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Artur Fischer Artur Fischer: Viele Ideen beim Duschen

30.12.2009, 12:58
Artur Fischer, der Begründer der schwäbischen Dübel-Dynastie, steht in seinem Büro im Schwarzwaldort Waldachtal-Tumlingen mit einem übergroßen Modell seines «Fischer-Dübels». (FOTO: DPA)
Artur Fischer, der Begründer der schwäbischen Dübel-Dynastie, steht in seinem Büro im Schwarzwaldort Waldachtal-Tumlingen mit einem übergroßen Modell seines «Fischer-Dübels». (FOTO: DPA) dpa

Waldachtal/dpa. - Mehr als 1100 seinerIdeen hat der Familienvater in den letzten 60 Jahren angemeldet, wasihm den Namen «Patent-König» einbrachte. Der Tüftler gilt als einerder fleißigsten bundesweit und wird nicht müde. Mitarbeiterbeschreiben den 1919 in Tumlingen (heute Gemeinde Waldachtal im KreisFreudenstadt) geborenen Bauschlosser als «fit und agil». An diesemDonnerstag wird Fischer 90 Jahre - ohne große Party im Kreis derFamilie.

Dabei gibt es im Hause Fischer einiges zu feiern: ZumJahreswechsel sind genau 30 Jahre vergangen, seit Fischer sein 1948gegründete Unternehmen in Waldachtal im Schwarzwald an seinen SohnKlaus (59) übergab. Dieser feiert im August 2010 seinen 60.Geburtstag - und bereits 2008 hatte der Kunststoff-Dübel sein 50-Jähriges. Nicht zu vergessen zahlreiche Ehrungen, die Vater und Sohnin den vergangenen Jahren zu Teil wurden: Zuletzt im Sommer 2009, alsFischer senior für sein Lebenswerk den Deutschen Gründerpreis 2009erhielt. Er habe aus einem kleinen Apparatebaubetrieb eininternationales Unternehmen geschaffen, «in dem sich die Mitarbeiterals Teil einer Familie begreifen», so die Jury.

«Wir sind eine Familienunternehmen durch und durch», sagt einSprecher. Der Handschlag zur Begrüßung sei selbstverständlich. Seitmehr als zehn Jahren gelten verbindliche Unternehmenswerte:innovativ, eigenverantwortlich, seriös. Ingenieur Fischer juniorsieht sich als Impulsgeber und treibende Kraft des Familienbetriebes,den er - basierend auf dem Know how seines Vaters - zielstrebig zueinem weltweit agierenden Unternehmen ausgebaut hat mit derzeit rund3750 Mitarbeitern.

Zum Wohlgefallen seines Vaters. «Meinem Sohn ist es gelungen, dieModernisierung und die Internationalisierung der Firma voranzutreibenund sie auf neue Herausforderungen vorzubereiten. Und auch dieInnovationskraft hat er erhalten», meint er 30 Jahre nachdem er ihmdie Verantwortung übertragen hat. Den Angaben zufolge kommen aus derBelegschaft jährlich 14,41 Patentanmeldungen pro 1000 Mitarbeiter.Der Industriedurchschnitt liege bei 0,57, so Fischer. Damit läge dieFischerwerke Artur Fischer GmbH unter den wichtigen Patentanmeldernin Deutschland auf Rang drei.

Ihm selbst seien «viele Ideen morgens unter der Duscheeingefallen», verriet der Jubilar einst. Den Durchbruch alsUnternehmer schaffte der Sohn eines Schneiders 1958 mit dem Dübel ausPolyamid. Eine bahnbrechende Erfindung machte Fischer jedoch schonviel früher im Jahr 1949, als er ein Blitzlichtgerät für Fotoapparatemit synchroner Auslösung entwickelt. Auslöser war - wie meist - einAlltagsproblem: Eine Fotografin weigerte sich, in seiner niedrigenMansardenwohnung mit dem herkömmlichen Magnesiumblitzlichtbeutel mitZündschnur ein Foto von der frisch geborenen Tochter zu machen.

Monate später hatte Fischer das Patent für das ersteSynchronblitzlichtgerät in der Tasche. 1950 biss der Agfa-Konzern anund erteilte einen Großauftrag - und der kleine Werkstattbetriebwurde zur Fabrik mit mehr als 100 Beschäftigten, die nach Tumlingenumzog. Inzwischen werden die Produkte der Fischerwerke in mehr als100 Ländern vertrieben, das Unternehmen verfügt über rund 2100Patente. Nach einer Rekordbilanz im vergangenen Jahr will dasUnternehmen auch 2009 trotz Wirtschaftskrise schwarze Zahlenschreiben. 2008 hatte es eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von 560Millionen Euro erzielt.

Trotz des Erfolges und zahlreicher Ehrungen - Fischer erhielt alserster Nicht-Akademiker den Werner-von-Siemens-Ring - ist der Tüftlerbodenständig geblieben. Auch seine treibenden Kräfte sind über dieJahre dieselben geblieben: Neugier und Mut.