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Auto Auto: Opel-Vorstand startet Verhandlungen mit Betriebsrat

16.10.2004, 15:32
Bochumer Opel-Arbeiter bleiben hart: Auch Montag sollen Bänder stehen. (Foto: dpa)
Bochumer Opel-Arbeiter bleiben hart: Auch Montag sollen Bänder stehen. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Rüsselsheim/Bochum/dpa. - GM hatteam Donnerstag radikale Sparpläne angekündigt: Demnach sollen bis 2006europaweit 12 000 Stellen gestrichen werden, 10 000 davon an dendeutschen Opel-Standorten.

Im Kampf um ihre Arbeitsplätze bleiben die Arbeiter des besondershart betroffenen Bochumer Opel-Werkes bei ihrer harten Linie. Siewollen auch am Montag die Produktion lahm legen, sofern GM und Opelbetriebsbedingte Kündigungen nicht deutlich ausschließen. DieEntscheidung darüber, ob die Belegschaft zur nächsten Schicht umsechs Uhr wieder antritt, liege bei den Beschäftigten, sagte Europa-Betriebsrat Klaus Hemmerling am Sonntag. «Wenn positive Signale vonGeneral Motors kommen, könnte die Arbeit wieder aufgenommen werden.»Sie war am Donnerstag unmittelbar nach Bekanntwerden der GM-Pläneeingestellt worden. Auch während der bislang letzten regulärenSchicht bis Samstag früh standen die Bänder im Bochumer Opel-Werkstill. Das ganze Wochenende über blockierten Arbeiter die Werkstore.

Zu möglichen Spielräumen, den Stellenabbau zu begrenzen undMassenentlassungen zu verhindern, kamen am Wochenende noch keinekonkreten Signale aus dem GM-Management. Der Vizechef von GM Europe,der frühere Opel-Vorstandsvorsitzende Carl-Peter Forster, brachteeine Auffanggesellschaft ins Gespräch. «Wenn es uns gelingt, diebetreffenden Mitarbeiter in Beschäftigungsgesellschaften zuüberführen, können wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden», sagteForster der «Welt am Sonntag». Damit wären die Arbeitsplätze zweiJahre garantiert, allerdings bei deutlichen Lohneinbußen. DieBelegschaft in Bochum sprach sich am Sonntag bereits dagegen aus.Dies sei nur ein verzögerter Weg in die sichere Arbeitslosigkeit.

GM-Europachef Fritz Henderson bekräftigte im «Spiegel», diegeplanten Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich seien ohneWerksschließung zu schaffen. Auf die Frage, wie lange Opel ohne denangekündigten Sanierungskurs durchhalten könne, sagte er der «Bild amSonntag»: «Gar nicht mehr.» Auf die Opel-Standorte könnten sogar nochhärtere Schnitte zukommen: «Wenn sich die Autowirtschaft weiterverschlechtert, müssen wir weiter nachjustieren.» Henderson und seinVize Forster ließ keinen Zweifel daran, dass vor allem das BochumerWerk gefährdet ist: «Die Gefahr einer Schließung ist nicht vomTisch», sagte Henderson. «Wenn wir jetzt nicht schnell und schlauhandeln, hat Bochum keine Zukunft», unterstrich Forster.

«Da werden die Positionen gewechselt wie die Unterwäsche»,kommentierte Franz am Samstag die Zitate in der Wochenendpresse. Essei ein Teil des Problems, dass sich seit Wochen die Spekulationenjagten. Dies verunsichere die Beschäftigten und die Kunden: «DasMarken-Image wird vom eigenen Management besudelt.» DieArbeitsniederlegungen in Bochum habe das Management selbst zuverantworten: Die Beschäftigten seien durch gezielte Indiskretionenaus der europäischen GM-Zentrale provoziert worden. Den Betriebsrätenhabe dies keine Chance zu sachlicher Information gelassen: «Ich habevolles Verständnis für die Beschäftigten, die ihrer Empörung Luftverschaffen.»

Angesichts der jahrelangen hohen GM-Verluste in Europa und deserbitterten Widerstandes der Opel-Beschäftigten stellen sichManagement und Arbeitnehmer auf lange und schwierige Gespräche ein.Betriebsratschef Franz warnte vor der Illusion, die Verhandlungenkönnten «innerhalb von sehr kurzer Zeit beendet sein». Die Materiesei so komplex und habe möglicherweise so fundamentale Auswirkungen,dass er nicht damit rechne, dass es schon innerhalb von ein, zweiWochen Ergebnisse gebe. Jetzt sei eine Phase nötig, in der dieVerhandlungspartner in Ruhe unterschiedliche Szenarien durchspielenkönnten. Auch der GM-Europachef Fritz Henderson sprach im Interviewmit dem «Spiegel» von «schwierigen Verhandlungen»; sie müssten aberzu einer Einigung führen, «denn es kann niemand ein Interesse aneinem langen Konflikt haben».

Eine lange Auseinandersetzung droht Opel nach dem Willen derBochumer Beschäftigten, wenn GM bei seiner harten Linie bleibt: Wenndas Werk geschlossen werden solle, werde es den «längsten undhärtesten Arbeitskampf geben, den Opel je erlebt hat», sagteBetriebsrat Hemmerling. Die Arbeitnehmervertreter erwarten, dass auchin den europäischen Werken in England, Belgien und Polen von Montagan die Produktion ruht. Die Betriebe werden von Opel Bochumbeliefert. «Am Montag dürfte dort die Pipeline leer sein, dann kannauch dort nicht mehr gearbeitet werden», sagte derBetriebsratssprecher Lothar Marquardt am Samstag.

So viele Stellen will Opel in Deutschland streichen (Grafik: dpa)
So viele Stellen will Opel in Deutschland streichen (Grafik: dpa)
dpa