automobilbau Automobilbau: DaimlerChrysler steigt überraschend bei Mitsubishi aus

Stuttgart/Tokio/dpa. - Aktionäre hatten die Beteiligung von 37 Prozent heftig kritisiert.DaimlerChrysler wurde vor vier Jahren für 2,1 Milliarden Euro größterMitsubishi-Aktionär. Für den japanischen Autobauer wird nun ein neuerSanierungsplan entwickelt.
Nach einer Aufsichtsratssitzung hatte der Konzern in der Nacht zumFreitag überraschend mitgeteilt, dass DaimlerChrysler sich nicht ander geplanten Kapitalerhöhung beteiligen und die weitere finanzielleUnterstützung einstellen werde. Dies bedeute in der Konsequenz denRückzug bei Mitsubishi, sagte ein Konzernsprecher.
Wie zu erfahren war, hatte Schrempp dem Aufsichtsrat den Rückzugvorgeschlagen, nachdem er am vergangenen Sonntag nochmals zuletztlich ergebnislosen Verhandlungen mit den anderen Mitsubishi-Aktionären in Tokio gewesen war. Laut Finanzchef Gentz sei derKapitalbedarf bei MMC «sehr, sehr hoch». In Medienberichten war vonüber fünf Milliarden Euro die Rede gewesen. Aus DaimlerChrysler-Sicht wäre die zu erwartende Rendite nicht zufrieden stellendgewesen, begründete der Finanzvorstand am Freitag die Absage an eineKapitalerhöhung mit DaimlerChrysler-Beteiligung. Der Konzern stehtbereits durch die schleppende Sanierung bei Chrysler unter Druck.
Die Zukunft von MMC ist zwar ungewiss, steht derzeit aber offenbarnicht auf dem Spiel. Die Mitsubishi-Gruppe wolle innerhalb einesMonats einen neuen Sanierungsplan für MMC ausarbeiten, berichtete dieNachrichtenagentur Jiji-Press. Das Sanierungsteam werde von einemVorstandsmitglied des Großaktionärs Mitsubishi Heavy Industriesgeleitet. Die Hauptversammlung am 30. April finde wie geplant statt.Der Stuttgarter Konzern ist mit 37 Prozent größter Aktionär derMitsubishi Motors Corporation (MMC). Die anderen Aktien haltenverschiedene Unternehmen des Mischkonzerns Mitsubishi Group.
Nach den Worten von Finanzchef Manfred Gentz sucht DaimlerChryslerzur Zeit keinen Käufer für sein japanisches Aktienpaket. DieEntscheidung über einen Verkauf hänge davon ab, wie die anderenAktionäre über die Zukunft von MMC entscheiden würden, sagte Gentz ineiner Telefonkonferenz, an der Schrempp nicht teilnahm. Wie aus demUnternehmen zu erfahren war, sei ein Rücktritt Schrempps kein Thema.
Klaus Kaldemorgen, Chef des größten deutschen Aktienfonds DWS,lobte den Ausstieg. «Es war nicht zu spät», sagte er dem Berliner«Tagesspiegel». Die Fondsgesellschaft Union Investment, die wie DWSmit heftiger Kritik auf der Hauptversammlung am 7. April in Berlinaufgetreten war, begrüßte, dass DaimlerChrysler die Reißleine gezogenhabe. «Das Geld ist im eigenen Unternehmen deutlich besseruntergebracht», sagte Fondsmanagerin Pia Hellbach. Die DeutscheSchutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) forderte, Schrempp sollejetzt seine gesamte Internationalisierungsstrategie auf den Prüfstandstellen, die die Aktionäre bislang nur Geld gekostet habe.
Alle laufenden Pkw-Projekte mit Mitsubishi würden fortgeführt,sagte ein Sprecher in Stuttgart. Sie seien mit langfristigenVerträgen abgesichert. Dazu gehört sowohl die gemeinsam betriebeneMotorenfabrik in Kölleda (Thüringen) wie auch die gemeinsameFertigung des smart forfour und des Mitsubishi Colt in der Nedcar-Fabrik im holländischen Born. Auch die Zusammenarbeit von Mitsubishiund Chrysler bei verschiedenen Pkw-Modellen gehe weiter. Gentzbetonte, selbst wenn der japanische Autobauer illiquide werden würde,wovon er nicht ausgehe, würde der neue smart forfour weitergebaut.
Bislang waren alle Beobachter davon ausgegangen, dass sichDaimlerChrysler mit mehreren Milliarden Euro an der Mitsubishi-Sanierung beteiligen würde. Schrempp hatte allerdings bis zuletztbetont, dass man alle Optionen prüfen werde.
DaimlerChrysler hatte im Jahr 2000 zunächst 34 Prozent an MMC für2,1 Milliarden Euro erworben. Damit wollte Schrempp nach der Fusionmit Chrysler einen weltumspannenden Autokonzern schmieden, der aufallen großen Märkten eine wichtige Rolle spielen sollte. Nach einemgroßen Pannen-Vertuschungsskandal wurde DaimlerChrysler-Manager RolfEckrodt 2002 Mitsubishi-Präsident. Als klar wurde, dass die ohnehinhochverschuldete MMC im Geschäftsjahr 2003/2004 (31. März) mitumgerechnet 530 Millionen Euro Verlust eine herben Rückschlagerleiden würde, schickte Schrempp ein hochkarätiges Management-Teammit smart-Chef Andreas Renschler an der Spitze nach Tokio. Renschlerwurde als möglicher Eckrodt-Nachfolger gehandelt, was nun kein Themamehr ist.

