Auf den Spuren von "Go Trabi Go" Auf den Spuren von "Go Trabi Go": Stumph und Schorsch sind wieder da
berlin - Die Straße in Bitterfeld trägt immer noch den Namen von Ernst Thälmann, und auf dem Hof sieht es noch genauso aus wie vor 25 Jahren. Wolfgang Stumph kehrt an einen besonderen Ort zurück. Hier brach einst Familie Struutz mit ihrem Trabi namens „Schorsch“ zu ihrer legendären Italien-Reise auf den Spuren Goethes auf. „Go Trabi Go“ führte 1991 über 1,5 Millionen Deutsche aus Ost und West im Kino zusammen und wurde ab 1994 immer wieder im Fernsehen wiederholt - inzwischen mehr als fünfzig Mal.
Dokumentarisches Unterfangen
Der MDR zeigt den Kultfilm zur besten Sendezeit und führt den Trabi-Trip danach weiter.
Wolfgang Stumph, der sich vor einigen Jahren vergeblich um ein drittes Kino-Abenteuer von Familie Struutz und Trabi Schorsch bemüht hatte, fand beim MDR sofort Zustimmung für seine Idee, dann eben dokumentarisch aufzubrechen und zu fragen, welche Spuren der Film hinterlassen hat. Regisseurin Jana von Rautenberg konnte sich unterwegs auf die echten Drehbücher und Dispositionen stützen.
Stumph und Schorsch sorgen für Aufsehen
Das Interesse in Dresden bei der Kinopremiere war groß: Über 500 Zuschauer feierten den Trabi-Konvoi mit Stumph und Co und sahen die Doku im Rundkino auf der größten Leinwand Sachsens. „Go Trabi Go Forever“ bekam fast so viele Lacher wie das Original. Für Komik sorgen nicht allein die Begegnungen mit Schauspielern wie Ottfried Fischer, Billie Zöckler, Andrè Eisermann oder Konstantin Wecker, die mit den Filmaufnahmen von 1990 konfrontiert werden. Wolfgang Stumph staunt bis heute darüber, dass damals Kollegen wie Dieter Hildebrandt ihn, den nahezu Unbekannten aus dem Osten, unterstützten.
Interessant auch die Treffen mit Statisten und Helfern hinter der Kamera. Der Baggerfahrer, der Trabi Schorsch fast verschrottet hätte, arbeitet immer noch auf dem Schrottplatz. Der Zwickauer Monteur, der eine Reihe von Fahrzeugen für den Kinotrip präparierte und in die Farbe „Gletscherblau“ umspritzte, hat tatsächlich noch einen Filmtrabi in der Garage – aber keinen Job. Überall sorgen Stumph und der Trabi für Aufsehen: In Rom läuft ein Mann aus Köln in die Aufnahmen herein, der Italien auf den Spuren von „Go Trabi Go“ erkundet. „Es glaubt uns kein Mensch, dass wir den nicht gecastet haben“, kommentiert Regisseurin Jana von Rautenberg.
Erste Italienreise für Schauspieler
Der tiefere Grund für die anhaltende Beliebtheit des Roadmovies dürfte das Wiedererkennen sein. Denn nicht nur Familie Struutz, sondern Millionen DDR-Bürger strömten in Sommer 1990 erstmals gen Westen und Süden. Auch die drei Hauptdarsteller Wolfgang Stumph, Marie Gruber und Claudia Schmutzler erlebten mit den Dreharbeiten ihre allererste Italienreise. „Stumpi hat sich praktisch selbst gespielt“, blickt Regisseur Peter Timm zurück. Er hatte den Dresdener Kabarettisten bei einem Gastspiel in München entdeckt.
„Der Film hat für die deutsche Vereinigung mehr bewirkt als viele Politiker“ erklärt Andrè Eisermann bei der Premiere in Dresden. Als er danach den Freiheitsdrang der DDR-Bürger gen Westen mit dem Strom der Flüchtlinge gen Deutschland verglich, war der Beifall im Saal nicht mehr ganz so laut.
Am Montag im MDR: 20.15 Uhr, Go Trabi Go. 22.05 Uhr Go Trabi Go Forever, Dokumentation: am Montag (mz)