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Aufschub für Kölner U-Bahn-Flutung

27.02.2010, 10:41

Köln/dpa. - Die instabile U-Bahn-Baustelle in Köln wird nun doch noch nicht geflutet. Der Rheinpegel war zuvor nur so wenig gestiegen, dass die gefährdete Baustelle Heumarkt vorerst weiterbetrieben werden kann.

Die Flutung war angesetzt worden, um bei steigendem Grundwasser-Spiegel die Wände der Baustelle zu stabilisieren. In der gigantischen Baugrube am Kölner Heumarkt fehlen mehr als 80 Prozent der vorgesehenen Eisenbügel.

Die Arbeitsgemeinschaft der am U-Bahn-Bau beteiligten Firmen (ARGE) betonte am Freitag erneut, dass die Standsicherheit aller U-Bahn-Baustellen gesichert sei. Bauarbeiter sollen die Eisenbügel abgezweigt und an einen Schrotthändler verschachert haben. Außerdem wurden bisherigen Erkenntnissen zufolge Messprotokolle für Schlitzwände gefälscht. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben ihre bisherigen Ermittlungen wegen Betrugs und Diebstahls auch auf den Verdacht der Baugefährdung ausgeweitet, weil dieser Tatbestand nicht verjähren könne.

Als Folge der Missstände werde die ARGE ihre Kontrollen verschärfen und ihre Maßnahmen zur Qualitätssicherung überprüfen, sagte der technische Leiter der ARGE, Jochen Keysberg von der Baufirma Bilfinger Berger. Der Bügel-Diebstahl habe offengelegt, dass es «eine Lücke im Sicherheitssystem» gebe. Das Mannheimer Unternehmen hatte drei am U-Bahn-Bau beteiligte Mitarbeiter freigestellt. Zur ARGE gehören neben Bilfinger Berger auch der Baukonzern Züblin und die Wayss & Freytag Ingenieurbau AG.

Eine Erklärung dafür, warum die Protokolle gefälscht und die Bügel nicht eingebaut wurden, habe die ARGE noch nicht gefunden, sagte deren Geschäftsführer Stefan Roth. Ein Verkauf der Eisenbügel könne seiner Meinung nach nur relativ kleine Erlöse gebracht haben, so dass womöglich noch andere Gründe hinter dem Diebstahl stecken könnten. Welche Gründe das sein könnten, wisse er aber nicht.