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Ärzte entfernen krebskranke Niere durch die Scheide

01.04.2008, 12:57

Barcelona/dpa. - Erstmals in Europa haben spanische Mediziner einer Frau eine Niere durch die Scheide entfernt. Die 66-jährige Patientin konnte zwei Tage nach Entnahme der krebskranken Niere aus dem Krankenhaus in Barcelona entlassen werden.

Die Operation bedeutete nach Presseberichten vom Dienstag eine weitere Fortentwicklung der Technik, kranke Organe durch natürliche Körperöffnungen zu entfernen.

Das Operationsverfahren habe den Vorteil, dass der Eingriff praktisch keine äußerlich sichtbare Narben hinterlasse, betonte der Leiter des Ärzteteams, Antonio Alcaraz. Außerdem werde der Prozess der Heilung auf ein Minimum verkürzt. Bei dem Eingriff, der am 10. März im Hospital Clínic von Barcelona erfolgt war, nahmen die Ärzte zwei Schnitte von je einem Zentimeter am Unterleib der Patientin vor. Dadurch führten die Ärzte Geräte ein, mit denen sie die krebskranke Niere vom übrigen Gewebe abtrennten.

Die Niere wurde dann durch einen Schnitt im Inneren der Scheide herausgezogen. Das erkrankte Organ war zuvor in eine Isolierfolie eingewickelt worden, um zu verhindern, dass andere Gewebeteile mit den Krebszellen in Berührung kamen. Die Patientin, Mutter von drei Kindern, berichtete: «Zwei Tage nach dem Eingriff durfte ich schon wieder nach Hause zurückkehren. Dort habe ich - wie an jedem Tag - das Essen gekocht und abends die Wäsche gebügelt.»

Operationen über natürliche Körperöffnungen, in der Fachsprache als NOTES (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery) bezeichnet, werden in der Medizin immer häufiger vorgenommen. Manche Mediziner sehen dieses Verfahren allerdings kritisch und verweisen auf höhere Infektionsrisiken.

Im Sommer 2007 entfernten Hamburger Ärzte erstmals in Deutschland einer Patientin die Gallenblase durch die Scheide. Damals sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Prof. Hartwig Bauer: «Die Außenhaut lässt sich sicherer desinfizieren als das Scheidengewölbe.» Das Risiko einer Bauchfellentzündung könne bei einem Schnitt durch das hintere Scheidengewölbe höher sein als bei einem Schnitt von außen in die Bauchdecke.