Ausbildung Ausbildung: Das Schokoladen-Mädchen
Halle (Saale)/MZ. - Eigentlich wollte sie ja irgendwas mit Tieren machen, am liebsten Tierärztin werden. Aber: "Da hätte ich das Abi gebraucht. Und das ist an Mathe gescheitert." Jennifer Kracht gibt das unumwunden zu. Warum auch nicht. Immerhin hat sich der Entschluss, das Gymnasium noch vor dem Ende der elften Klasse zu verlassen, im Nachhinein durchaus nicht als Nachteil für sie herausgestellt. Denn nun hat sie gut Lachen: Sie hat vor gut zwei Jahren eine Lehre zur Verkäuferin bei der Halloren Schokoladenfabrik begonnen und ist als diejenige ausgezeichnet worden, die 2011 den besten Ausbildungsabschluss im Bereich der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau vorweisen kann. Die Beste von 5 046 Prüflingen.
Dass auch Rechnungsführung zu den Prüfungsfächern gehört und damit auch Mathe, das freut sie besonders. Denn: "Mittlerweile macht mir das sogar richtig Spaß", sagt sie. "Meiner Mathe-Lehrerin würden die Ohren klingen, wenn sie das hört." Dass es mit einer Lehre in der Schokoladenfabrik geklappt hat, darüber hat sich die heute 22-Jährige besonders gefreut. Warum? "Ich esse für mein Leben gern Schokolade", sagt sie und fügt gleich hinzu: "Wenn man etwas verkaufen will, dann muss man auch dahinter stehen, sonst wird das nichts Ordentliches. Man muss mit dem Herzen dabei sein, voll dahinter stehen, dann kann man auch die Kunden viel besser beraten."
Was sie sich eher nicht vorstellen könnte, ist, Kleidung oder Schuhe zu verkaufen. "Es nervt mich schon, wenn ich selbst etliches anprobieren muss. Ich gehe nicht gern in Schuh- oder Klamottenläden." Aber das Verkaufen dort steht ja auch nicht auf dem Plan von Jennifer Kracht. Sie würde gern bei Halloren bleiben. Und kann sich durchaus Hoffnungen machen. Denn aufgrund der guten Leistungen hat sie an die zweijährige Verkäuferinnen-Lehre gleich noch ein Jahr anschließen können und qualifiziert sich weiter zur Kauffrau für Einzelhandel.
Was ihr an ihrem Beruf gefällt? "Eigentlich alles", sagt sie: das Verkaufen an der Laden-Theke in der Verkaufsstelle Delitzscher Straße oder den Filialen am Bahnhof, am Markt, in Leipzig und Güntersdorf. Und sie mag auch das, was sonst noch dazugehört - von der Beratung der Kunden über das Präsentieren oder Verpacken der Ware im Geschäft bis hin zum Bedienen von Kunden im Café, wenn sie in der Filiale am halleschen Markt eingesetzt wird. Mittlerweile macht ihr selbst das Spaß, was sie nie gedacht hätte: das Führen der Rechnungsbücher, Kalkulationen - alles Kaufmännische eben.
Die Frage, was Familie und Freunde davon halten, dass sie "Schokoladen-Mädchen" geworden ist, ist leicht zu beantworten: "Die finden das prima." Besonders denkt sie an ihren Freund, der Schokolade genauso gern mag wie sie. Und an ihre Freundin Nadja, die in Stuttgart lernt, öfter mal süße Grüße aus der Heimat bekommt und die Nachfrage nach Halloren im Südwesten angekurbelt hat.