Aus Kostengründen Aus Kostengründen: Bruno Banani stellt Produktion in Chemnitz ein

Chemnitz - In Reihe sitzen Näherinnen in der Produktionshalle. Auf ihren Tischen liegen feine Stoffe in leuchtenden Farben. In schnellen Handgriffen werden die Textilien durch die Nähmaschinen gezogen, es entstehen Boxer-Shorts, Pants, Sport-Slips oder Strings.
Der Unterwäsche-Hersteller Bruno Banani aus dem sächsischen Chemnitz ist eine der letzten deutschen Modefirmen, die hierzulande noch selbst fertigt.
Aus für Chemnitz - 28 Näherinnen betroffen
Doch auch am Firmensitz des Familien-Unternehmens sollen zum Jahresende die Lichter in der Produktion ausgehen. „Die Auftragseingänge für unsere in Chemnitz gefertigte Kollektion sind seit Jahren rückläufig, eine Trendwende ist nicht mehr zu erwarten“, begründet Geschäftsführer Jan Jassner das Aus.
28 Näherinnen seien davon betroffen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 117 Mitarbeiter, davon noch 60 in Chemnitz.
In Chemnitz wird vor allem Herren-Wäsche aus sogenannten Mikrofasern hergestellt.
Ein Markenkennzeichen von Bruno Banani sind leuchtende Farben und Drucke. „Wir verwenden erstklassige Stoffe und zahlen unseren Mitarbeiterinnen auch Tariflohn“, sagt Jassner im MZ-Gespräch. Das schlage sich natürlich in den Kosten nieder. Die Preise für die Designerware liegen im Handel nach Angaben des Firmenchefs bei 24,99 Euro oder 29,99 Euro pro Stück.
Produktion von Unterwäsche in Deutschland ist zu teuer
„Durch Veränderungen im Markt und durch ein verändertes Konsumverhalten gehen die Absätze allerdings zurück“, betont Jassner. Vielfach würden heute im Handel Wäsche-Markenprodukte im Doppelpack für 19,99 Euro angeboten. Die einfache und bittere Botschaft: Zu den bisherigen Preisen lässt sich in Deutschland nicht produzieren.
Schon heute lässt Bruno Banani den Großteil der Herren- und Damenkollektionen in China fertigen. Das Unternehmen erwirtschaftete laut Geschäftsbericht im Wirtschaftsjahr 2016/17 einen Umsatz von 14,5 Millionen Euro und erzielte dabei einen Gewinn von 958.000 Euro. Daraus ergibt sich eine Umsatzrendite von mehr als sechs Prozent.
Das ist für einen Mode-Hersteller ein gutes Ergebnis. Das Unternehmen vergibt auch Lizenzen - unter anderem für Parfüms, Taschen und Sonnenbrillen. Der Herrenduft Bruno Banani ist nach Unternehmensangaben der meistverkaufte in Deutschland.
Bruno Banani wurde vor allem durch Werbung bekannt
Die Aufgabe der deutschen Produktion ist für das Unternehmen dennoch eine Zäsur. Bruno Banani entstand aus Teilen des VEB Trikotex in Chemnitz, der schon zu sozialistischen Zeiten hochwertige Herrenwäsche für westliche Auftraggeber fertigte. Jan Jassners Vater Wolfgang erkannte das Potenzial. Er gründete nach der Wende die Firma Bruno Banani und war einer der ersten in Deutschland, der bei Unterwäsche auf Designerware setzte.
Bundesweit bekannt, wurde das Unternehmen durch sein unkonventionelles Marketing. So schickten die Chemnitzer Kollektionsteile ins All oder ließen einen Drucktest einer Unterhose in 4800 Meter Wassertiefe vornehmen.
Im Jahr 1999 wurde ein neuer, moderner Firmensitz in Chemnitz eingeweiht. In der Kantine mit Panorama-Fenstern essen Näherinnen und Management bisher zusammen Mittag. Das Familien-Unternehmen war bisher auch sehr familiär. Künftig werden am Firmensitz weiter Verwaltung, Vertrieb, Marketing und Design-Abteilung arbeiten.
Neue Absatzwege online und im Outlet notwendig
Wie für alle deutschen Mode-Produzenten ist auch für Bruno Banani das Geschäftsklima rauer geworden. Fachhändler und Kaufhausketten wie Karstadt und Kaufhof werden durch stark wachsende Online-Händler wie Amazon und Otto bedrängt. Damit schwindet einer der wichtigsten Absatzkanäle für den sächsischen Unterwäsche-Hersteller.
Um das auszugleichen, betreiben die Chemnitzer inzwischen selbst einen Online-Shop und zwölf Läden in sogenannten Outlet-Centern abseits der Innenstädte. Auch im The-Style-Outlet Halle-Leipzig an der A 9 ist Bruno Banani seit 2016 vertreten.
„Wir sind mit der Entwicklung des Absatzkanals sehr zufrieden“, sagt Jassner. Angeboten wird dort jedoch nur die Kollektion des Vorjahres mit mindestens 30 Prozent Preisabschlag. (mz)